Wieder keine Fallas
Kriege, Corona und eine Steuer: Die sieben Jahre, in denen die Fallas nicht stattfanden
San José ohne Feuer: Zum siebten Mal in ihrer Geschichte muss Valencias Fiesta ausfallen
Valencia – ann. Wo eigentlich Schreiner und Fallas-Künstler am Werk sein sollten, ist eine Spraydose im Einsatz. „ Hier brennt das Herz einer Falla“– 382 Mal haben die Falleros diesen Spruch in Signalgelb in der Nacht zum Montag auf den Asphalt der Straßen Valencias gesprüht, an den Punkten der Stadt, wo eigentlich die 382 teils haushohen Fallas-Monumente aus Pappmaché und Holz hätten errichtet werden sollen. In der Nacht vom 19. auf den 20. März wären sie komplett in Flammen aufgegangen. Doch zum zweiten Mal in Folge müssen die Falleros wegen Covid-19 auf ihr geliebtes Fest, das die Unesco 2016 zum Immateriellen Kulturerbe erklärte, verzichten.
Es ist überhaupt erst die siebte Absage in der Geschichte der Fallas, die erstmals im Jahr 1774 erwähnt wurden. Zwei Kriege und eine inakzeptable Gebühr verhinderten vor der Corona-Pandemie das Fest. So erklärte 1896 der Zivilgouverneur von Valencia wegen des Kuba-Kriegs zwischen Spanien und den USA den Kriegszustand und entschied zwei Tage vor Beginn der Fallas, das Fest nicht stattfinden zu lassen. Auch im Spanischen Bürgerkrieg konnten die Falleros in den Jahren 1937, 38 und 39 logischerweise nicht feiern.
Das erste Mal, das die Fallas überhaupt ausfielen, war jedoch keinem Krieg und auch keiner Pandemie geschuldet, sondern einer Steuer. Und es waren die Falleros selbst, die sich 1886 entschlossen, ihre Figuren nicht aufzustellen. Denn die Gebühr, die sie seit 1851 für das Aufstellen ihrer Monumente entlohnen mussten, war in diesem Jahr auf satte 60 Pesetas aufgestockt worden.
Zunächst betrug die Gebühr nur fünf Pesetas. Doch den (spieß)bürgerlichen Regierenden der Stadt gefiel es gar nicht, dass sie in den karikaturistischen Fallas-Figuren auf die Schippe genommen wurden und das Volk über sie lachte. Ihr Plan war also, die Gebühr immer weiter zu erhöhen, dass sich die Falleros den Spaß nicht mehr leisten konnten, und sich das Problem von selbst löste. In der Tat wurden es immer weniger Monumente, bis 1886 keine einzige Festkommission eine Falla in den Straßen aufstellte (wobei schon 1885 nur eine einzige Figur außerhalb der Stadtmauern errichtet wurde).
Dem Stadtrat Félix Pizcueta (1837-1890) ist es zu verdanken, dass das Fest nicht komplett starb. Er überredete Bürgermeister José María Sales Reig, die Gebühr wieder um zehn Pesetas zu senken, sodass 1888 wieder die Fallas von 27 Kommissionen in den Straßen Valencias standen. Heute ist Pizcueta in der Nähe der Stierkampfarena eine Straße gewidmet.
Weder Kriege, noch das Spießbürgertum, noch ein Virus werden die Fallas ganz verschwinden lassen. 2021 findet das Fest situationsbedingt virtuell statt. Die Falleros haben ihre Fenster und Balkone festlich geschmückt, und eine Crema findet am 19. März virtuell statt. Wer sie sehen will, muss sich die App Dulk Falla 2021 herunterladen.
Unterdessen hat die Fallas-Welt auf dem Rathausplatz den Valencianern ein Versprechen abgegeben. Unter der einzigen Figur, die in diesem Jahr aufgestellt wurde – einer Hand, die eine echte Flamme auf dem Zeigefinger balanciert – kündigt sie an: „ Tornarem“– wir werden zurückkehren.
Den spießbürgerlichen Regierenden gefiel es nicht, auf die Schippe genommen zu werden