Noch einer vom Aussterben bedroht
Ausgerechnet dort, wo der letzte Mar-Menor-Spargel gedeiht, sollen 500 Wohnungen gebaut werden
Cartagena – sg. Die Seegraswiesen des Mar Menor sind bedroht. Die Große Steckmuschel kämpft fast aussichtslos ums Überleben. Vom Seepferdchen, dem Symbol des Mar Menor, findet sich kaum noch eine Spur. Und nun geht es dem Spargel des Mar Menor an den Kragen. Der Staatsanzeiger BOE hat vergangene Woche offiziell verkündet, worauf Botaniker und Naturschützer seit mehreren Jahren warten: Asparagus macrorrhizum, so der wissenschaftliche Name des Spargels, ist vom Aussterben bedroht.
Der auf den ersten Blick unscheinbare Strauch wurde erstmals 2013 wissenschaftlich beschrieben. Sein Bestand ist in den vergangenen zehn Jahren dramatisch zurückgegangen.
Nur am Mar Menor
Der Mar-Menor-Spargel wächst an Land an dem kurzen Küstenabschnitt nördlich von La Manga am Mar Menor. Er kommt sonst nirgendwo anders auf der Welt vor. Ausgerechnet dort, wo sich die gesamte Population des Spargels befindet, sollen mehr als 500 Wohnungen und Häuser gebaut werden. Die Vereinigung zur Wiedergewinnung des heimischen Waldes von Cartagena, Arba, hat 2015, zwei Jahre nachdem die Pflanze entdeckt worden war, eine Zählung durchgeführt. Das Ergebnis: Vor fast acht Jahren gab es 800 Exemplare, die alle zwischen der Brücke über dem Estacio-Kanal und Veneziola wuchsen, zu 90 Prozent auf städtischen Grundstücken.
Arba zufolge haben Bauarbei
ten und Strandreinigungen dem Spargel den Garaus gemacht. Bei dem Einsatz von schweren Maschinen würde wahllos Vegetation aus der Erde gerissen, hieß es. 2019 wandte sich Arba an das Umweltministerium in Madrid, das vier Jahre später den einzigartigen Strauch am Mar Menor in den spanischen Katalog für bedrohte Arten aufnahm und dem Spargel damit maximalen Schutz gewährt.
Ob die Landesregierung von Murcia und die Rathäuser von San Javier und Cartagena die geplanten und genehmigten Bauprojekte
stoppen, um das Verschwinden des Spargels zu verhindern, so wie es die Naturschützer fordern, bleibt fraglich. Was ist schon ein kleiner Strauch gegen ein Vorhaben, das Millionen Euro einbringt?
In die Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wurden auch zwei Vogelarten aus der Region Murcia aufgenommen: die
Zwergtrappe und die Dupont-Lerche. Beide haben in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt. Die Lerche, weil die wenigen Exemplare nur noch in einem begrenzten Gebiet in der Sierra del Picarcho in Cieza vorkommen, und die Zwergtrappe, weil sie drohte, das PhotovoltaikMakrokraftwerk des Unternehmens X-Elio in Lorca zu gefährden. Nachdem die Anlage verkleinert wurde und das Unternehmen Maßnahmen zum Schutz des Vogels vorgeschlagen hatte, wurde das Projekt mit Zustimmung des Umweltministeriums genehmigt.
Unscheinbarer Strauch gegen lukratives Baugeschäft