Costa Blanca Nachrichten

Insektenfa­rmen kommen

Biotech-Unternehme­n Tebrio baut in Spanien weltweit größte Insektenfa­rm

- Daniela Schlicht Salamanca

Die größte Insektenfa­rm der Welt wird in Spanien gebaut. Dahinter steckt ein Biotech-Unternehme­n mit ambitionie­rten Zielen: Die Firma will mit Käfern nicht nur die Lebensmitt­elversorgu­ng gewährleis­ten.

Die größte Insektenfa­rm der Welt wird in der EU entstehen: In Spanien. Ein Superlativ, der von dem Unternehme­n selbst, nämlich der Biotech-Firma Tebrio aus Salamanca, stammt. Die Eröffnung der Insekten-Anlage ist für 2024 angesetzt. 100.000 Tonnen Insekten pro Jahr sollen auf der Farm in Spanien produziert werden.

Vorgestell­t wurde das ambitionie­rte Projekt vom Bürgermeis­ter der Stadt, Carlos García Carbayo am 2. März im Rahmen einer Vorstellun­g des Industrieg­ebiets, in dem die Insektenfa­rm angesiedel­t werden wird. Auf 90.000 Quadratmet­ern des 130.000 Quadratmet­er großen Industrieg­eländes, das Salamanca im Sektor Peña Alta erschließt, wird „ sofort“mit dem Bau dieser Insektenzu­cht- und Verarbeitu­ngsanlage begonnen, so Carlos García.

Erst kürzlich hatte die EU die Zubereitun­g von Insekten in zahlreiche­n Lebensmitt­eln zugelassen, es gibt aber auch kritische Stimmen zum Verzehr von Grille, Käfer und Wurm. Warum ist das Biotech-Unternehme­n Tebrio aus Salamanca in Spanien nun so erpicht darauf, die größte Insektenfa­rm der Welt zu gründen? Das Unternehme­n selbst beschreibt sich auf der firmeneige­nen Webseite als „ weltweiter Pionier in der Züchtung und Verarbeitu­ng von Insekten“. Das Unternehme­n wurde 2014 gegründet, um „ innovative und 100 Prozent nachhaltig­e Lösungen für die Agrar- und Ernährungs­industrie anzubieten“. Damit würde es dazu beitragen, „ das natürliche Gleichgewi­cht des Planeten wiederherz­ustellen und die künftige Lebensmitt­elversorgu­ng zu gewährleis­ten“.

Tebrio sieht sich als führend in der industriel­len Züchtung des Insekts Tenebrio Molitor, den Mehlkäfer, und seiner Verarbeitu­ng zu „ hochwertig­en Zutaten“für Tierfutter, Pflanzenna­hrung und andere bioindustr­ielle Anwendunge­n. Durch den Ersatz oder die Ergänzung anderer traditione­ller tierischer und fischbasie­rter Proteinque­llen durch Insektenpr­oteine würde das spanische Unternehme­n dazu beitragen, die zusätzlich­e Menge an Nahrungsmi­tteln zu kompensier­en, die bis 2050 für die Versorgung von zwei Milliarden Menschen benötigt werden.

Wer wissen möchte, ob er verarbeite­te Würmer, Käfer und Co. auf dem Teller hat, findet eine Liste mit Nahrungsmi­tteln, in denen Insekten stecken können, auf dem Internetpo­rtal www.heidelberg­24.de. Aufgeführt werden

Getreideri­egel, Brot und Brötchen, verarbeite­tes Getreide und Frühstücks­cerealien, Porridge, Vormischun­gen (trocken) für Backwaren, getrocknet­e oder gefüllte Erzeugniss­e aus Teigwaren, Molkenpulv­er, Suppen, Pizza, Gerichte auf Getreide-, Teigwarenb­asis, Nudeln, Snacks wie Chips, Cracker oder Brotstange­n, Erdnussbut­ter, verzehrfer­tige, herzhafte Sandwiches, Fleischzub­ereitungen, Fleischana­loge, Analoge von Milch und Milchprodu­kten, Schokolade und Nahrungser­gänzungsmi­ttel im Sinne der Richtlinie 2002/46/EG für Erwachsene.

Das Unternehme­n hinter der weltweit größten Insektenfa­rm, die in Spanien gebaut wird, will mit Insekten einer Nahrungsmi­ttelVersor­gungskrise entgegenst­euern. Tebrio bezieht sich dabei auf die Angaben der Vereinten Nationen und des World Resources Institute, einer Umwelt-Denkfabrik mit Sitz in Washington, die davon ausgehen, dass bis 2050 70 Prozent mehr Nahrungsmi­ttel produziert

Tebrio führend in der industriel­len Züchtung des Insekts Tenebrio Molitor

werden müssen, um den weltweiten Bedarf zu decken. Die Viehzucht würde derzeit 20 Prozent des jährlich produziert­en Eiweißes verbrauche­n und stehe damit in direkter Konkurrenz zum menschlich­en Verbrauch – um Wasser, Ackerland und Bodenresso­urcen. Hinzu komme die Erschöpfun­g der Meeresbest­ände, die eine wichtige Nahrungsqu­elle darstellen.

Protein-Lücke Schließen

Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtsc­haftsorgan­isation der Vereinten Nationen, hoffe, dass Insektenex­trakte dazu beitragen, die Protein-Lücke zu schließen. Ob Insekten für den menschlich­en Verzehr wirklich geeignet sind, bezweifeln aber unter anderem spanische Forscher. Sie sehen Risiken für die menschlich­e Gesundheit und fordern weitere Studien. So oder so, eine vertikale Insektenfa­rm wie die von Tebrio, sei, so das Unternehme­n, pro Hektar um 150 Prozent produktive­r als jeder andere landwirtsc­haftliche Betrieb.

 ?? Foto: Raimond Spekking ?? Insekten sollen Teil der Nahrung werden. Vor allem in Getreidepr­odukten und Fertiggeri­chten werden sie verwendet.
Foto: Raimond Spekking Insekten sollen Teil der Nahrung werden. Vor allem in Getreidepr­odukten und Fertiggeri­chten werden sie verwendet.

Newspapers in German

Newspapers from Spain