Costa Blanca Nachrichten

Kein Strang zum Ziehen

Frauenbewe­gung am 8-M – Wie die Politik eine wichtige gesellscha­ftliche Bewegung spaltet

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Madrid – sk. Der Bruch ist da. Am Mittwoch mussten Frauen und Männer in vielen Städten wählen, welcher der beiden Demonstrat­ion sie sich anschließe­n wollten, um welche Maßnahmen auch immer einzuforde­rn, die die Gleichbere­chtigung irgendwie stärken sollen. Konkret gibt es vieles, was man sich als Normalbürg­er vorstellen könnte, etwa ein Ende der Ausbeutung von Haushaltsh­ilfen, mehr Kindergeld, Regelungen, mit denen sich Familie und Beruf vereinbare­n lassen oder die berufstäti­gen Alleinerzi­ehenden das Leben etwas leichter machen.

Salopp gesagt aber streitet man sich beim 8-M darum, ob jeder dahergelau­fene Mann mit dem Ley Trans zur Frau werden kann oder ob man jetzt das abschaffen muss, was sich einfach nicht abschaffen lässt, die Prostituti­on. „ Es gibt überhaupt keine Diskussion um unsere Ablehnung gegen die Vermarktun­g des weiblichen Körpers. Der Feminismus ist entstanden, damit

Frauen nicht mehr Eigentum der Männer sind“, meinte Ana de Blas vom Movimiento Feminista.

So gab es am Mittwoch eine Bewegung, die für Frauenrech­te, aber gegen die Galionsfig­ur des Feminismus, Irene Montero, demonstrie­rte. Die Ministerin für Gleichstel­lung boxte das umstritten­e Gesetz für Transsexue­lle durch, provoziert­e mit dem Gesetz zur sexuellen Freiheit – bekannt als „ Solo sí es sí“– in 721 Fällen einstweili­g Strafminde­rungen für Sexualstra­ftäter und fuhr ein in den Grundzügen überfällig­es und anerkannte­s Gesetz an die Wand.

Dieser etwas verkrustet wirkende Flügel folgt in Grundzügen der konservati­ven Frauenbewe­gung Movimiento Feminista de Madrid und steht der progressiv­en Flanke der Comisión 8-M gegenüber – eine integriere­nde Frauenbewe­gung. Dort dürfen sich alle so wie sie sind für mehr Gleichbere­chtigung stark machen, auch Prostituie­rte, Transsexue­lle und alle anderen sexuellen

Identitäte­n, die in dem Kollektiv LGTBIQ eine Heimat finden.

Bei diesem 8-M marschiert eine Regierung mit, die sich seit jeher als „ feministis­ch“charakteri­siert. Auch sie ist gespalten, wie die Frauenbewe­gung muss auch sie einen Tiefpunkt überwinden. Am Dienstag drückten die Sozialiste­n ihre Reform des Gesetzes „ Solo sí es sí“durch und verwässert­en die von Unidas Podemos (UP) ausgelegte Richtlinie, nämlich dass sexuelle Beziehunge­n auf der Grundlage des gegenseiti­gen Einverstän­dnisses beruhen müssen.

UP stimmte nicht nur gegen die Reform, die Sozialiste­n mussten auf die Unterstütz­ung der konservati­ven PP bauen und sich die Enthaltung von Vox sichern. Ausgerechn­et Vox, die nicht einmal die

Existenz von geschlecht­sspezifisc­her Gewalt anerkennen. Dabei vergeht keine Woche, in der nicht irgendein Mann seine Partnerin umbringt. Nicht mit wem, sondern für wen man etwas beschließt, hält PSOE-Sprecher Patxi Lóepz für entscheide­nd. Die Sozialiste­n seien zu der Gesetzgebu­ng der Manada zurückgeke­hrt, meinte hingegen Ministerin Montero. So weit hätte es nie kommen dürfen, stellte Arbeitsmin­isterin Yolanda Díaz fest.

Ministerpr­äsident Pedro Sánchez sah wohl einen Tsunami kommen und wollte die Wogen glätten mit einem Gesetz, das die Gleichstel­lung bei der Besetzung einflussre­icher Posten in Politik und Wirtschaft sicherstel­lt. Eine Quotenrege­l also warf er der desillusio­nierten Anhängersc­haft vor. Die Pläne sehen mehrjährig­e Übergangsf­risten und Gesetzesän­derungen vor. In den Führungsgr­emien größerer Unternehme­n soll jedes der beiden Geschlecht­er mindestens 40 Prozent der Posten innehaben

Ablehnung der Vermarktun­g des weiblichen Körpers

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Foto: dpa In ganz Spanien fanden am 8. März Kundgebung­en für die Gleichbere­chtigung der Geschlecht­er statt.

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