Buchtipps für die viele Zeit:
CBN-Leser empfehlen den ETA-Roman „ Patria“von Fernando Aramburu, einen Band mit arabischer Dichtung und eine Biographie über Fürst Paul von Thurn und Taxis
Den Aufruf „ Lesen Sie!“aus dem Leitartikel der vergangenen CNAusgabe kann Teddy Ralfs nur unterstützen. Sie hat uns eine Buchrezension geschickt, mit der sie andere zum Lesen anregen möchte.
Zwei Familien im Baskenland
„ Der Roman „ Patria“(Heimat) des in San Sebastián geborenen Schriftstellers Fernando Aramburu erschien 2016 zuerst in spanischer und Anfang 2018 auch in deutscher Sprache. Der Autor beschreibt darin auf 700 Seiten den Umgang zweier baskischer Familien mit dem ETA-Terrorismus. Die eine der ehemals befreundeten Familien verlor durch einen Anschlag den Vater Txato, der sich der Schutzgelderpressung der Separatisten widersetzte, und in der anderen gibt es einen Sohn, der unter Verdacht steht in die Ermordung verwickelt zu sein, was die Familien entzweit.
Als die ETA den Waffenstillstand verkündet, kehrt Bittori, die Frau des ermordeten Txato, nach 20 Jahren in ihr Heimatdorf zurück und zieht wieder in das Haus in dem sie früher mit ihrer Familie lebte. Sie will endlich wissen, was damals wirklich geschah. Das führt zu großer Unruhe bei den Nachbarn Joxian und Miren.
Joxian war ein Freund von Txato, mit dem er immer sonntags mit dem Rennrad Touren durch das hügelige Umland unternahm. Miren war eine enge Freundin von Bittori und die Mutter von Joxe Mari, der damals in den Untergrund ging, sich der ETA anschloss und mordete und heute immer noch in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt. War er der Mörder von Txato?
In vielen Rückblenden erzählt der Autor, wie die einzelnen Personen der Familien und Nachbarn mit dem durch den ETA-Terror gesäten Hass und dem Misstrauen umgingen, wie einige heimlich mit der ETA sympathisierten, wie sich andere Dorfbewohner flüsternd unterhielten, aus Angst, der Nachbar könnte ihn denunzieren und er könnte das nächste Opfer sein.
Faszinierend fand ich, wie einfühlsam Fernando Aramburu einerseits den Weg des Joxe Mari, der in einer Welt der Propaganda des Terrorismus aufwuchs, und andererseits die Leiden von Bittori und ihrer Familie sehr bewegend beschreibt. Er lässt beide Seiten zu Wort kommen. Wobei klar herauszulesen ist, dass er bei den Leidenden ist.
Nicht mehr aus der Hand gelegt
Der Autor ist Jahrgang 1959, wuchs im Baskenland auf, studierte Philologie, lebt seit 1984 in Hannover und arbeitete als Spanischlehrer. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Seit 2009 schreibt er nur noch Bücher und Beiträge für spanische Zeitungen. Mit dem Terror der ETA hat er sich mit zehn Geschichten über das Leid der Opfer (Los Peces de la Amargura) und diesem Roman auseinandergesetzt und hat zahlreiche Literaturpreise erhalten
Es ist ein spannendes Buch, das man nicht so schnell aus der Hand legen möchte. Es bringt einem den über Jahrzehnte dauernden bewaffneten Widerstand, den Radikalismus und den fanatischen Hass auf die Zentralregierung sehr nahe. Unter Bücher.de/Patria finden Sie im Internet eine Leseprobe des Buches. Ich kann es sehr empfehlen.