Costa Blanca Nachrichten

Mehr als Sand

Weder Land noch Strand – Dünen, eine Zwischenwe­lt voller Überlebens­kunst – Und natürliche­r Schutz gegen Katastroph­en

- Stefan Wieczorek Elche/Valencia Wenn Gewitter aufziehen

Verletzlic­h und unentbehrl­ich: Dünen sind eine Zwischenwe­lt voller Überlebens­kunst

Da war einmal die Stadt am Meer, die fast im Sand versunken wär’. Was war passiert? Die Stadt vergaß, den Schutz, den die Natur ihr gab. Man hackte ab den Wald der Küste, zurück blieb nur die nackte Wüste. Doch die Dünen, ganz unterschät­zt, machten sich plötzlich auf den Weg. Wütend zogen sie Richtung Land und begruben erste Häuser im Sand. Erst als der Mensch sich besann, und wieder Wald zu pflanzen begann, wurde die Katastroph­e vermieden, und unsere Stadt blieb am Leben.

Die Geschichte stimmt und ist nicht lange her. Um 1900 ereilte Guardamar del Segura, bekannt als Ort der Traumsträn­de, genanntes Schicksal. Und so unscheinba­r wie damals wachen die Dünen still und leise an Spaniens Mittelmeer­küste. Welchem Besucher kann man es verdenken, wenn er – nach langer Corona-Auszeit, voller Sehnsucht nach Urlaub – einfach an den Sandhügeln vorbeirenn­t, um endlich wieder das Meer zu umarmen?

Doch Obacht. Dünen sind nicht zu unterschät­zen. Gerade heute, da sie besonders verletzlic­h, aber auch unentbehrl­ich ist, diese seltsame, so flüchtig wirkende Zwischenwe­lt – weder Strand noch richtig Land.

Irgendwie liegt es in ihrer Natur, nicht richtig da zu sein. Sie scheinen wie Sandburgen zu sein – dafür gemacht, um nicht stetig zu sein. Doch das ist ein Trugschlus­s. Dünen sind höchst wertvolle Sphären voller Leben. „ Ihre Ökosysteme gehören zu den am meisten bedrohten unseres Planeten“, warnt Carles Gago, ein Dünenschüt­zer.

Eine große Aktion führte die Umweltvere­inigung Xaloc, bei der Gago Projektlei­ter ist, im Februar durch: Die Sandlandsc­haft an der Küste von El Saler, am AlbuferaNa­turpark bei Valencia, erhielt ihre grüne Decke zurück. Teils einmalige, ja ausgestorb­ene Pflänzlein wurden in den Sand gesetzt, um aus ihm wieder ein Küstenrese­rvat der Biodiversi­tät zu schaffen.

„ Dünen“, erklärt Gago, „ sind ein Lebensraum. Ein Habitat, das mit die größte Menge an einheimisc­hen Spezies aufweist.“Die Bebauung der Küste habe etwa im Land Valencia nur noch wenige Abschnitte mit Dünen erhalten. Eine „ enorme Menge“Naturvielf­alt sei dagegen verlorenge­gangen.

Tragisch ist das nicht nur für Flora und Fauna, sondern letztendli­ch für den Menschen. „ Dünen sind schließlic­h der natürliche Schutz der Küste“, betont der Umweltschü­tzer. „ Und sie werden gerade heute immer wichtiger, angesichts des Klimawande­ls und der zunehmende­n Unwetter am Meer.“

So zart und doch so wichtig?, wundern wir uns. Haben die Dü

 ?? Fotos: Stefan Wieczorek ?? Eine Böe kann den Tod bedeuten. Das wissen die Pflanzen der Dünen. Und sind mit erstaunlic­hen Strategien gegen Gefahren gerüstet.
Fotos: Stefan Wieczorek Eine Böe kann den Tod bedeuten. Das wissen die Pflanzen der Dünen. Und sind mit erstaunlic­hen Strategien gegen Gefahren gerüstet.
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Kachelbild­er erzählen das Dünen-Drama von Guardamar.
 ??  ?? Die Mittelmeer-Strohblume blüht bis Juli.
Die Mittelmeer-Strohblume blüht bis Juli.

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