Ein Grieche auf verlorenem Posten
Multikulti-Stadt Calp: Heimat der Zugezogenen – Spanier in der Minderheit – Über 100 Nationen
Calp – os. Ein Spaziergang durch Calp ist manchmal wie der Besuch einer Weltausstellung. Da gibt es den deutschen Bäcker, den baltischen Supermarkt, den marokkanischen Barber, den britischen Chippy, die thailändische Massage, den russischen Makler, den chinesischen Krimskrams-Laden und natürlich belgische Cafés und Restaurants an allen Ecken. Laut Tripadvisor sind die besten drei Restaurants der Stadt allesamt Inder. Die Bedienungen in den anderen Restaurants sprechen meist argentinisches Spanisch, es gibt ohnehin mehr Pizza als Paella in der Stadt und die Speisekarten der Lokale sind viersprachig. Willkommen in der Multikulti-Stadt Calp.
Die aktuellen Daten des Instituto Nacional de Estadistica (INE) schlüsseln die babylonischen Verhältnisse in Zahlen auf – so gut wie möglich. Denn es sind zwar 25.854 Einwohner in der Stadt am Ifach registriert, doch die tatsächliche Zahl ihrer Einwohner wird noch viel größer sein und bei weit über 30.000 liegen. Im Vergleich zum Vorjahr (24.060) ist das ein Anstieg von fast 1.800 registrierten Personen. Dahinter steckt eine massive Werbekampagne in verschiedenen Sprachen, die sich vor allem an ausländische Bewohner richtete und dazu aufrief, sich im Einwohnermeldeamt anzumelden.
Erst vor kurzem wurden die genauen demografischen Daten für das Vorjahr veröffentlich. Und das brachte einige erstaunenswerte Daten zum Vorschein: So haben tatsächlich nur 4.256 Einwohner ihren Geburtsort in Calp – das sind nur 17,7 Prozent der Bevölkerung. 82,3 Prozent sind also Hinzugezogene. Weitere 3.400 kommen aus anderen Teilen der Comunitat Valenciana (14,2 Prozent) und die spanische Fraktion der Stadt wird um 3.872 aus anderen Provinzen des Landes verstärkt.
Wer gut mitgerechnet hat, sieht, dass Spanier in Calp eine Minderheit sind. Denn die restlichen 52 Prozent der Einwohner stammen aus aller Herren Länder: 115 verschiedene Nationalitäten nennen Calp ihre Heimat.
Calp ist zugleich die Stadt mit den meisten deutschen Einwohnern der Comunitat Valenciana. Derzeit sind 1.052 erfasst, also 4,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zusammen mit den österreichischen und Schweizer Mitbürgern macht deutsch als Sprache knapp sechs Prozent der gesprochenen Sprachen der Stadt aus. Vor der Corona-Pandemie lag die Zahl der Deutschen weit über 1.300, anschließend gab es einen massiven Rückgang. Jetzt ist die Zahl wieder etwas angestiegen.
Der größte Teil der ausländischen Bevölkerung hat jedoch einen britischen Pass. 1.711 ist eine enorme Zahl und macht über sieben Prozent der Gesamteinwohner aus. Die nachfolgenden Plätze
Nur 4.256 Einwohner aus Calp wurden auch dort geboren
überraschen: 1.296 Rumänen, 789 Marokkaner und 724 Kolumbianer. Hinzu kommen mittlerweile bis zu 1.200 Ukrainer, die wohl auch ausschlaggebend für den massiven Zugewinn sind.
Der Rest der Bevölkerung kommt aus allen Kontinenten. Darunter sind Senegalesen, Pakistaner, Iren, Nepalesen, Peruaner, Kanadier oder Norweger. 30 Länder sind mit nur einem Bürger in der Stadt vertreten. Darunter beispielsweise ein Australier, ein Seychellois, ein Laote, ein Uzbeke oder auch – das ist erstaunlich – ein einziger Grieche.
Doch wenn man bedenkt, dass 52 Prozent der Bevölkerung eben Nicht-Spanier sind, überrascht, dass sich im Stadtrat ausschließlich Spanier befinden. Die Belgierin Hilde Backaert war bis vor kurzem die einzige, sie war für die Belange der Ausländer zuständig. Vielleicht sollten Kandidaten mit Blick auf die Einwohnerzahlen ihre Wahllisten nochmals überdenken.