Von wegen Rekord
Stadt Elche hat soviel Müll getrennt, wie noch nie – und bleibt doch in Sachen Recycling viel schuldig
Für die Tonne: Elche hat mehr Müll getrennt denn je, recycelt aber weit unter dem Schnitt
Elche – sw. Wieviel dessen, was wir so wegwerfen, wird eigentlich wiederverwertet? Daran scheiden sich die Geister. Das eine sagen offizielle Zahlen der Rathäuser. Beispiel Elche: Hier habe man einen Recycling-Rekord geschafft, lobte nun Stadtrat Héctor Díez (PSOE). 5.059 Tonnen hätte die Stadt 2020 wiederverwertet, soviel wie nie. 14 Prozent mehr Papier, 13 Prozent mehr Plastik landete in den blauen und gelben Containern als 2019. Wurde damit automatisch die Umweltbelastung verringert?
Díez selbst räumte ein, dass die Zahlen relativ gesehen kein großer Erfolg seien. Denn immer noch 80.000 Tonnen landeten im grauen Container und endeten auf der Müllhalde. Damit wären nur sechs Prozent der genannten Reste recycelt worden – Glas oder Sondermüll waren nicht mit eingerechnet
– und Elche liegt weit unter Schnitt im Land Valencia und in Spanien.
1.200 neue Container
Die Gründe für die schwache Bilanz habe die Stadt erkannt, sagte Díez. So seien die Recycling-Angebote im sehr großen ländlichen Raum der Stadt – dem Camp d’Elx
– weiter mangelhaft. Viele Bürger seien nicht ausreichend sensibilisiert. Aber die Stadt, die 2030 Europas Umwelthauptstadt werden will, spute sich, die Missstände zu beseitigen. Hoffnungen ruhen im neuen Vertrag mit der Müllabfuhr, der im Mai in Kraft tritt und Elche
– nicht mehr und nicht weniger – zu einer Spitzenkraft des Recyclings in Spanien machen soll.
Dazu soll der Camp d’Elx dieselben Entsorgungsmöglichkeiten erhalten wie die Stadt. 1.200 neue Container sollen dafür aufgestellt werden. Zudem werde der Wertstoffhof La Lonja erneuert und auf eine neue Qualitäts-Kategorie gebracht. Zudem wolle die Stadt mehrere kleinere Ecoparques – auch mobiler Art – einrichten.
Die ab Mai beauftragte Müllabfuhr will eine spezielle Kampagnen-Abteilung schaffen, die Bürger zum Trennen von Abfällen bewegen will. Sie sollen etwa an Schulen sowie in Sozial- oder Gesundheitszentren für ordentliche Abfallbeseitigung werben.
„ Wir sind sicher, dass sich die Zahlen mit den neuen Leistungen und der Sensibilisierungs-Offensive verbessern werden“, hofft Díez und meint die offiziellen Zahlen seiner Stadt. Zahlen, die er nicht nennt, holen NGOs wie Greenpeace oder Zeitschriften wie „ National Geographic“nach. Von dem Müll, der in der gelben Tonne landet (und nicht sowieso falsch eingeworfen wird), würden tatsächlich höchstens zehn Prozent recycelt. Der Grund: Es gibt zu viele verschiedene Kunststoffsorten, die zudem mit anderen Stoffen vermischt nicht wiederverwertbar sind. Auch Experten wie Acteco erklären, dass gemischte Haufen aus tausenden Haushalten praktisch unmöglich in einen Wiederverwertungs-Zyklus gebracht werden können. Was offizielle Rekord-Zahlen zeigen, ist nur die Spitze des Müllbergs.
Was die offiziellen Zahlen zeigen, ist nur die Spitze des Müllbergs