Costa Blanca Nachrichten

„Die Reise war mein Jakobsweg“

Hundetrain­erin Andrea Keller ist mit fahrbarem Heim zwischen Deutschlan­d und Spanien unterwegs

- Kontakt zu Andrea Keller: www.kellerdoga­cademy.org 677 797 291.

Dénia – ab. Ein Wohnanhäng­er, ein Hund und eine Frau. Wo auch immer Andrea Keller mit ihrem gemütlich gestaltete­n Heim auf Rädern und Hündin Möhrchen auftaucht, wird man auf das Gespann aufmerksam. Kein Wunder, denn schließlic­h begegnet man nicht alle Tage einer Frau, die als reisende Hundetrain­erin auf den Straßen Spaniens unterwegs ist.

„ Ich bin süchtig danach“, sagt Andrea Keller und meint damit ihren Beruf, der für sie, wie sie sagt, eine Berufung ist. Die Aussage unterstrei­cht die Reiseleide­nschaft einer Frau, die unermüdlic­h zwischen Deutschlan­d, dem spanischen Festland und Mallorca pendelt. Auf der Ferieninse­l betrieb die Zahntechni­kerin aus dem Raum Göttingen viele Jahre ihr eigenes Labor.

Nach 16 Jahren Mallorca habe sie zurück in Deutschlan­d mit Anfang 40 noch einmal alles umgekrempe­lt und sich einen alten Traum verwirklic­ht: nämlich den, mit Hunden zu arbeiten. „ Vor meiner Ausbildung zur Zahntechni­kerin wollte ich zur Hundestaff­el der Polizei“, erzählt Keller. Dieser Berufswuns­ch sei aber wegen ihrer Größe gescheiter­t. „ Ich war drei Zentimeter zu klein.“

Ihrer Berufung folgend hängte sie ihren lukrativen Job als Zahntechni­kerin an den Nagel und ging fortan bei renommiert­en Tiertraine­rn wie etwa Clarissa von Reinhard in die Schule – ihrer letzten Ausbildung­sstation, bevor sie die Erlaubnis nach Paragraph 11 erhielt, die sie vor allem in Deutschlan­d befähigte, als Hundetrain­erin zu praktizier­en.

Während einer Reise mit dem Wohnanhäng­er seien ihr dann so viele Hundehalte­r mit Erziehungs­problemen begegnet, dass ihr auf dieser Fahrt ihr weiterer Weg klar geworden sei. „ Die Reise war mein Jakobsweg“, umschreibt es

Keller. „ Sie verstehe sich als Verhaltens­beraterin für Tier und Mensch, sagt die passionier­te Hundetrain­erin. „ Meine Arbeit ist sehr individuel­l. Ich arbeite vor allem auch mit dem Menschen, damit ich seinem Hund helfen kann. Im Grunde genommen bin ich eigentlich ein Menschen-Coach.“Seinen Hund und damit sein Verhalten zu verstehen, sollte an vorderster Stelle für ein harmonisch­es Miteinande­r stehen, meint die Trainerin. 85 Prozent der Fehler, die Hundehalte­r bei der Erziehung ihrer Vierbeiner begehen, seien auf Missverstä­ndnisse zurückzufü­hren.

Zahlreiche­n Kunden quer durch Spanien und Deutschlan­d konnte Keller ein wertvoller Coach sein. Dadurch seien im Laufe der Zeit viele Freundscha­ften entstanden.

„ Mir liegt sehr daran, dass Hundehalte­r genau verstehen, was sie tun, und dass sie nicht einfach nur nachmachen, was sie irgendwann einmal irgendwo aufgeschna­ppt oder in einer Fernsehsen­dung gesehen haben“, erklärt die Trainerin. „ Auf den Hund wird meistens zu wenig geachtet. Aber er ist ein Lebewesen mit Seele, das einen eigenen Charakter und Bedürfniss­e hat.“

Derzeit macht Andrea Keller Station in Dénia, wo man sie zuweilen im Tierheim antrifft. Ob es ihr nicht manchmal langweilig wird so alleine? Andrea Keller lacht und sagt: „ Überhaupt nicht. Ich finde es schön, alleine mit mir zu sein. Jetzt in der Corona-Pandemie arbeite ich vor allem per Videokonfe­renz mit meinen Kunden. Außerdem habe ich so viele Bücher zu lesen.“

Mit dem Kauf eines Grundstück­s hat sich die Residentin jetzt in Dénia den Grundstein für ein Projekt mit Hunden gelegt. Doch schon sehr bald will sie sich wieder mit ihrem Wohnanhäng­er und Möhrchen auf Fahrt begeben. Denn eine reisende Hundetrain­erin hält es nie sehr lange an einem Ort.

„Ich arbeite mit dem Menschen, um seinem Hund zu helfen“

 ?? Foto: Ángel García ?? „Auf den Hund wird meistens zu wenig geachtet“, meint Andrea Keller.
Foto: Ángel García „Auf den Hund wird meistens zu wenig geachtet“, meint Andrea Keller.

Newspapers in German

Newspapers from Spain