Traditionen am Scheideweg
Kein Papierregen am Ostersonntag in Elche – Virtuelle „Aleluyas“nur schwacher Trost
Elche – sw. Ein spannendes Foto vom Ostersonntag schickt uns das Rathaus Elche. Auf der linken Hälfte sieht man eines der Poster, das die Stadt in der Semana Santa aufstellte. Zu sehen ist die Osterfeier aus Zeiten vor Corona: ein Regen aus bunten Kärtchen („Aleluyas“) regnet auf die Figur der Patronin nieder. Rechts dagegen spaziert unter konfettifreiem Himmel eine Familie im Corona-Look durch die Stadt. Alte Normalität und aktuelle Normalität in einem Bild.
Wie wird die kommende Normalität sein? Wird es Ostern 2022 wieder „ Aleluyas“regnen? Davon gehen die Elcher aus, die an beiden Sonntagen der Semana Santa 2021 auf eindrucksvolle Fiestas verzichten mussten: Neben dem Papierregen-Ostern auch schon auf den Palmsonntag voller weißer Wedel.
Fast verschwundener Brauch
Doch beides sind keine Selbstverständlichkeiten. Die Krise plagt den „ palma blanca“-Sektor. Und auch die „ Aleluya“-Tradition liegt im Sterben. Das vermutet man zwar nicht, wenn man bedenkt, dass 2019 allein die Druckerei Segarra 2,5 Millionen bunte Kärtchen für Elche produzierte. Spanienweit aber ist der einst allseits geläufige Brauch so gut wie verschwunden.
In Elche hielt er sich noch aufrecht, weil es unvorstellbar erschien, dass ein Kind ohne Sammlung aus vom Himmel gefallener „ Aleluyas“vom Osterspaziergang heimging. Aber auch das ist möglich, hat Elche 2021 gelernt. Muss es wirklich sein, soviel Tinte – die 100 Jahre alte Druckerei besteht auf traditionelle Technik – und Papier zu verbrauchen? Die Frage muss sich gerade Elche, das 2030 Europas Umwelthauptstadt werden will, stellen.
Doch wo liegen die Alternativen? Derzeit drängt sich da die virtuelle Sphäre auf. Und in diese Richtung ging die Stadt mit dem Portal aleluyas.grupoanton.es. Eine fröhliche Animation erwartet da den Nutzer, den bunten „ Aleluya“
Regen simulierend. Online konnten die Kärtchen beschriftet werden: 50 Seiten lang kann man sich durch Grüße und Wünsche von Bürgern aus Nah und Fern klicken.
Sieht nach viel aus. Aber ist mit 5.200 virtuellen Karten nichts im Vergleich zu den üblichen Millionen aus Papier. Elche sucht also noch – nach seinen „ Aleluyas“der Zukunft.