Nadelöhr der Weltwirtschaft: Spanische Häfen befürchten Kollaps nach Öffnung des Suez-Kanals
Spanische Häfen befürchten Kollaps nach Öffnung des Suez-Kanals
Madrid – sk. Es ist kaum mehr als von Alicante nach Valencia, aber die einwöchige Blockade des gerade mal 200 Kilometer langen Suez-Kanals durch einen havarierten Riesenfrachter namens „ Ever Given“hat die Weltwirtschaft in Atem gehalten. Über 400 Schiffe warteten auf die Weiterfahrt, die Hafenbehörden in Barcelona oder Valencia mochten sich die Konsequenzen einer noch längeren Blockade des maritimen Verbindungswegs zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer gar nicht ausmalen. Der Zentralbankpräsident Pablo Hernández de Cos schätzte, dass 3,5 Prozent des spanischen Außenhandels über den 1869 eröffneten Suez-Kanal transportiert wird.
Am Dienstag vor einer Woche lief ein 400 Meter langer und 220.000 Tonnen schwerer Riesendampfer bei einem Sandsturm im Suez-Kanal auf Grund und kappte eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. An die 420 Handelsschiffe warteten auf eine Durchfahrt, etwa 400 Millionen Euro pro Stunde soll die Weltwirtschaft verloren haben, so die Hochrechnungen. Zwölf Prozent des Welthandels muss durch dieses Nadelöhr bugsiert werden.
Die Preise für TechnologieProdukte und Rohstoffe wie Erdöl könnten bis zu sechs Prozent steigen, festgelegte Lieferzeiten für Handelsprodukte aber auch Lebensmittel platzen, falls die Schiffe Afrika am Kap der Guten Hoffnungen umfahren müssten und mit einer Woche Verspätung ihre Ziele erreichen würden. Nach der Corona-Pandemie verdeutlichte auch diese Krise einmal mehr, wie zerbrechlich die Zulieferkette einer globalen Wirtschaft doch ist.
Spanien zählt zu den Ländern nördlich des Kanals, die am meisten über den Suez-Kanal ex- und importieren. Mit Importen von 66,7 Millionen Tonnen Handelswaren pro Jahr – vor allem Erdöl, Gas und Chemikalien – rangiert das Land an vierter Stelle hinter den Niederlanden mit dem Umschlagplatz Rotterdam, Ägypten und den USA. Vor allem der Warenverkehr zwischen dem Hafen von Barcelona und China gilt als bedeutend. 43 Prozent aller Container liefen 2020 aus dem Hafen von Barcelona über den Suez-Kanal gen China aus, 16,5 Prozent aller Container kamen daher.
„ Komplizierter als die Lieferengpässe wird sein, den Andrang an den Häfen zu handeln, wenn der Kanal wieder offen ist. Das wird eine intensive, aber zeitlich begrenzte Krise“, sagte Nuria Lacaci, Generalsekretärin des Verbands der Handelsschifffahrt. Den Druck werde auch der Hafen von Valencia zu spüren bekommen, wenn alle Schiffe auf einmal kommen und Container entladen werden müssen. „ Unsere größte Sorge ist ein Kollaps“, sagte Víctor González, Vorsitzender des Verbands der Hafen-Transportgesellschaften. Rund 20.000 Lkw stehen bereit. Mit Engpässen sei aufgrund der Reserven nicht zu rechnen. Ob Konsumenten sich auf Preiserhöhungen einstellen müssen, dürfte davon abhängen, wie schnell Engpässe überwunden werden können und Waren ihre Ziele erreichen.
Druck auf Hafen Valencia: „Unsere größte Sorge ist ein Kollaps“