Mit faschistischen Grüßen
Gutachten über mutmaßliche Nazis unter Militärangehörigen in Cartagena veröffentlicht
Cartagena – sg. Ein Gutachten über Neonazis beim spanischen Militär in Cartagena, das am vergangenen Wochenende auf dem linksgerichteten Nachrichtenportal www.publico.es veröffentlicht wurde, hat eine Reihe von Fragen aufgeworfen. Aus der 45-seitigen Dokumentensammlung soll hervorgehen, dass ein Flugkapitän der Luftstreitkräfte in San Javier, ein Feldwebel und ein Unteroffizier der Marine sowie ein Unteroffizier des Heeres in Cartagena der Neonazi-Gruppe „ Lo Nuestro“aus Murcia angehören.
Das Dossier mit eindeutigen Fotos und Belegen widerlege die These der spanischen Regierung, dass es sich bei den Anhängern von faschistischen und franquistischen Ideologien sowie Putschisten um bereits pensionierte Militärangehörige handelte, die keinen Einfluss mehr auf junge Soldaten ausüben könnten, sagte der Abgeordnete für das linksgerichtete Bündnis Unidas Podemos in Murcia, Javier Sánchez Serna.
Beweise liegen Regierung vor
Die unter Verdacht stehenden Militärs aus Cartagena seien alle aktiv im Dienst, so Serna. Flugkapitän Antonio José Meroño und MarineFeldwebel Alfonso López Conesa seien für die Ausbildung von Offizieren der Luftstreitkräfte und von Kadetten der Marine und des Heers zuständig.
Das ausführliche Gutachten wurde von der Gruppe Ciudadan@s de Uniforme angefertigt. Dabei handelt es sich um einen Telegramm-Kanal, auf dem Soldaten Misshandlungen, Regelverstöße durch ihre Vorgesetzten und rechtsextreme Tendenzen melden können. Die Papiere sollen dem Verteidigungsministerium bereits seit Dezember vorliegen. Serna bat Ministerin Margarita Robles (PSOE) offiziell um Stellungnahme und fragte, wie die Neonazigruppe innerhalb der Streitkräfte in Cartagena zerschlagen und welche Maßnahmen gegen die führenden Kräfte ergriffen werden sollen.
Die Fotos und Dokumente aus dem Gutachten zeigen unter anderem den Hauptprotagonisten, Flugkapitän Meroño, der gemeinsam mit Marine-Unteroffizier Héctor Veiga Gutiérrez, Unteroffizier des
Heeres Francisco Javier Díaz Pérez und Mitgliedern der NeonaziGruppe „ Lo Nuestro“aus Murcia den Kauf eines Original-EisernenKreuzes aus dem Jahr 1936 feierte, das Hitler als Kriegsauszeichnung verliehen haben soll. Auf den Fotos, die die Militärs selbst auf Facebook oder Instagram veröffentlichten, ist oft auch der verurteilte Neonazi Pedro Santiago Escobar Honrubia aus Albacete zu sehen. Das Landgericht von Madrid hatte Honrubia 2009 zu einem Jahr Gefängnis und zwölf Jahren Berufsverbots verdonnert wegen des illegalen Besitzes von Waffen und der Mitgliedschaft in der spanischen Abteilung der US-amerikanischen Neonazi-Gruppe Hammerskins, die unter anderem für einen Überfall auf das Lokal Bierkönig auf Mallorca im Sommer 2017 verantwortlich sein soll. Grund war der Auftritt einer Sängerin afrikanischer Abstammung.
Auf einem Bild aus dem Jahr 2018 feiern die Freunde Meroño und Honrubia mit einem SS-Gruß, mit dem sie sich als Bewunderer von Hitler outen. Dabei werden Daumen, Zeige- und Mittlerfinger der rechten Hand von einer Faust abgespreizt. Diese Geste ist auf fast jedem Foto zu sehen, manchmal auch mit ausgestrecktem rechten Arm.
Oft tragen die Protagonisten Shirts mit Nazi-Propaganda, zum Beispiel mit einem Schriftzug zu Ehren der „ División Azul“(Blaue Division), eine Infanteriedivision aus spanischen Freiwilligen, die unter Führung der deutschen Wehrmacht von 1941 bis 1943 gegen die Sowjetunion kämpften.
Fast auf jedem Foto ist ein Militärangehöriger mit SS-Gruß zu sehen