Mister Wholesale’s Erbe
Stadtverwaltung mietet ehemaliges Rosinenlager für kulturelle Veranstaltungen an
Dénia – ab. Es erinnert an eine Zeit, zu der in Dénia allein durch den Export von Rosinen die Wirtschaft und damit auch der Wohlstand blühte. Viele Jahre ungenutzt, hat die Stadtverwaltung nun ein Abkommen mit dem derzeitigen Besitzer des Gebäudes getroffen, in dem sich einst das Rosinenlager der Genossenschaft Wholesale befand. Das auch als Magatzem dels Anglesos (valenciano für Magazin der Engländer) bekannte Anwesen an der Plaza del Convent diente ab 1910 zur Lagerung, Klassifizierung und Verpackung der Rosinen, die von Dénias Hafen aus vor allem nach Großbritannien, aber auch in die USA und nach Kanada verschifft wurden. Ihre Blütezeit erlebten die Rosinen-Exporte zwischen 1870 y 1920.
Mit Beendigung dieser Ära wurde das Lager geschlossen und stand über viele Jahre leer. Nun will ihm die Stadtverwaltung einen neuen Nutzen geben. Das Abkommen besagt, dass die Kommune die Lagerräume, die sich laut Bürgermeister Vicent Grimalt in einem tadellosen Zustand befinden, für einen Zeitraum von 25 Jahren anmietet, um sie für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Dazu stehen über 1.000 Quadratmeter im Obergeschoss des Gebäudes zur Verfügung.
Das Magatzem dels Anglesos ist einem reichen Händler aus Manchester zu verdanken. Alfred Wholesale erreichte am Abend des 6. September 1869 an Bord des Segelschiffs Lady Godiva den Hafen von Dénia. Der Brite kam mit einer einzigen Absicht: Er wollte große Geschäfte mit Rosinen machen. Was zu diesem Zeitpunkt
noch niemand ahnte: Er würde nicht nur den Einwohnern von Dénia, sondern auch denen anderer Orte der Region, die fortan auf den Anbau der Moscatel-Traube setzten, zu viel Wohlstand verhelfen. Rosinen waren zu der Zeit vor allem in Großbritannien und den USA ein begehrtes Produkt, da sie unverzicht
bar für die Herstellung von Kuchen und Süßigkeiten galten.
39.000 Tonnen jährlich
Nach langwierigen Verhandlungen mit den Familien Merle, Latur und Morand sowie anderen bedeutenden Einwohnern der Stadt unterzeichnete der Brite verschiedene
Vertragsabkommen und eröffnete sein erstes Büro an der Plaza San Antonio, das die Aufschrift Wholesale Cooperative Society trug.
Drei Monate später wurde nicht nur mit Hochtouren auf den Weinfeldern der Umgebung gearbeitet. In der Stadt entstanden auch Fabriken zur Herstellung von Behältern für die Rosinenfabrikation, Druckereien und es öffneten die ersten Büros für Zollbeamte. Von nun an erreichten wöchentlich Schiffe den Hafen von Dénia, um die begehrte Fracht in verschiedene Teile Europas und auf den amerikanischen Kontinent zu bringen.
Die Bedeutung der RosinenExporte verdeutlichen Überlieferungen des valencianischen Historikers Roque Chabás. Demzufolge wurden allein im Jahr 1871 mehr als 39.000 Tonnen Rosinen in Dénias Hafen verschifft.