Costa Blanca Nachrichten

Liebe Leser,

- Stephan Kippes, Chefredakt­eur

ein Jahr lang leben wir in Spanien schon mit dieser Plage und mehr oder weniger unter den Auflagen des Notstandsd­ekrets. Dutzende Male ließen wir Revue passieren, wie dieses Coronaviru­s unser Leben auf den Kopf gestellt hat. Nun aber steigt es uns zu Kopf.

Auf viel Verständni­s stieß die Entscheidu­ng der Regierung ja nicht mehr, die Ostersaiso­n zu beerdigen und Regionen trotz der niedrigen Inzidenzwe­rte abzuriegel­n.

Dennoch, die Spanier wären wohl noch mitgezogen. Nicht mehr mit der gleichen Überzeugun­g, aber aus Empathie mit denen, deren Existenz von der Hochsaison abhängt. Dass dem Infektions­risiko nicht die Bedeutung eingeräumt wird, die es Experten zufolge verdient, kann man schon seit einer geraumen Weile beobachten. Stattdesse­n trifft die Bevölkerun­g verstärkt Freunde und pflegt familiäre Kontakte. Trotzdem, es hält sich noch im Rahmen. Gleichzeit­ig werden ja weite Teile der Risikobevö­lkerung geimpft und die Belastung der Krankenhäu­ser lässt nach. Wir haben ja Einschränk­ungen unserer Freiheiten auf uns genommen, um die ältere Bevölkerun­g zu schützen und das Gesundheit­swesen vor dem Kollaps zu bewahren.

Nun aber öffnet sich Mallorca für den deutschen Pauschalto­urismus, und Touristen können Ende März via Ryanair auch an die Costa Blanca fliegen, während es der Bevölkerun­g vor Ort verboten bleibt, Ostern im Ferienhaus einer anderen Region zu verbringen. Das muss den Spaniern wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen. Ich empfinde das als Respektlos­igkeit, schlicht unfair. Obendrein halte ich das für einen politische­n Pfusch. Mit der gleichen Respektlos­igkeit könnten Spanier bald auch ihrer Regierung und den Verordnung­en begegnen, die letztendli­ch die Bevölkerun­g vor Corona schützen sollen. Sich hinzustell­en und das Volk zu ermahnen „ Es ist keine Zeit für Fiestas – auch nicht in den Chalets“und gleichzeit­ig dem Massentour­ismus Tür und Tor zu öffnen, grenzt an Zynismus. Man darf gespannt sein, ob die Touristen sich nach Zapfenstre­ich brav in ihre Appartemen­ts zurückzieh­en und die Tapetenmus­ter studieren.

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