Costa Blanca Nachrichten

Españoll iim Wandell

Spanisch weltweit im Aufwind, in Spanien aber in der Diskussion – Auf den Spuren des linguistis­chen Wandels

- Stefan Wieczorek

Ob „Español“oder „Castellano“: Spanisch ist die Mutterspra­che von 480 Millionen Menschen in 26 Staaten auf vier Kontinente­n. Darunter natürlich auch von den Spaniern selbst, wenn auch nicht allen. Einblick in eine Sprache mit Geschichte und Diskussion­sstoff.

Español“. Ein kleiner Button mit der Aufschrift zeigt, wie trendy die spanische Sprache ist. Zu finden rechts oben auf wh.gov, übersetzt er die Webseite des Weißen Hauses prompt ins Castellano. Als eine der ersten Amtshandlu­ngen führte der neue US-Präsident Joe Biden die vom Vorgänger vernachläs­sigte Option wieder ein. Ein Signal: Mit Spanisch, und vor allem den Menschen, die es sprechen, rechnet der „ mächtigste Mann der Welt“.

Wie steht es ums „ Español“in España? Así así. So lala. Heiß diskutiert Spanien seine Nationalsp­rache. Die Schulrefor­m von Ministerin Isabel Celaá setzte Spanisch als

„ lengua vehicular“, Leitsprach­e an Schulen, ab. Die Regionen entscheide­n nun selbst, wie viele Fächer sie auf Castellano lehren, oder ob überhaupt. Kann also sein, dass Schüler nur im Fach „ Castellano“etwas Spanisch hören. Den Rest würden sie im Alltag schon lernen, quasi nebenbei, signalisie­rte Celaá. Konservati­ve Kritiker sehen das als Hohn und einen Schlag gegen die eigene Sprache, die doch Weltsprach­e ist. Dass viele dieser Ankläger am liebsten alle Fächer ihrer Kinder auf Englisch unterricht­et hätten, lassen sie unerwähnt.

Am 21. Februar, dem internatio­nalen Tag der Mutterspra­chen, können rund 480 Millionen Menschen in 26 Staaten auf vier Kontinente­n Spanisch als Sprache feiern, die sie in die Wiege gelegt bekamen. Obgleich die große Mehrheit der knapp 47 Millionen Menschen in Spanien Castellano als

Mutterspra­che haben, sind sie damit weltweit nur eine kleine Gruppe. Wer hätte das 1492 gedacht, als Kolumbus sich aufmachte Asien zu erreichen und Amerika fand? In jenen Zeiten der Reyes Católicos“spielte die Sprache eine starke machtpolit­ische Rolle. Als Merkmal der vereinigte­n Königreich­e

Aragón und Kastilien stabilisie­rte sie die Union, die nicht zuletzt der Maurenherr­schaft ein Ende setzte.

In der „ neuen Welt“verbreitet­en die Eroberer ihre Sprache mit Gewalt und dem festen Ziel, ein Weltreich zu schaffen. Heute kann man sagen: Was politisch letztendli­ch misslang, ist linguistis­ch Realität. Spanisch alias Castellano ist eine Sprache, die die Welt spricht. Oder ist an Weihnachte­n „ Feliz Navidad“nicht der zweitbekan­nteste Gruß nach „ Merry Christmas“?

Spanischst­es Wort ist arabisch

Español oder Castellano: Wie sollen wir die Sprache der meisten Spanier eigentlich nennen? Das ist nicht so einfach. Menschen einiger Zonen finden es beleidigen­d, Castellano pauschal als „ Spanisch“zu bezeichnen. Allein die Frage, welche Variante auf der Iberischen Halbinsel eine Sprache und welche ein Dialekt ist, führt fast zu einer neuen „ guerra civil“(Bürgerkrie­g).

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Foto: Ángel García
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Fotos: Stefan Wieczorek/Archiv/EFE Mit neuen Wörterbüch­ern kommen Verlage nicht hinterher. 2.500 Neuerungen erhielt Spanisch allein 2020. Etwa das Verb „trollen“.
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In einigen Regionen Spaniens hören immer mehr Schüler nur im Fach Spanisch Castellano.

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