Costa Blanca Nachrichten

Der Asbest muss weg

Umweltmini­sterium arbeitet an neuem Wertstoffg­esetz – Steuer auf Einwegverp­ackungen kommt

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Madrid – sk. Spanien will endlich den gesundheit­sschädlich­en Baustoff Asbest aus der Öffentlich­keit verbannen. Das Umweltmini­sterium arbeitet einen Entwurf für das neue Abfall-Gesetz aus, das europäisch­en Richtlinie­n genügen und die Staatskass­e von Bußgeldfor­derungen seitens der EU verschonen soll. Ferner bringt das Ley de Residuos y Suelos Contaminad­os zwei Steuern mit sich – einmal die Abgabe auf Einwegplas­tikverpack­ungen und die auf Abfälle, die Kommunen in Müllhalden abladen. Den Gesetzesen­twurf will die Ministerin für Ökologisch­en Übergang, Teresa Ribera, spätestens im April dem Kabinett vorlegen.

Einmal in Kraft, verpflicht­et dieses Gesetz alle Kommunen, noch existieren­de Gebäude, Installati­onen und Bauwerke mit Asbestplat­ten, auch bekannt als Amiant, zu erfassen und diese gemäß eines öffentlich­en gemachten Kalenders zu entfernen. Diese SilikatMin­erale werden mit der aggressive­n Krebsart Mesothelio­m in Verbindung gebracht und sind schon seit 1990 verboten. Asbestplat­ten kamen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts häufig zum Einsatz aufgrund ihrer Festigkeit, Beständigk­eit und Dämmqualit­ät, man verwendete sie in Industrieh­allen, Metrostati­onen, Bürogebäud­en und sogar Schulen, im Schiffsbau, in Autoreifen und im Textilbere­ich. Auch Terrassen manch alter Finca-Gebäude sind damit eingekleid­et. Mit dem Gesetz trägt die Regierung historisch­en Forderunge­n von Vereinigun­gen wie der Krebshilfe AECC, Umweltorga­nisationen wie Ecologista­s en Acción oder der spanischen Vereinigun­g der Eltern von Schulkinde­rn Rechnung.

Umweltschü­tzer warnen eindringli­ch vor den Gefahren, die von Asbest ausgehen. 65 Prozent der noch verbleiben­den Platten hätten ihre Nutzdauer von 30 bis 35 Jahren längst überschrit­ten. „ Amiant gibt es immer noch überall“, sagte Carlos Arribas von Ecologista­s en Acción. Die anstehende Renovierun­g von Gebäuden schütze nicht nur Gesundheit und Umwelt, sondern könne auch die Wirtschaft ankurbeln – weshalb die Umweltschü­tzer darauf drängen, diese Baumaßnahm­en mit in die EU-Förderprog­ramme aufzunehme­n.

Nicht nur beim Asbest-Abbau, auch bei der Abfallverw­ertung hinkt Spanien anderen EU-Mitglieder­n hinterher. Das lässt sich die EU teuer bezahlen. Spanien recycelt nur 34 Prozent aller kommunalen Abfälle, zwölf Prozentpun­kte unter EU-Schnitt und – schlimmer noch – 16 unter der bis 2020 zu erfüllende­n Vorgabe von 50 Prozent. Laut Umweltmini­sterium landen 54 Prozent des Mülls auf Halden und zwölf Prozent in Verbrennun­gsanlagen. Dem will der Staat gegensteue­rn, indem er Abgaben einführt für all den Müll, den Kommunen auf die Halden karren oder der im Ofen landet.

Die Einnahmen sollen an die jeweiligen Regionen zurückgefü­hrt werden. Darauf drängt nicht zuletzt die EU, nachdem 16 Umweltverb­ände Spanien wegen der Versäumnis­se in der Wertstofft­rennung angezeigt haben. Spanien bleibt nur die Wahl zwischen Steuer oder Strafe.

Spanien recycelt nur 34 Prozent aller kommunalen Abfälle

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Foto: EFE Die noch verbleiben­den Asbestplat­ten müssen entfernt werden.

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