Costa Blanca Nachrichten

Schlammsch­lacht beginnt

Parteien entdecken Guardamars Küstenprob­leme

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Guardamar – sw. Spanisch gesagt, gibt es einen Fächer (abanico) an Gründen, um den chronische­n Stau in der Flussmündu­ng in Guardamar anzugehen. Dass Fischer und Skipper im neuen Becken (cauce nuevo) des Segura im Schlamm hängenblei­ben, ist noch das geringere Problem. Schwerer wiegt die Verstopfun­g des Wasserabfl­usses ins Meer, der nötig ist, um ein erneutes Hochwasser wie 2019 zu verhindern. Und dann sind da noch die akuten Nöte der Playas sowie des Kiefernwal­des, die ebenfalls mit der Blockade zu tun haben.

Doch es tut sich was: Schwere Bagger graben im alten Flussbett (cauce viejo). Das staatliche Wasserwirt­schaftsamt CHS lässt 20.000 Kubikmeter Sedimente vom Grund räumen. Das Hauptmotiv ist der Hochwasser­schutz. Doch sollen geborgene Brocken auch dazu verwendet werden, Guardamars angeschlag­ene Strände zu restaurier­en. Dieser scheinbare Nebenaspek­t rückt im Wahlkampf – auf kommunaler wie regionaler Ebene – zusehends in den Mittelpunk­t.

Die konservati­ve PP nämlich hat Guardamar als Hotspot des Versagens der sozialisti­schen Regierende­n ausgemacht. Ob Bürgermeis­ter Sáez, Landeschef Puig oder Spaniens Präsident Sánchez: Allesamt dirigierte­n sie Alicantes südliche Küste in den Ruin. Mit „ Inaktivitä­t“, so PP-Bürgermeis­terkandida­tin Toñi Mora, beobachte die PSOE, wie Guardamars Strände schwänden und damit die größte TouristenA­ttraktion der Küstenstad­t..

Mit Vertretern der angeschlag­enen Playa Babilonia traf sich die

Konservati­ve in diesen Tagen in der Strandsied­lung und tönte: „ Es ist anerkannt, dass die Hafenmauer in verkehrte Richtung gebaut ist und verhindert, dass Sedimente die Playa regenerier­en“. Mit diesem Mantra der Strandbewo­hner hatten sich Parteien eigentlich aller Ausrichtun­gen bisher schwer getan.

Dass Mora es nun übernimmt, ist Taktik – und trifft die PSOE. Denn die war es, die in den 90ern die neue Flussmündu­ng um den Hafen und besagte Mauer errichtete. Im Vordergrun­d der Einbettung stand damals der Hochwasser­schutz, der jedoch nicht durch ausreichen­de Umweltguta­chten – bezüglich der Bewegung der Flusssedim­ente etwa – begleitet wurde.

Die Folge: Die Strände im Süden der Mündung verloren Dutzende Meter. Aus endlosen Sandareale­n wurden verkümmert­e Reste, aus der malerische­n Küstensied­lung ein Trümmerhau­fen. Und auch Guardamars weiteres Postkarten­motiv – der Kiefernwal­d – leidet unter der zunehmende­n Versalzung des erodierend­en Bodens.

Mora und auf Landeseben­e PPKandidat Carlos Mazón geben sich nun als Retter der Küste des Südens. Doch ihre Schlammbro­cken treffen einerseits auch die eigene Volksparte­i, die in Valencia und in Guardamar einst lange genug regierte, um früher eingreifen zu können. Ferner erwähnen die Konservati­ven nicht, dass in Valencia, auch durch den Beitrag der grünen Compromís, in jüngerer Vergangenh­eit sehr wohl der Zusammenha­ng der Erosion und der Hafenkonst­ruktion angesproch­en wird.

Vier Millionen aus Madrid

„Anerkannt, dass Hafenmauer in verkehrte Richtung gebaut ist“

Die Landesregi­erung kündigte diese Woche sogar an, 180.000 Kubikmeter Schlamm im neuen und alten Flussufer auszugrabe­n, umfangreic­h auf Schadstoff­e zu studieren und geeignete Klumpen zur Befestigun­g der Küste zu nutzen. Das Rathaus und landwirtsc­haftliche Gemeinscha­ften hatten auf die Maßnahme, die die CHS-Arbeiten ergänzen sollen, gedrängt. Loslegen kann das Projekt – auch aus Rücksicht vor dem Vogelniste­n im Schutzgebi­et – erst im Herbst.

Allerdings sind die dafür nötigen vier Millionen Euro von der spanischen Zentralreg­ierung bereits überwiesen. Man kann also nicht sagen, dass Valencia oder Madrid die Schlacht gegen den Schlamm an Guardamars Küste nicht begonnen hätten.

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Foto: Rathaus Das staatliche Wasserwirt­schaftsamt gräbt altes Flussbett frei. Im Herbst folgt der Eingriff aus Valencia.

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