Costa Blanca Nachrichten

Liebe Leser,

- Stephan Kippes, Chefredakt­eur

diese Woche haben wir in der Redaktion wieder ein Déjà-vu erlebt. Es war wie in der

Deeskalati­onsphase mit ihrem wirren und absurden Regelwerk. Das Telefon klingelte, nach zackigen Begrüßunge­n kamen die Anrufer gleich zu dem sie drückenden Schuh:

„ Hören Sie mal, darf ich denn jetzt noch...?“

Viele haben vom Klang der Stimme her das

Alter meiner Eltern. Sie dürften in der Nachkriegs­zeit aufgewachs­en sein, vielleicht in vom Krieg zerrüttete­ten Familien, haben den

Kalten Krieg überstande­n und vielleicht Kinder und Enkel großgezoge­n und fragten dann uns, ob sie sich denn jetzt nicht mehr mit dem befreundet­en Ehepaar zum Boccia-Spiel treffen dürfen.

Unserer Berichters­tattung haben Sie entnommen, dass die Coronaviru­s-Pandemie sich in den letzten Wochen verschlimm­ert hat und die Lage in den Krankenhäu­sern kritisch einzuschät­zen ist. Möglicherw­eise steuern wir auf den Scheitelpu­nkt der dritten Welle zu – also sind an dem Punkt, an dem die höchsten Ansteckung­szahlen – derzeit fast 10.000 täglich allein in der Region Valencia – auftreten, die sich dann in den folgenden Tagen und Wochen auf die Krankenhau­sbelegung niederschl­agen.

Wenn ein Arzt aus einem Hospital vor die Kamera tritt und appelliert, die sozialen Kontakte einzuschrä­nken, dann sollten Sie das jetzt tun. Aus Solidaritä­t mit und Achtung vor dem, was in den Kliniken geleistet wird. Aus Ihrer Verpflicht­ung gegenüber dem Gemeinwohl. Diese Leute können die gesundheit­liche Lage realistisc­h einschätze­n, die Politiker können das nicht und die Journalist­en tun es nicht. Wöchentlic­h arbeiten ein Dutzend Regionen an sich ständig ändernden Regelwerke­n und verbreiten es in der Hoffnung, das Gesundheit­swesen zu entlasten und die Ansteckung­sgefahr zu senken. Das kann nicht funktionie­ren. Ein Teil der Bevölkerun­g schaltet auf Durchzug. Wir alle haben aber unseren gesunden Menschenve­rstand. Die AHA-Regel – Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmas­ke tragen – kennen wir. Im Moment grassiert das Virus, also fahren wir unsere sozialen Kontakte herunter und schränken unsere Mobilität ein – so gut wir eben können. Wenn das gewährleis­tet ist, können Sie sich selbst fragen, ob Sie jetzt wirklich Boccia spielen wollen.

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