Faszination für Dreiecke
Ineke van der Giessens PrismA-Art: Bunte Welt wie im Kaleidoskop
Eine Häuserzeile, das Meer, eine alte Tür – jahrelang malte Ineke van der Giessen Motive, die ein angenehmes, mediterranes Ambiente verbreiten, in satten leuchtenden Farben. Ihre Vorbilder waren der spanische Impressionist Joaquín Sorolla und die deutsche Expressionistin Gabriele Münter. Mit Erfolg: Ineke van der Giessens Bilder verkauften sich und hängen in Privathäusern von Madrid bis Schweden. Doch jetzt hat die Niederländerin einen neuen Stil: „ Anfang 2020 stand ich eines Morgens auf und sagte, ich möchte etwas malen, das ganz aus Dreiecken besteht“, sagt sie.
„ Mein Mann wandte ein, das sei doch gar nicht möglich. Aber ich wollte es trotzdem ausprobieren.“
Heute – nach über drei Jahren – nennt sie ihren neuen Stil PrismAArt und weiß: Möglich ist es schon, aber sehr schwierig und arbeitsintensiv. „ Früher habe ich Patchwork gemacht und ich glaube, das kommt mir jetzt zugute“, meint sie. „ Man muss sehr viel Geduld haben, die Arbeit geht sehr langsam voran, denn alles muss perfekt sein.“
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– faszinierend ist an ihren Bildern, dass sie quasi dreidimensional sind. „ Ein Bild in Dreiecke aufteilen, das könnte man ganz schnell mit einem Computer machen“, ist sie sich bewusst. „ Aber das lebt nicht.“Ihre Werke seien handgemacht und das merke man ihnen an. „ Ich mache eine Zeichnung, aber die Farbgebung des Bildes entsteht nach und nach. Es entwickelt sich immer weiter.“
Ineke van der Giessen hat erst 2010, nach ihrem Umzug nach Spa
nien, mit dem Malen angefangen. Während ihr Mann den verwilderten Garten in Angriff nahm, besuchte die Holländerin Kurse. Aber bald wuchs sie über diese Starthilfe hinaus. „ Ich mache mein eigenes Ding“, sagt die Künstlerin. „ Mein Stil ist zwar nicht abstrakt, aber frei interpretierend. Obwohl ich auch sehr realistisch arbeiten kann. Ich habe Bilder von Vögeln, Schnecken und Rosen gemalt, die schon fast
wie Fotografien wirken.“Normalerweise schafft die Friesin aber ihre eigene Welt. Obwohl sie oft Fotos von interessanten Motiven schießt. „ Ich nutze sie als Anregung, doch dann entwickelt sich das Bild immer irgendwie vom Foto weg“, erklärt die Freisin schmunzelnd. „ Die Freiheit, die man an der Leinwand hat, ist unendlich.“
Als Künstler darf man sich nicht beirren lassen und dürfe keine Angst haben. „ Man muss seinen eigenen Weg gehen. Wenn man etwas machen will, das allen gefällt, landet es schließlich nur im Müll.“