Botijo auf Siegeszug
Nachhaltig, langlebig und ökonomisch: Töpferdorf Agost startet Kampagne für Wasserkrug
Pedro Sánchez hat jetzt seinen eigenen Botijo, und sogar Papst Franziskus kann nun Wasser im hohen Bogen trinken. Das Töpferdorf Agost hat eine groß angelegte Werbekampagne für seinen traditionellen Tonkrug gestartet. Die Message: Der umweltfreundliche Botijo ist alles andere als von gestern, sondern das Gefäß der Zukunft.
Zwei Tüllen und ein großer Henkel charakterisieren den Botijo, den traditionellen spanischen Wasserkrug, aus dem in hohem Bogen getrunken wird. Das Geheimnis des Krugs besteht darin, dass das Wasser im Innern wegen des porösen Tons, aus dem er gefertigt ist, lange frisch bleibt. Der Botijo muss schwitzen, dann bleibt der Inhalt selbst bei großer Hitze vier bis fünf Grad kühler als die Außentemperatur“, erklärt Töpfermeister José Ángel Boix, der die dritte Generation seiner Töpferfamilie darstellt.
Das Wasser hält sich im Botijo den ganzen Tag kühl, ohne dass dafür elektrische Energie genutzt werden muss, die CO2-Bilanz ist gleich null, und sein Gebrauch reduziert den Plastikmüll“, ergänzt Jesús Peidró, Leiter des Töpfermuseums in Agost.
Botijos für Papst und Sánchez
Diesen nachhaltigen Charakter des Starprodukts aus den traditionellen Töpfereien des Ortes wollen das Museo de Alfarería und das Rathaus jetzt bekannter machen und haben einen groß angelegten Werbefeldzug für den Wasserkrug gestartet.
So hat etwa Papst Franziskus seinen Botijo aus Agost erhalten, ebenso wie Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez, König Felipe VI., Valencias Ministerpräsident Ximo Puig, verschiedene Bürgermeister der Provinz Alicante und Provinzverwaltungschef Carlos Mazón. Es läuft außerdem eine Fotokampagne, bei der sich Leute mit einem
Botijo fotografieren und die Aufnahme unter dem Hashtag #botijolovers an das Museum schicken können. Markenzeichen der Kampagne ist der witzige Mr. Botijo mit Schnurrbart und Knollennase.
Es stecke jedoch keine Nostalgie hinter den Aktionen, sondern – ganz im Gegenteil – ein Zukunftsgedanke. „ Wir wollen die Leute dazu bringen, Plastik durch Keramik zu ersetzen“, meint Peidró. „ Wir wollen zeigen, dass der Botijo kein Element aus vergangenen Zeiten ist, sondern der Zukunft.“Dabei geht es nicht nur um Klimaschutz und die Zukunft unseres Planeten, sondern auch um die des Töpferhandwerks in Agost. Es ist ein heikler Moment für die Töpfer“, berichtet Jesús Peidró. Vor allem auch, weil das Handwerk langsam ausstirbt. Es fehlt der Nachwuchs, denn ohne Zukunftsaussichten wollen sich die jungen Leute nicht diesem Handwerk widmen“, gibt er zu bedenken.
Jetzt sei der Moment günstig, um ein Umdenken in Gang zu setzen. Die Menschen leben jetzt umweltbewusster“, sagt Peidró. Eine göttliche Fügung sozusagen. Untermauert wird sie mit den zehn Geboten des Botijo“, die sich die Macher der Kampagne ausgedacht haben. Sie lauten:
Der Botijo löscht den Durst und gibt Energie.
Er verbraucht keine Energie zur Kühlung
Er ist biologisch abbaubar und 100 Prozent recycelbar.
Es gibt ihn in unendlichen Designs.
Er hat sich über Jahrhunderte hinweg als effizient erwiesen.
Für seine Herstellung werden
Rohstoffe aus der Umgebung verwendet.
Er trägt zum Erhalt des Handwerks bei.
Er ist ökologisch und langlebig. Er ist Teil unseres Kulturguts, unser Erbe.
Neun von zehn Töpfern empfehlen ihn.
„ Der zehnte deshalb nicht, weil er Töpfe und keine Botijos herstellt“, meint Jesús Peiro mit einem Augenzwinkern. Ob das Rathaus Agost dem Botijo für den Papst wohl auch „ Die zehn Gebote des Botijo“beigelegt hat, verrät der Museumsdirektor nicht. Aber so viel Humor darf man bei Franziskus wohl erwarten, dass er den Botijo-Dekalog nicht als Gotteslästerung empfindet.