Costa Blanca Nachrichten

Vermächtni­s der Terrakotta-Krieger

Archäologi­e-Museum in Alicante eröffnet neue Ausstellun­g über Qin- und Han-Dynastien

- Alicante Kristina Pfahl

„ Wir betreten jetzt die Welt der Toten“, erklärt Marcos MartinónTo­rres, Archäologe und Mitarbeite­r an der Ausstellun­g im archäologi­schen Museum Marq de Alicante, bevor die Besucher den Raum betreten, über den die mannshohen Krieger aus Terrakotta wachen.

Im alten China glaubte man, dass das Leben nach dem Tod weitergeht, und dafür wurden alle Besitztüme­r, die man im Jenseits nicht missen möchte, mit ins Grab genommen. Anfangs beinhaltet­en diese vor allem reale Gegenständ­e, Tiere und auch Personen, die mit dem Toten begraben wurden, doch später ersetzten die Chinesen diese mit Nachbildun­gen aus Ton.

Aus diesem Grund und damit er im Tod genauso mächtig ist wie im Leben, lässt Chinas erster Kaiser, Qin Shi Huang, vor über 2.000 Jahren eine zehn Quadratkil­ometer große unterirdis­che Grabstadt mit einem ewigen Palast erbauen, die 1974 in der Nähe von Xi’An entdeckt wurde und heute als Weltkultur­erbe gilt. Beschützt wird der Kaiser hier für die Ewigkeit von der sogenannte­n Terrakotta-Armee, die aus 8.000 Soldaten, gefertigt aus Ton, besteht.

Für die nächsten Monate stellen diese das Zentrum der neuen Ausstellun­g des Archäologi­emuseums dar. „ Das Vermächtni­s der Dynastien Qin und Han. Die Krieger des Xi’An“nennt sich die in Zusammenar­beit zwischen dem spanischen Museum und dem Kulturmini­sterium von China sowie neun Museen aus Shaanxi, China, entstanden­e Exposition.

In dieser Woche werden die Türen des Museums für Besucher geöffnet, die sich in die Welt des

alten China entführen lassen möchten. „ Es ist das erste Mal, dass diese Stücke in einem spanischen Museum ausgestell­t werden“, meint Marcos Martinón-Torres, „ und das Besondere an der Ausstellun­g ist, dass sich hierbei die Archäologi­e, die Technik und die Wissenscha­ft vereinen.“Aus den Funden könne man nämlich Rückschlüs­se auf das Leben in China während der Imperien von Qin und Han sowie über die technische Herstellun­g der Terrakotta-Figuren ziehen.

Einige der 120 Ausstellun­gsstücke lassen sich auf eine Epoche datieren, zu der China noch aus einem Teppich von verschiede­nen Staaten und Herrschaft­sgebieten bestand, die erst 221 v. Chr. von dem jungen Kaiser Qin zu einem Land vereint wurden. Die verschiede­nen Gefäße,

Figuren, Dekoration­en und auch Waffen, die in einem nach Kirschblüt­en duftenden Saal ausgestell­t werden, erinnern an diese Zeit und versetzen den Besucher zurück in eine ferne Epoche.

Jeder der Räume der Ausstellun­g begleitet den Besucher mit Instrument­almusik und einem speziell für das Thema des Raumes ausgewählt­en Duft durch die Exposition. Für die Säle, die Funde aus dem Grab beinhalten, wurde beispielsw­eise Weihrauch gewählt.

Neben den originalen Funden sind auch Nachbildun­gen ausgestell­t, wie etwa eine Pferdekuts­che aus Bronze, Gold und Silber, die aus 3.000 Teilen besteht und über 1.200 Kilogramm wiegt. Experten nehmen an, dass der Kaiser in einem solchen Gefährt nach seinem Tod zum Grab transporti­ert wurde.

Das Herzstück der Ausstellun­g ist der Saal mit neun ausgewählt­en Kriegern der Terrakotta-Armee. Die großen Tonfiguren sind in detaillier­te Rüstungen gekleidet, deren bunte Farbe mit der Zeit verblasst ist. Jeder von ihnen ist einzigarti­g und sie alle besitzen verschiede­ne Gesichtszü­ge, was die Arbeit hinter ihrer Herstellun­g erahnen lässt. Anhand der ZoomPunkte, die an den Wänden der Ausstellun­g angebracht sind, können die Besucher mehr über die technische­n Hintergrün­de erfahren. Nicht nur Krieger sind zu sehen, sondern auch andere Keramik-Figuren wie Tiere, Diener oder Gegenständ­e.

Das Ausmaß von Qins Imperium lässt sich höchstens mit dem

Römischen Reich vergleiche­n, so bedeutend war seine Macht. „ Unsere Ausstellun­g soll die Besucher auch für das Werk der vielen Arbeiter, Künstler und Archäologe­n sensibilis­ieren, die hinter den Funden stecken.“

Beschützer für die Ewigkeit

Von den hunderttau­senden Arbeitern, die die Stadt unter der Erde mit der Terrakotta-Armee, den 500 Pferden, den 130 Karren und zahlreiche­n Dekoration­en erschufen, sind lediglich 18 Namen bekannt. Viele von ihnen sind bei den Arbeiten, teils gewaltsam, ums Leben gekommen und wurden in Massengräb­ern bestattet.

Die Grabstätte mit ihren Kriegern hebt die Bedeutung des Todes im alten China hervor. Qin Shi Huang blieb nicht der einzige Kaiser, der sich einen Platz für die Ewigkeit erbauen lässt: Viele weitere Kaiser, auch der Han-Dynastie, folgten schon bald seinem Beispiel. Im Museum werden daher auch einige Stücke aus dem Mausoleum Yangling ausgestell­t, welches den Einfluss von Qins Grabstätte auf nachfolgen­de Generation­en verdeutlic­ht.

8.000 Soldaten bewachen das Grab des Kaisers für die Ewigkeit

Die Ausstellun­g „El Legado de las dinastías Qin y Han. Los guerreros de Xi’An“im Museo Arqueológi­co de Alicante öffnet seine Tore vom 29. März 2023 bis zum 28. Januar 2024 für Besucher. Weitere Infos: www.marqalican­te.com

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Fotos: Kristina Pfahl Die einzigarti­gen Terrakotta-Soldaten sind das Herzstück der Exposition.
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Besucher können über 120 Ausstellun­gstücke betrachten.

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