Osterspektakel bei Vollmond
Proben für La Nucías Passionspiel laufen auf Hochtouren – Schauspiel aus Natur, Kultur und Tradition
Kichern dringt aus der rechten Ecke des Theaters El Sindicat in La Nucía, als Jesus, der in Turnschuhen und rotem Pullover auf der Bühne steht, mit zwei Wischmopps ausgepeitscht wird. Die Stimmung der Laienschauspielgruppe ist ausgelassen und entspannt, zwischendurch klingelt ein Telefon, die Konzentration ist noch nicht hundertprozentig bei der Szene. Am Gründonnerstag wird das anders aussehen, wenn das traditionelle Passionsspiel in der Stadt aufgeführt wird.
Seit Aschermittwoch üben fast 30 Laienschauspieler das biblische Ostertheaterstück, mit Statisten werden bei der Aufführung dann über 100 Nucieros dabei sein. Unter der Leitung von Regisseur Toni Zaragozí werden die Szenen von Abendmahl, Verrat und Verurteilung Jesu Christi im Theatersaal am laufenden Band wiederholt.
Tradition seit 1998
Bei den Proben ist auch Gerónima Devesa dabei, die Spanierin erinnert sich an die Anfänge der „ Passió“. 1998 wurde in La Nucía das erste Mal ein Passionsspiel inszeniert, „ seitdem gab es Regen, Schnee, Sonne, aber die erste Aufführung war immer noch die Beste.“Über die Jahre etablierten sich die Rollen, Szenen wurden nach und nach hinzugefügt oder angepasst. Eines ist aber gleich geblieben: Das Schauspiel wird auf Valencianisch vorgetragen.
Sehenswert ist das Stück aber auch für Zuschauer, die der Spra
che nicht mächtig sind – schon allein wegen der spektakulären Kulisse. „ An Gründonnerstag ist immer Vollmond. Das Passionsspiel ist deshalb ein Spektakel aus Kultur, Spiritualität und Natur, wenn sich der Mond vor Altea im Meer spiegelt und die Berge auf der anderen Seite leuchten“, sagt Enric Pastor, der seit vielen Jahren den Hohepriester Kajaphas beim Passionsspiel mimt.
Vom Endstandort des Freilufttheaters auf dem Calvari-Hügel hat man nämlich einen traumhaften Blick über die ganze Region. Die Szenerie startet zunächst auf der Plaça Major mit den Stufen der Kirche als Bühne. Umspielt von Licht und Feuer werden das letzte
Abendmahl, die Verhaftung auf dem Ölberg, der Prozess und die Verurteilung von Pilatus dort verkörpert. Daraufhin bewegt sich das Theater gefolgt vom Publikum hoch auf den Calvari. Dort inszenieren die Schauspieler die Kreuzigung und setzen eher auf ausdrucksstarke Bilder als auf dramatisches Theater. Und von hier oben ist der Blick über die Landschaft bei Vollmond spektakulär.
Die Truppe, die die letzten Stunden Jesu Christi inszeniert, ist übrigens bunt gemischt, der Jüngste ist zehn Jahre alt, die ältesten um die 80. Die meisten haben ihre Rolle schon einmal gespielt und sind textsicher. „ Aber es kostet trotzdem immer Zeit und viele Pro
ben, um neue Gesichter in die Gemeinschaft und das Stück zu integrieren“, meint Regisseur Zaragozí.
Drei Jahre lang fiel das Passionsspiel wegen Corona aus, jetzt hoffen die Hobbyschauspieler auf ein besonders großes Publikum. Immerhin findet die Inszenierung draußen statt, ist für alle kostenlos – und geboten wird einiges, nicht zuletzt dank des Vollmonds.
Passionsspiel in La Nucía am Donnerstag, 6. April, ab 23 Uhr. Start an der Plaça Major. Festes Schuhwerk und eine Jacke sind für den nächtlichen Aufstieg zum Calvari empfohlen.