Für eine unabhängige Zukunft
Partei PIOC will Schlussstrich unter Missstände in Orihuela Costa ziehen – getrennt von Orihuela
Als wäre Potsdam ein Stadtteil von Berlin: Dies scheint ein guter Vergleich zu sein, um die Distanz zwischen Orihuela und Orihuela Costa zu beschreiben. Normal, sagen die einen. Zu weit weg, sagt die Partido para la Independencia de Orihuela Costa (PIOC). Wie im Namen zu erkennen, setzt sich die Partei für die Unabhängigkeit der Küstenstadt von der Stadt Orihuela ein.
Zugegeben: Beim Eintreffen zum Gespräch mit PIOC hat man den Eindruck, dass ein solcher Tourismusmagnet wie Orihuela nicht allzu viel für sein Küstenbild tut. Die überfüllten Mülleimer am Wegesrand (siehe Artikel unten) sind das eine. Doch auch manche Straße, über die wir später zusammen fahren, macht eher den Eindruck einer Pampa als eines Urlaubsparadieses.
Fehlende Repräsentation
Ramón Fusté Guillén, Bürgermeisterkandidat der Unabhängigkeitspartei, ist der Meinung, dass der vernachlässigte Zustand in Orihuela Costa nicht weiter herrschen könnte. Zur Kommunalwahl am 28. Mai lässt sich der Journalist aufstellen, um den Bezirk im Rathaus vertreten zu können. Dies scheint das größte Problem zu sein: fehlende Repräsentation, um die Missstände klar kommunizieren zu können. „ Wenn wir zwei Parteimitglieder in den Stadtrat bekommen, ist der erste
Schritt getan“, ist sich Fusté Guillén sicher.
Wenn man dies schaffe, sei das weitere Animieren der Bürger das folgende Ziel. „ Wenn die Bevölkerung so stark weiterwächst wie gerade, können wir mithilfe der Wähler die Unabhängigkeit erreichen“, so der Neu-Politiker. Das Vorgehen, sich vom Gemeindebezirk zu trennen, ist dabei kein neues Konzept. Schon die Nachbarstadt Pilar de La Horadada löste sich 1986 erfolgreich von Orihuela. In Jahrhunderten zuvor auch schon San Miguel und Guardamar.
Doch warum der Aufwand?
Von den 24 Bezirken der Gemeinde mache Orihuela Costa derzeit 55 Prozent der wirtschaftlichen Einnahmen aus. Trotz kontinuierlichem städtischen Wachstum und Tourismus bekomme die Küstenstadt nur einen Bruchteil dessen, was sie zum einen gibt, zum anderen aber auch brauche. „ Vor allem die Einwohner sind die Leidtragenden des unzureichenden Engagements des Gemeinderats“, sagt Fusté und nennt stetige Ärgernisse wie die ungepflegten Bordsteine, die löchrigen Straßen und die fehlende Barrierefreiheit: Etwa die nicht abgesengten Bordsteine an Zebrastreifen ließen zu wünschen übrig.
Die PIOC beobachte diese Unannehmlichkeiten seit Jahren und habe eine Vision für Orihuela Costa als ein Gebiet, das für kommende Generationen verjüngt und mo
dernisiert werden soll. Circa ein Drittel der Bevölkerung Orihuelas lebt in Orihuela Costa. Hinzu kommt ein Großteil an Residenten, die dort überwintern oder die Sommermonate an der Küste verbringen.
Großes Ziel vor Augen
„Vor allem die Einwohner sind die Leidtragenden in dieser Situation“
„ All diesen Menschen fehlt es an ausreichenden öffentlichen Einrichtungen“, so Fusté Guillén. Orihuela Costa verfügt über ein medizinisches Zentrum und ein Postamt, aber die Guardia Civil habe etwa keine eigene Station. Die PIOC setze sich dafür ein, darüber hinaus in eine städtische Bibliothek, ein Kulturzentrum, einen Friedhof und einen anständigen Reinigungs- und Mülldienst zu investieren. Das große erklärte Ziel lautet jedoch: Unabhängigkeit.