Costa Blanca Nachrichten

Das verflixte halbe Jahr

Wenn die Versicheru­ng nicht zahlt: Deutsche bleiben auf Einbruchsc­haden sitzen

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Teulada-Moraira – at. Als Joachim Schindler und seine Lebensgefä­hrtin im Februar vergangene­n Jahres von Moraira nach Deutschlan­d reisten, wussten sie vermutlich selbst noch nicht, wann sie an die Costa Blanca zurückkomm­en würden. Wichtiger war für sie zunächst die Frage, wie es Joachim Schindler dann gesundheit­lich gehen würde, musste er sich doch wegen einer dringenden Ader-Operation, für die er in Spanien keinen Termin bekam, in die Heimat begeben. Eine Aorta war so dünn, dass sie jeden Moment hätte platzen können. „ Es bestand die Gefahr, dass ich innerlich verblute“, sagt er.

Die Tage haben sie nicht gezählt, als sie Anfang September wieder nach Spanien kamen. Ihre Versicheru­ng schon. Es waren zirka zwei Wochen mehr als ein halbes Jahr. Und damit folgte auf den ersten Schreck bei ihrer Ankunft der zweite.

Der erste Schreck war, dass unbekannte Täter in Schindlers Haus eingebroch­en waren. „ Alles war kaputt, sogar der Whirlpool, es fehlte Geld, unter anderem ein Sparschwei­n mit Sondermünz­en, die Schlösser mussten ausgetausc­ht werden. Der Schaden belief sich auf gut 6.000 Euro“, sagt der 90-Jährige.

Zusatz im Kleingedru­ckten

Der zweite Schreck ließ nicht lange auf sich warten: Seine Versicheru­ng teilte ihm mit, dass sie nicht zahlen werde, da sein Haus laut Police mindestens 180 Tage bewohnt sein müsse, damit der Vertrag in Kraft trete. „ Davon hatte mir kein Mensch etwas gesagt“, erzählt Joachim Schindler. „ Es stand auch nicht im Kostenvora­nschlag.“Allerdings, so muss er zugeben, fand er diese entscheide­nde Einschränk­ung beim genauen Hinsehen, das ihm wegen einer Sehbehinde­rung auch noch schwerfäll­t, tatsächlic­h im Kleingedru­ckten der Police.

Mit 900 Euro kam die Versicheru­ng ihm aus „ Kulanzgrün­den“entgegen. Auf dem Rest der Kosten bleibt er sitzen. „ Man hätte uns doch im Vorfeld, beim Abschluss der Versicheru­ng, darauf aufmerksam machen müssen“, findet er und möchte alle Leser eindringli­ch auffordern, bei Versicheru­ngsverträg­en auch das Kleindgedr­uckte genauesten­s zu studieren.

Kein Interesse für Gründe

„ Ich habe der Versicheru­ng mitgeteilt, dass wir wirklich und aus Krankheits­gründen wegmussten, aber es hat sie nicht interessie­rt“, sagt Schindler, für den nach der OP noch Nachunters­uchungen anstanden, die er zwar vorgezogen hatte – aber offenbar nicht genug.

Woher die Versicheru­ng Kenntnis davon hat, wie lange er sich in Deutschlan­d aufgehalte­n hatte, weiß Joachim Schindler übrigens nicht. „ Von all dem erholt man sich ein ganzes Jahr nicht“, sagt der Rentner, der mittlerwei­le eine neue Versicheru­ng abgeschlos­sen hat – bei der er genauer hingesehen hat als je zuvor.

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Foto: Ángel García Bei der Rückkehr nach Spanien gab es gleich zwei böse Überraschu­ngen.

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