Vermächtnis der Terrakotta-Krieger
Archäologie-Museum in Alicante eröffnet neue Ausstellung über Qin- und Han-Dynastien
„ Wir betreten jetzt die Welt der Toten“, erklärt Marcos MartinónTorres, Archäologe und Mitarbeiter an der Ausstellung im archäologischen Museum Marq de Alicante, bevor die Besucher den Raum betreten, über den die mannshohen Krieger aus Terrakotta wachen.
Im alten China glaubte man, dass das Leben nach dem Tod weitergeht, und dafür wurden alle Besitztümer, die man im Jenseits nicht missen möchte, mit ins Grab genommen. Anfangs beinhalteten diese vor allem reale Gegenstände, Tiere und auch Personen, die mit dem Toten begraben wurden, doch später ersetzten die Chinesen diese mit Nachbildungen aus Ton.
Aus diesem Grund und damit er im Tod genauso mächtig ist wie im Leben, lässt Chinas erster Kaiser, Qin Shi Huang, vor über 2.000 Jahren eine zehn Quadratkilometer große unterirdische Grabstadt mit einem ewigen Palast erbauen, die 1974 in der Nähe von Xi’An entdeckt wurde und heute als Weltkulturerbe gilt. Beschützt wird der Kaiser hier für die Ewigkeit von der sogenannten Terrakotta-Armee, die aus 8.000 Soldaten, gefertigt aus Ton, besteht.
Für die nächsten Monate stellen diese das Zentrum der neuen Ausstellung des Archäologiemuseums dar. „ Das Vermächtnis der Dynastien Qin und Han. Die Krieger des Xi’An“nennt sich die in Zusammenarbeit zwischen dem spanischen Museum und dem Kulturministerium von China sowie neun Museen aus Shaanxi, China, entstandene Exposition.
In dieser Woche werden die Türen des Museums für Besucher geöffnet, die sich in die Welt des
alten China entführen lassen möchten. „ Es ist das erste Mal, dass diese Stücke in einem spanischen Museum ausgestellt werden“, meint Marcos Martinón-Torres, „ und das Besondere an der Ausstellung ist, dass sich hierbei die Archäologie, die Technik und die Wissenschaft vereinen.“Aus den Funden könne man nämlich Rückschlüsse auf das Leben in China während der Imperien von Qin und Han sowie über die technische Herstellung der Terrakotta-Figuren ziehen.
Einige der 120 Ausstellungsstücke lassen sich auf eine Epoche datieren, zu der China noch aus einem Teppich von verschiedenen Staaten und Herrschaftsgebieten bestand, die erst 221 v. Chr. von dem jungen Kaiser Qin zu einem Land vereint wurden. Die verschiedenen Gefäße,
Figuren, Dekorationen und auch Waffen, die in einem nach Kirschblüten duftenden Saal ausgestellt werden, erinnern an diese Zeit und versetzen den Besucher zurück in eine ferne Epoche.
Jeder der Räume der Ausstellung begleitet den Besucher mit Instrumentalmusik und einem speziell für das Thema des Raumes ausgewählten Duft durch die Exposition. Für die Säle, die Funde aus dem Grab beinhalten, wurde beispielsweise Weihrauch gewählt.
Neben den originalen Funden sind auch Nachbildungen ausgestellt, wie etwa eine Pferdekutsche aus Bronze, Gold und Silber, die aus 3.000 Teilen besteht und über 1.200 Kilogramm wiegt. Experten nehmen an, dass der Kaiser in einem solchen Gefährt nach seinem Tod zum Grab transportiert wurde.
Das Herzstück der Ausstellung ist der Saal mit neun ausgewählten Kriegern der Terrakotta-Armee. Die großen Tonfiguren sind in detaillierte Rüstungen gekleidet, deren bunte Farbe mit der Zeit verblasst ist. Jeder von ihnen ist einzigartig und sie alle besitzen verschiedene Gesichtszüge, was die Arbeit hinter ihrer Herstellung erahnen lässt. Anhand der ZoomPunkte, die an den Wänden der Ausstellung angebracht sind, können die Besucher mehr über die technischen Hintergründe erfahren. Nicht nur Krieger sind zu sehen, sondern auch andere Keramik-Figuren wie Tiere, Diener oder Gegenstände.
Das Ausmaß von Qins Imperium lässt sich höchstens mit dem
Römischen Reich vergleichen, so bedeutend war seine Macht. „ Unsere Ausstellung soll die Besucher auch für das Werk der vielen Arbeiter, Künstler und Archäologen sensibilisieren, die hinter den Funden stecken.“
Beschützer für die Ewigkeit
Von den hunderttausenden Arbeitern, die die Stadt unter der Erde mit der Terrakotta-Armee, den 500 Pferden, den 130 Karren und zahlreichen Dekorationen erschufen, sind lediglich 18 Namen bekannt. Viele von ihnen sind bei den Arbeiten, teils gewaltsam, ums Leben gekommen und wurden in Massengräbern bestattet.
Die Grabstätte mit ihren Kriegern hebt die Bedeutung des Todes im alten China hervor. Qin Shi Huang blieb nicht der einzige Kaiser, der sich einen Platz für die Ewigkeit erbauen lässt: Viele weitere Kaiser, auch der Han-Dynastie, folgten schon bald seinem Beispiel. Im Museum werden daher auch einige Stücke aus dem Mausoleum Yangling ausgestellt, welches den Einfluss von Qins Grabstätte auf nachfolgende Generationen verdeutlicht.
8.000 Soldaten bewachen das Grab des Kaisers für die Ewigkeit
Die Ausstellung „El Legado de las dinastías Qin y Han. Los guerreros de Xi’An“im Museo Arqueológico de Alicante öffnet seine Tore vom 29. März 2023 bis zum 28. Januar 2024 für Besucher. Weitere Infos: www.marqalicante.com