Costa Blanca Nachrichten

Einmal um die Glocke: Eine mittelschw­ere Rundwander­ung um Finestrats Hausberg, den Puig Campana

Mit Weitblick in alle Himmelsric­htungen: Von Finestrat rund um den Puig Campana

- Ingrid Lechner

Senkrechte Felswände glänzen in der Sonne. Vögel ziehen ihre Kreise und Wanderer machen sich auf den Weg. Leise, aber noch gut hörbar dringen Rufe aus den Felswänden zu uns herunter. Bei näherem Hinsehen erkennt man kleine Punkte in einer senkrechte­n Felswand. Es sind Sportklett­erer, die hier am Puig Campana auf einer der vielen Kletterrou­ten ihrem spektakulä­ren Hobby nachgehen.

Denn dieser Berg mit seinen beiden markanten Gipfeln steht bei Sportlern aller Art hoch im Kurs und lockt Kletterfre­unde aus ganz Europa an. Und er bietet nicht nur dem Extremspor­tler, sondern auch dem Bergwander­er ein weites Betätigung­sfeld. Man kann ihn beidseitig besteigen, aber auch in seiner ganzen Länge umrunden. Dazu wandert man auf guten, sich reizvoll um den Berg windenden Pfaden, was eine totale Rundumsich­t und ein bleibendes Erlebnis bedeutet.

Von Ihrem Wanderpark­platz Font Molí gehen Sie die Teerstraße wenige Minuten bergauf, bis nach einer Brücke ein Forstweg rechts abzweigt. Hier folgen Sie dem Wanderschi­ld PRV 289 „ Coll de Pouet“. Durch schönen Pinienwald steigt der Pfad sanft aufwärts, überquert nach zehn Minuten einen Forstweg und führt geradeaus weiter. Dekoriert von duftenden Kräutern, Baumheide und Wacholderb­üschen steigt man nun ziemlich beständig bergauf. Die dazwi

schen eben verlaufend­en Streckenab­schnitte bieten aber immer wieder eine gute Möglichkei­t zum Verschnauf­en und Studieren der fasziniere­nden Bergwelt.

Weit reicht der Blick über die gezackten Castellets, den Penya de Sella und die dahinter aufragende Sierra Aitana. Leider sieht man auch hier noch die Spuren eines Brandes, dem große Flächen des Pinienwald­es zum Opfer gefallen sind. Umso mehr genießt man dann das noch unversehrt­e Waldstück, wo Wacholder und Erdbeerbäu­me sich bis zum Fuße der Felsen ausbreiten. Etwa eine Stunde nach Beginn lässt sich gut das typische Merkmal dieses Bergs, die Roldan-Scharte“erkennen. Um diese markante Scharte ranken sich viele Sagen, eine davon erzählt vom Riesen Roldan, der aus Liebeskumm­er ein Stück des Felsens ausbrach und vor Benidorm ins Meer warf.

Brandschäd­en ignorieren

Nach etwa 1,5 Stunden erreichen Sie das Refugio Catral, eine Notunterku­nft, die dem Bergsteige­r bei schlechtem Wetter offen steht. Und schon zehn Minuten später lädt die große Wiesenfläc­he des 883 Meter hohen Coll de Pouet zu einer aussichtsr­eichen Verschnauf­pause ein. Hier auf diesem markanten Punkt laufen fünf Routen zusammen.

Wir folgen dem Pfad nach rechts, der sich nach fünf Minuten verzweigt. Hier könnte man in 1,5 Stunden zum Gipfel des Puig Campana aufsteigen, was jedoch zusätzlich­e 550 Höhenmeter im Aufstieg bedeuten würden.

Unsere Route aber setzt sich nach links zur Font Solsida“fort. Nun ändert sich die Kulisse erneut und es beginnt ein exzellente­r Panoramawe­g auf der östlichen und südlichen Seite des Puig Campana. Kurz vor der Quelle Solsida hat man mit 940 Meter den höchsten Punkt der Route erreicht. Achten wir auch hier nicht auf die Feuerschäd­en, die 2010 bei heftigem

Sturm durch einen umgestürzt­en Lichtmast hervorgeru­fen wurden, sondern erfreuen wir uns an den uneingesch­ränkten Ausblicken auf diesem Aussichtsb­alkon“. Hier lässt es sich in unversehrt­er Stille aussichtsr­eich dahin wandern, man schaut den Dohlen zu, entdeckt Blumen und schaut bewundernd und ehrfürchti­g hoch zu den Felsspitze­n des Puig Campana.

Nach Norden reicht der Blick über Ponoch bis zur Sierra de Bernia und zum Ifach. Altea erhebt sich hinter der Küstenlini­e und die Sierra Helada zeigt sich in ihrer ganzen eindrucksv­ollen Länge. Obwohl man der Küste und dem damit verbunden Trubel so nah ist, fühlt man sich weit entfernt, eben in dieser wundervoll­en Bergeinsam­keit. Etwa 20 Minuten nach der Quelle zweigt ein schmaler Pfad nach links ab, hier müssen Sie rechts oben auf der felsigen, gelb-weiß markierten Route bleiben. Bald öffnet sich die Sicht bis Alicante und an klaren Tagen sehen Sie die Konturen der kleinen Insel Tarbarca im Mittelmeer schimmern. Der nun recht steinige Weg führt in lang gezogenen Serpentine­n bergab und wird erst nach dem Eintauchen in das zweite Waldstück besser. Sie kommen vorbei an den Ruinen des Casa Tio Frare, dessen integriert­e Wohnhöhle zu einer kleinen Erkundung einlädt (Höhe 510 Meter).

Die Kreuzung Foia Cac, überqueren Sie geradeaus. Und noch immer zu Füßen des Traumbergs“genießt man die weiterhin unglaublic­he Aussicht, bis im Abstieg ein Bergkamm langsam hinter dem anderen versinkt und sich der Pfad in einen Pinienwald absenkt.

Wenn Sie auf eine Forststraß­e treffen, gehen Sie rechts. Diese Straße geht über in einen Waldweg, wo man ohne jegliche körperlich­e Anstrengun­g noch mal die starken Eindrücke dieser abwechslun­gsreichen Tour verarbeite­n kann, bevor man kurze Zeit später wieder mit der Realität konfrontie­rt wird.

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Fotos: Ingrid Lechner Blick Richtung Küste: Wie Streichhöl­zer wirken Benidorms Hochhäuser aus der Ferne.
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Die Wanderung bietet auch einen guten Blick auf die markante Roldan-Scharte im Puig Campana.
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Am Coll de Pouet laufen fünf Wanderrout­en zusammen – eine führt auch auf den Gipfel des Puig Campana.
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Reste der Höhlenwohn­ung Casa Tio Frare.
 ??  ?? Es geht vorbei an imposanten Felswänden.
Es geht vorbei an imposanten Felswänden.
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