Im Kreise der Musikfamilie
Mehr als Fiesta-Musik: Teuladas Agrupación Musical Cultural wird 50
Teulada-Moraira – at. Héctor Andrés Agulles wird den Moment nie vergessen, als ihn die damalige Präsidentin der Teuladiner Musikkapelle fragte, ob er in der „ Banda“spielen wolle. „ Schon seit ich vier war, lief ich mit Freunden immer hinter der Kapelle her, als sie bei Fiestas musizierte“, sagt er. Teil dieser Gruppe sein zu dürfen, war für den damals Neunjährigen das Größte.
Seit 2020 ist Agulles selbst Präsident der Agrupación Musical Cultural de Teulada, wie sich die Kapelle nennt. Ein Name, den sie sich 1973, dem offiziellen Gründungsjahr, gegeben hat. Vor 50 Jahren also – weshalb 2023 in Teulada-Moraira ganz im Zeichen der Agrupación steht.
„ In Teulada gibt es zwar schon seit 1875 Musikkapellen, aber sie hatten nicht diese Kontinuität und lösten sich immer wieder auf“, sagt der 37-Jährige. Auch habe sich die Idee, die dahintersteckte, gewandelt. „ Früher waren die Musikkapellen in erster Linie musikalische Begleiter der Fiestas.“Die heutige Banda habe, vor allem seit Gründung der Musikschule in den 90er Jahren, auch eine soziale Aufgabe und begleite die Musiker von Kindesbeinen an. Bestes Beispiel dafür ist er selbst: Die „ Banda“stellte ihm seinerzeit ein Saxophon zur Verfügung und schoss Geld für sein Musikstudium vor. „ Ich hätte mir das sonst nicht leisten können“, sagt der professionelle Saxophonist. Weshalb er das, was er bekommen habe, jetzt nur zu gerne zurückgebe, indem er den Musiker-Nachwuchs ausbilde. „ Das ist ein Geben und Nehmen. Wir sind wie eine große Familie, in der wir uns streiten und lieben“, sagt er.
Eine sehr große. 80 Mitglieder zählt die Musikkapelle, dazu kommt die Jugendgruppe mit 25 Mitgliedern. „ 80 Personen, das sind 80 verschiedene Standpunkte und verschiedene Altersgruppen, die sich bei einem Konzert unter
dem Dirigentenstab vereinen und gemeinsam etwas aufführen, für das sie hart gearbeitet haben. Und das ist das Schöne“, sagt Agulles – und ist mit dieser Meinung offenbar nicht allein. „ Im Land Valencia gibt es mehr Kapellen als Gemeinden“, sagt er lachend. Insgesamt 550 Bandas mit zirka 40.000 Musikern bringen in der Region die Fiestas und die Konzertsäle zum Klingen.
Von Dorf zu Dorf
Gespielt wird im eigenen Dorf, aber auch in Nachbarorten. „ In Teulada-Moraira zum Beispiel ist es so, dass wir für die Patronatsfiestas drei Musikgruppen brau
chen – eine für die Kinderkommission, eine für die Jugend- und eine für die Erwachsenenkommission. Neben der Banda komme die zweite örtliche Musikgruppe, die Colla El Falçó, zum Einsatz, die dritte werde aus einem der Nachbarorte unter Vertrag genommen.
„ Umgekehrt spielen auch wir bei Fiestas in Nachbargemeinden, wenn wir gefragt werden. Nehmen Sie nur einen Umzug der Moros y Cristianos. Da werden 14 bis 20 Kapellen benötigt. Jede Fiestagruppe nimmt dafür eine Kapelle aus einem Nachbarort unter Vertrag.“Das Geld, das dabei verdient werde, gehe entweder direkt an die
Musiker, die an dem entsprechenden Tag spielen, oder fließe, wie bei Teuladas Kapelle, in einen großen Topf. „ Wir bezahlen mit dem Geld laufende Kosten wie Wasser und Strom, aber auch Fotokopien, Instrumentreparaturen und so weiter. Das Geld kommt also auch den Musikern zugute.“
Héctor Andrés Agullo freut sich besonders, dass auch der Nachwuchs das „ Familienleben“in der Musikkapelle nicht missen möchte. „ Die jungen Musiker werden wertgeschätzt für das, was sie leisten, und sind Teil des Kollektivs“, sagt er. So wie er damals, als ihm mit neun Jahren die Weichen für seine berufliche Zukunft gestellt wurden.