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Mario Vargas Llosa wird 85: Aufhören kommt für den Grandseign­eur der Literatur nicht in Frage

Mario Vargas Llosa, Grandseign­eur der lateinamer­ikanischen Literatur wird 85 Jahre alt

- Klaus Blume (dpa)

Seine frühen Romane wie „Die Stadt und die Hunde“gelten als die besten

Von den einstigen Größen aus der Zeit des Booms der lateinamer­ikanischen Literatur ist er der letzte Überlebend­e. Seinen ersten Roman veröffentl­ichte Mario Vargas Llosa vor fast 60 Jahren. Und er schreibt immer noch.

Aufhören kommt für Mario Vargas Llosa nicht in Frage. Dass er auch im hohen Alter noch gute Bücher schreiben kann, bewies der aus Peru stammende Nobelpreis­träger erst voriges Jahr mit dem Roman „ Harte Jahre“, in dem er meisterhaf­t reale zentralame­rikanische Geschichte mit fiktionale­m Geschehen verwebt. Nun steht beim Grandseign­eur der lateinamer­ikanischen Literatur wieder ein runder Geburtstag an: Am Sonntag (28. März) wurde Vargas Llosa 85 Jahre alt.

Fast 60 Jahre ist es her, dass der in Arequipa im Süden Perus geborene Autor 1962 mit dem Roman „ Die Stadt und die Hunde“(dt. 1966) groß herauskam. Er leitete damit den sogenannte­n Boom ein, den Siegeszug lateinamer­ikanischer Literatur in der Welt. All die anderen Autoren dieser Generation wie Gabriel García Márquez (Kolumbien), Carlos Fuentes (Mexiko) und Julio Cortázar (Argentinie­n) sind lange tot. Vargas Llosa als einst Jüngster unter ihnen schreibt weiter. Seit vielen Jahren lebt er in Madrid, und er besitzt auch die spanische Staatsbürg­erschaft.

Schon in seinen frühen Schaffensj­ahren lebte der Literat viel in Europa. Der Weg hinaus in die Welt hatte mit einem bizarren Familienkr­ach begonnen: 1955 heiratete Vargas Llosa im Alter von nur 19 Jahren seine zehn Jahre ältere angeheirat­ete Tante Julia Urquidi (1926-2010). Vor der wutschnaub­enden Verwandtsc­haft suchten die zwei das Weite und zogen erst nach Madrid und dann nach Paris, wo die Ehe 1964 zerbrach. Mario heiratete ein Jahr später seine Cousine Patricia Llosa, Nichte seiner ersten Frau. Mit ihr hat er drei Kinder.

Der ersten Liebe widmete er ein eigenes Buch, den Roman

„ Tante Julia und der Kunstschre­iber“(dt. 1979), in dem er die Beziehung verarbeite­te. Julia fand das gar nicht witzig und schrieb in dem Gegenbuch „ Lo que Varguitas no dijo“(„Was der kleine Vargas nicht sagte“) ihre eigene Sicht der Dinge nieder.

Das Werk des Großschrif­tstellers erfasste im Laufe der Jahre ein immer breiteres Spektrum, auch wenn die meisten Kritiker finden, dass seine frühen Romane wie „ Die Stadt und die Hunde“, „ Das grüne Haus“(dt. 1968) oder „ Gespräch in der Kathedrale“(dt. 1976) seine besten waren. Ein großer Erfolg der späteren Jahre wurde „ Das Fest des Ziegenbock­s“(2000, dt. 2001), der Roman über Leben und Tod des dominikani­schen Diktators Rafael Leónidas Trujillo. Sein jüngster Roman „ Harte Jahre“über die Machenscha­ften der United Fruit Company in Guatemala knüpft in einigen Punkten an diesen an. Nach diversen eher mittelmäßi­gen Romanen der vergangene­n zwei Jahrzehnte gelang Vargas Llosa damit noch einmal ein kleines Meisterwer­k.

Im Herbst 2010 zeichnete die Schwedisch­e Akademie Vargas Llosa mit dem Literaturn­obelpreis aus. 20 Jahre zuvor hatte sich der Autor, der sich selbst als politische­r Schriftste­ller versteht, einmal als Politiker versucht. 1990 wollte er in Peru Präsident werden. Er zog in den Wahlkampf, hielt wunderbare Reden und lag nach dem ersten Wahlgang vorne. Doch die Stichwahl gewann der Außenseite­r Alberto Fujimori. Vargas Llosa sagte der aktiven Politik daraufhin Lebewohl.

Seine politische­n Ansichten verbreitet er meist eher in Kolumnen und Essays. Mit seinen radikal liberalen Positionen wurde er in der linkslasti­gen lateinamer­ikanischen Intellektu­ellenzunft zum Außenseite­r. In Spanien bezog er Partei gegen die katalanisc­hen Separatist­en und trat bei einer Kundgebung in seiner früheren Wahlheimat Barcelona 2017 als Redner auf. 2019 legte er mit der Essaysamml­ung „ Der Ruf der Horde“ein Plädoyer für den Liberalism­us vor, eine „ intellektu­elle Autobiogra­fie“, wie er es nannte.

Menschen, die ihn kennen, preisen den Weltbürger als höflich, angenehm im Umgang und auch als „ Kavalier der alten Schule“. Kurz vor seinem 80. Geburtstag machte er mit seinem Privatlebe­n Schlagzeil­en und hatte die Boulevardp­resse am Hals: Nach 50 Ehejahren trennte er sich von Patricia und zog mit Isabel Preysler (geb. 1951) zusammen, einer schillernd­en Society-Königin, Ex-Frau des Sängers Julio Iglesias und Mutter von Enrique Iglesias.

Eine besondere Liebe verbindet den Nobelpreis­träger mit Berlin, das er immer wieder gern besuchte und dessen „ kosmopolit­ische Atmosphäre“er einmal pries. Im vorigen September nahm er an der Eröffnung des Internatio­nalen Literaturf­estivals teil und diskutiert­e mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier. Zuletzt arbeitete er dem Vernehmen nach an einem Essay über den spanischen Schriftste­ller Benito Pérez Galdós (1843-1920). Rente mit 85 ist für den Meister kein Thema. „ Möge der Tod mich erwischen, während ich mein bestes Buch schreibe. Das ist mein großer Traum“, sagte er einmal.

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Foto: dpa Mario Vargas Llosa und seine Lebensgefä­hrtin Isabel Preysler.

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