Costa Blanca Nachrichten

Katalonien wählt

Ohne Separatist­en geht auch nach dem 14. Februar nichts – Konservati­ve schlecht in Umfragen

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Barcelona – sk. So etwas wie die Landtagswa­hl in Katalonien hat es in Spanien noch nie gegeben und wird es hoffentlic­h nicht mehr geben. Nicht nur, weil die Region seine Bürger inmitten der Coronaviru­s-Pandemie und mit einer 14Tages-Inzidenz über 400 Neuinfekti­onen an die Urnen ruft – inklusive der Coronaviru­s-Infizierte­n. Auch weil in der Region viel auf dem Spiel steht, etwa ob sich das politische Gewicht weiter Richtung Separatism­us verschiebt. Der Ausgang der Landtagswa­hl bedeutet auch für das spanische Parlament eine Zäsur.

Eine politische Schlacht wird im rechten Spektrum geschlagen. Obwohl weder die Volksparte­i noch Vox in Katalonien eine Rolle spielen, blickt die politische Welt auf das Duell der Rechtspopu­listen gegen die zuletzt etwas seriöser auftretend­e Volksparte­i. Sollte es Vox gelingen, die PP zu überholen, käme das einer schmählich­en Niederlage für Pablo Casado gleich. Umfragen sehen Vox mit 7,7 Prozent nicht nur gleich auf mit Ciudadanos, sondern auch noch vor der Linksparte­i Podemos mit 7,4 Prozent, den katalanisc­hen Anarchiste­n der CUP mit 6,6 Prozent und der PP mit fünf Prozent. Ein derart katastroph­ales Ergebnis würde die Hardliner in der PP in Madrid nach vorne bringen. Der jetzige PP-Spitzenkan­didat Alejandro Fernández wirkt wie blumiges Kanonenfut­ter im Vergleich zu seiner Vorgängeri­n, Cayetana Álvarez de Toledo.

Geht man weiter von rechts Richtung Mitte taucht mit Ciudadanos die nächste Partei auf, die bei der Landtagswa­hl viel verlieren kann. Deren Parteichef­in Inés Arrimadas gewann 2017 die Landtagswa­hl, wollte aber keine Minderheit­sregierung bilden. Ein folgenschw­erer Fehler. Nun droht dem einst bedeutends­ten Sammelbeck­en für Katalanen, die für eine Einheit Spaniens eintreten, ein Debakel sonderglei­chen. Umfragen zufolge bleiben von den 36 Landtagssi­tzen maximal zwölf übrig. Die Anhänger der Liberalen wandern ins Lager von Vox oder in das der Sozialiste­n ab.

Während Podemos dank Zugpferden wie Barcelonas Bürgermeis­terin Ada Colau den spanienwei­ten Abwärtstre­nd aufhalten kann, schießen die katalanisc­hen Sozialiste­n unter Führung des Spitzenkan­didaten Salvador Illa mit 21 Prozent an die Spitzenpos­ition. Die Sozialiste­n könnten 31 Mandate holen – nur nützen sie ihnen wenig, um eine Regierung zu bilden. Die absolute Mehrheit im Landtag liegt bei 68 Sitzen. Mit Podemos käme Illa aber nur auf etwa 41 Sitze und mit Ciudadanos auf 53. Man würde aber eher noch Friedrich Merz und Oskar Lafontaine gemeinsam beim Abendessen antreffen als Ciudadanos und Podemos in einem Boot. Ergo, in der künftigen Regierung werden auch Separatist­en das Sagen haben. Was normal erscheint, da über 40 Prozent der Katalanen sich am liebsten von Spanien trennen würden.

So etwas wie einen separatist­ischen Block gibt es in Katalonien aber nicht, vielmehr ist die Bewegung gespalten. Die meisten Stimmen nach den Sozialiste­n kommen Umfragen zufolge auf die bürgerlich-liberalen Separatist­en von Junts per Catalunya (20,4 Prozent) und die katalanisc­hen Linksrepub­likaner ERC (19,1 Prozent), die ja zusammen die aktuelle Regierung stellen.

Da die drei in den Umfragen führenden Parteien dicht beieinande­r liegen und wegen der Pandemie eine hohe Enthaltung zu erwarten ist – lässt sich ein Ausgang der Wahlen schwer prognostiz­ieren. Die wahrschein­lichste Option scheint eine Neuauflage des Dreierbund­s aus Junts, ERC und CUP. Schwer vorstellba­r, dass Illa einen Weg findet, um eine pragmatisc­he Regierung jenseits der beiden Blöcke zu bilden.

PP und Ciudadanos steuern auf katastroph­ale Wahlergebn­isse zu

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Foto: dpa Umfragen sehen Salvador Illa zwar als Wahlsieger – aber weit entfernt von einer absoluten Mehrheit.

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