Calps gute Seele
Immer im Einsatz für die Ärmsten: Marie-Luise Blattmann ist gestorben
Calp – at. „ Sie war so großzügig und immer fröhlich, sogar zuletzt im Spital“, sagt Lina Schönbucher. Die Rede ist von einer Frau, die Wohltätigkeit gelebt und sicherlich viele Lächeln auf die sonst so traurigen Lippen bedürftiger Menschen aus Calp und Umgebung gezaubert hat. Marie-Luise Blattmann, die am 18. Januar im Alter von 90 Jahren gestorben ist, war eine gute Seele, die dort half, wo Hilfe benötigt wurde: bei den Ärmsten.
Die Gruppe der Amigas de Calpe mit denen sie ihre Wohltätigkeitsaktionen durchführte, gebe es leider nicht mehr, sagt Lina Schönbucher, die eine dieser „ Amigas“war und Marie-Luise Blattmann bereits Mitte der 80er Jahre kennenlernte. „ Mittlerweile sind alle verstorben“, sagt sie, und während sie all das aufzählt, was Marie-Luise Blattmann in ihren über 40 Jahren in Calp Gutes getan hat, wird klar, dass die Schweizerin Spuren hinterlassen hat, die hoffentlich auch nach den Amigas manch einer fortsetzen wird.
Ideen bis zum Schluss
1982 sei Marie-Luise Blattmann nach Spanien gekommen, erzählt Lina Schönbucher, und habe 1986 die Amigas de Calpe gegründet. Auch die Jassgruppe des Club Suizo Costa Blanca rief sie ins Leben, Clubmitglied wurde sie 1983/84. Mit den Amigas de Calpe „ unterstützte sie Emaús in Relleu und Altea, öffnete die erste Suppenküche in Calp, die leider wieder geschlossen wurde, und unterstützte die Lepra-Station im Vall de Laguar“, nennt sie einige Beispiele. Zuletzt habe man auch Dieter Moll etwas für sein Projekt in Burkina Faso gegeben. „ Sie war ständig unterwegs“, sagt Schönbucher. „ Auch am Ende hatte sie noch Ideen, aber die Umsetzung war dann leider nicht mehr möglich.“
Legendär, das wissen nicht nur Calps Obdachlose, waren die Weihnachtsessen im Restaurant, die die Amigas seit Jahren immer wieder für Menschen ohne Zuhause veranstalteten. „ Die Männer waren so dankbar“, erzählte Blattmann nach einem dieser Essen. „ Ich musste mich zum Abschied an die Tür stellen und es gab Küsschen von allen.“
Die weihnachtliche Armenspeisung hatte sie ins Leben gerufen, nachdem das Rathaus von Calp die Suppenküche geschlossen hatte.
„ Die Leute wussten ja gar nicht wohin. Ich fand das so schlimm“, erzählte Blattmann damals der CBN. „ Als die Stadtregierung uns zwang, die Suppenküche innerhalb von wenigen Tagen dichtzumachen, haben viele geweint, ich auch.“
Doch sie weinte nicht lange, sondern tat das, was sie immer tat: weiter helfen. Die Amigas schmierten Schinkenbrote und verteilten sie dort, wo sich die Obdachlosen aufhielten. Und sie verkauften auf Jáveas Weihnachtsmarkt in Balcón al Mar unter anderem selbstgemachtes Weihnachtsgebäck, um Geld für den guten Zweck zu sammeln. Für Obdachlose, Sozialwaisen und andere Bedürftige. Selbst die Tiere gingen nicht leer aus: Sei es, dass sie mit dem Fernbus aus der Schweiz eine Spende von 200 Kilo Hundefutter fürs Tierheim von Jávea mitbrachte oder dem Alfasiner Hundehalterverein Appa kiloweise Hundefutter spendete, weil diesem zuvor mehrere Säcke davon gestohlen worden waren.
Letzte Feier und letztes Essen
„ Noch am 10. Dezember haben wir im kleinen Rahmen ihren 90. Geburtstag gefeiert“, blickt Schönbucher zurück. „ Sie war etwas vergesslich, aber ansonsten noch fit.“Silvester sei sie mit ihr Essen gegangen, „ da habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmte“. Die Woche darauf wurde Marie-Luise Blattmann ins Krankenhaus eingeliefert, der Covid-Test war negativ. Das Krankenhaus verließ sie nicht mehr. Am 18. Januar starb sie, ihre Urne geht zurück in die Schweiz.