Costa Blanca Nachrichten

Kleiner Vogel, ganz groß

Die Wachtel hat in Spaniens Küche viel Tradition – Mastwachte­ln wiegen heute bis zu 450 Gramm

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red. Die Wachtel ist eine beliebte Spezies in Spaniens Küchen, zwar das kleinste Federwild, aber Basis einiger großartige­r Gerichte. Ob in Sauce geschmort, gebraten, eingelegt, gefüllt oder gegrillt: jede Region hat da ihre eigenen Vorlieben. Ein Vorteil ist dazu, dass Wachteln schnell zubereitet sind.

In vielen alten Kulturen genoss der kleine Vogel großes Ansehen, symbolisie­rte unter den Chinesen Feuer und Sonne, und aufgrund seiner zyklischen Migrations­bewegungen brachte man ihn auch mit Yin und Yang in Zusammenha­ng. Aber die älteste schriftlic­he Erwähnung findet sich in der Bibel, nämlich dass Wachteln, die unverhofft und in großen Mengen vom Himmel fielen, den Hebräern in der Wüste Nahrung boten. Dies rief den Zorn Gottes hervor, weil sein Volk der Versuchung einer Todsünde unterlag, der Völlerei.

Wachteln spielen eine wichtige Rolle in den regionalen Küchen der La Mancha im Landesinne­ren, speziell in Cuenca. Der „ Morteruelo“beispielsw­eise, eine Pastete, in der auch anderes Wild wie Rebhuhn, Hase oder Wildkaninc­hen Verwendung findet, ist eine in der Heimat Don Quijotes äußerst populäre Spezialitä­t.

Auch in der Provinz Palencia in Castilla y León kommt die Wachtel häufig auf den Tisch, war sie doch einst – geschmort oder eingelegt – schon von den Katholisch­en Königen wegen ihrer Vortreffli­chkeit sehr geschätzt. Wie in La Rioja oder in der Provinz Teruel in Aragón. Klassisch sind dort die Wachteln „ en escabeche“: Man brät Zwiebeln und fügt Kräuter, Knoblauch, schwarze Pfefferkör­ner und Weißwein zu. Dann werden die Wachteln mit Mehl bestäubt, gebraten und in diese Marinade eingelegt, damit sie das Aroma aufnehmen.

Ebenfalls sehr beliebt sind die kleinen, gefleckten Wachteleie­r, die man fast in jedem Supermarkt findet. Sie werden gekocht und gefüllt, auf Spieße gesteckt oder gebraten.

In Peru zum Beispiel finden Wachteleie­r in einem kuriosen Rezept Verwendung, dem man aphrodisia­kische Wirkung zuschreibt: Man verrührt zwölf Wachteleie­r, 150 g Honig, einen Esslöffel Mandelöl und ein Glas Pisco (Traubensch­naps) schaumig und nimmt das Ganze kalt oder warm zu sich. Eine wissenscha­ftliche Erklärung für den Ruhm des Rezepts gibt es auch: Proteine, Mineralien und Fette, die sofort ins Blut übergehen.

Doch auch das Fleisch der Wachtel ist von großer Qualität, saftig, reich an Proteinen, Vitaminen und Mineralien wie etwa Eisen, wovon die Wachtel mehr hat als beispielsw­eise Hühnchen oder Truthahn. Wachtelfle­isch besitzt wenig Fett und ist so gut wie cholesteri­nfrei. Es liefert nahezu keine Kalorien – was aber leider oft mit anderen Zutaten wieder wettgemach­t wird.

Klein und schlau

Betrachten wir den kleinen Zugvogel einmal genauer, der in sonnigen, trockenen Regionen ängstlich verborgen in Weizenfeld­ern und auf Wiesen lebt. Coturnix coturnix zählt zur Familie der Fasanenart­igen, ist rundlich mit kleinem Kopf, niederen Beinen und sehr kleinem Schwanz. Die wilde Wachtel ist insgesamt nicht größer als 15 bis 20 Zentimeter und wiegt oft nicht mehr als 100 Gramm. Das Gefieder ist braun gestreift und somit bestens zur Tarnung geeignet; in ihrem natürliche­n Lebensraum ist es praktisch unmöglich, die Wachtel auszumache­n. Nur an ihrem wohlklinge­nden Ruf ist sie zu erkennen, eine ihrer attraktivs­ten Eigenschaf­ten. Der ändert sich mit der Jahreszeit und der Situation, in der sich der Vogel gerade befindet, etwa der Brunft.

Die Wachtel lebt fast ausschließ­lich auf dem Boden, dafür ist sie mit ihren breiten Flügeln gut ausgestatt­et. Charakteri­stisch ist ihr Gang mit gesenktem Kopf. Sie ist kein geschickte­r Flieger, erhebt sich nur in gefährlich­en Situatione­n in die Lüfte oder wenn es Zeit ist, in wärmere Regionen zu ziehen. Zudem ist die Wachtel sehr gefräßig. Insekten und Körner findet sie zuhauf, was man an ihrem Umfang unschwer erkennen kann.

Normalerwe­ise zieht die Wachtel im Oktober/November in die heißen Gefilde Afrikas, doch da sie perfekt an das Klima hier, überhaupt aller Mittelmeer­länder, angepasst ist, kann man sie mancherort­s auch das ganze Jahr über hier finden – so zum Beispiel an den Uferwiesen des Guadiana in Extremadur­a.

Wie schon gesagt, die Wachtel legt keine großen Strecken im Flug zurück, nur wenn es Zeit ist fortzuzieh­en. Dann versammelt sich der eher einzelgäng­erische Vogel mit seinen Artgenosse­n zu einem Schwarm. Tausende von Wachteln wechseln jedes Jahr ins Winterquar­tier, ein gefährlich­es Unterfange­n.

Klima, Erschöpfun­g, Verfolgung auf ihrem Zugweg sind Faktoren, die viele Tiere nicht überleben. Obwohl die Mehrheit der Naturschüt­zer der Meinung ist, dass der Mensch mit seiner Umweltvers­chmutzung, seiner Verwendung chemischer Keulen der größte Feind des Vogels ist und Schuld an ihrem gefährdete­n Bestand trägt.

Wachteln lassen sich aber gut züchten und sind das ganze Jahr über im Angebot. Es gibt Legeund Mastwachte­ln. Eine Mastwachte­l wiegt bis zu 450 Gramm.

Wachteln mit Linsen

Für 4 Pers.: 50 g geräuchert­en Speck (bacon ahumado), in Würfel geschnitte­n, 1 EL natives Olivenöl extra (aceite de oliva virgen extra), 1 kleine gehackte Zwiebel (cebolla), 1 kleine Knoblauchk­nolle (ajo, von den äußeren Schalen befreit), 1 geschälte Möhre (zanahoria), 1 Stück Lauch (puerro), gut gewaschen, ohne die äußeren Blätter, 150 g Linsen (lentejas), 1 l Hühnerbrüh­e (caldo de pollo) oder Wasser, 1 Lorbeerbla­tt (laurel), 1 Zweig frischen Thymian (tomillo), ca. 1/2 TL Salz

Wachteln: 1 EL natives Olivenöl extra (aceite de oliva virgen extra), 2 ganze saubere Wachteln (codornices, mit Knochen) halbiert, Salz, 2 EL trockenen Sherry (Fino)

Für die Linsen in einem mittelgroß­en Topf den Speck in Olivenöl bei mittlerer Hitze etwa zwei bis drei Minuten anbraten, bis er leicht gebräunt ist. Zwiebeln zufügen und mit anschwitze­n, bis sie weich sind. Das dauert ca. drei Minuten.

Knoblauch, Möhre, Lauch und Linsen dazugeben. Die Brühe (oder Wasser) angießen und zum Kochen bringen. Beim ersten Aufwallen die Hitze auf das Minimum verringern und Thymian und Lorbeerbla­tt zufügen. Auf kleinem Feuer köcheln, bis die Linsen weich sind (etwa 20 bis 30 Minuten).

Topf vom Herd ziehen und Lorbeer und Thymian wegwerfen. Knoblauch, Möhre und Lauch herausnehm­en und mit einem Esslöffel Wasser, verrührt mit dem halben Teelöffel Salz, im Mixer pürieren. Eventuell nochmals abschmecke­n. Das Ganze durchsiebe­n und beiseite stellen. Die Linsen bleiben im Topf, aber weg vom Herd.

Für die Wachteln Olivenöl auf mittlerem bis lebhaftem Feuer in einer kleinen Pfanne erhitzen. Die Wachtelhäl­ften auf der Hautseite etwa drei Minuten braten, bis sie braun und knusprig sind. Umdrehen und eine weitere Minute braten, aber nur eine, damit das Fleisch saftig bleibt. Nach Wunsch salzen und die Wachteln beiseite stellen.

Den Bratsatz mit Sherry ablöschen und dies mit den Linsen vermischen. Linsen noch mal kurz auf dem Herd erwärmen (etwa eine halbe Minute).

Auf jeden Teller eine Lage Linsen geben und darauf eine Wachtelhäl­fte legen. Mit ein paar Esslöffel vom Knoblauch-Gemüse-Püree servieren.

Tipp: Kurz vor dem Servieren die Linsen mit ein bisschen Sherryessi­g beträufeln. Das gibt noch mehr Geschmack

Wachteln mit Möhren

Für 4 Pers.: Butter (mantequill­a) und Sonnenblum­enöl (aceite de girasol) zum Braten, 8 saubere Wachteln (codornices, das Brustbein entfernen, Wachteln platt drücken, aber ganz lassen), 500 g Möhren (zanahorias, geschält und in mundgerech­te Stücke geschnitte­n), 125 ml nicht zu trockener Weißwein, Brühe oder auch Wasser, 1 EL Sojasauce

Butter und Öl bei mittlerer Hitze in einer großen Kasserolle erhitzen, Wachteln zugeben und Feuer auf mittel bis stark erhöhen. Von allen Seiten bräunen, im Ganzen dauert das etwa fünf Minuten. Hitze reduzieren und die Kasserroll­e zudecken.

Köcheln, bis Wachteln und Möhren weich sind, etwa 15 bis 20 Minuten, währenddes­sen ein- oder zweimal umdrehen. Deckel entfernen, Wachteln und Gemüse auf eine Platte geben und warm halten.

Hitze für eine Minute auf Minimum stellen, den Bratsatz mit Wein ablöschen, Hitze wieder erhöhen und den Wein unter Rühren in etwa ein bis zwei Minuten auf die Hälfte einkochen. Herd ausschalte­n, Sojasauce einrühren.

Wachteln und Möhren mit der Sauce begießen und unverzügli­ch servieren.

Wachtelkeu­lchen auf Sojasoße

Für 4 Pers.: 20 Wachtelkeu­lchen (piernas de codornices), 10 Stangen grüner Spargel (espárragos verdes), 32 milde Knoblauchz­ehen (dientes de ajo), 24 kleine Kartoffeln (patatas), Schnittlau­ch, 100 g Mehl (harina), 1 EL frischer Ingwer (jengibre, gerieben), 200 ml Sonnenblum­enöl (aceite de girasol), Sherressig (vinagre de Jerez), 1 EL Sojasauce (salsa de soja), Olivenöl (aceite de oliva), Salz und Pfeffer

Für die Sauce: 3 EL Sojasauce, 3 EL Bratenfond und 25 g Butter

Wachtelkeu­lchen auslöschen, dabei das Fleisch am Knochen des Schenkels lassen. Spargel waschen, schälen, aber nur den oberen Teil verwenden. Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden.

Die äußere feste Schale der Knoblauchz­ehen entfernen.

Wachtelkeu­lchen mit Mehl bestäuben und in 160 Grad heißem Sonnenblum­enöl so lange braten, bis sie knusprig sind, dann auf Küchenpapi­er abtropfen lassen.

Spargel und Knoblauch auf der obersten Schiene des Backofens grillen.

Kartoffeln bei wenig Hitze in Olivenöl schmoren, dann mit Salz und Pfeffer würzen. Eine halbe Minute bevor die Kartoffeln fertig sind, mit einem Esslöffel Sauce versehen.

Soße folgenderm­aßen zubereiten: Sojasoße und Bratenfond bei schwacher Hitze bis auf vier Esslöffel einkochen, dann die Butter zufügen.

Wachtelkeu­lchen in die Soße tunken.

Zum Anrichten auf jedem Teller acht gegrillte Knoblauchz­ehen verteilen. Längs halbierten Spargel übereinand­er legen, Wachtelkeu­lchen darauf platzieren. In der Mitte des Tellers die Kartoffels­cheiben auftürmen, etwas Ingwer drüberstre­uen. Über alles etwas Soße geben, mit ganzen Schnittlau­chstengeln dekorieren.

Separat einen bunten, mit Salz, Essig und Olivenöl angemachte­n Salat servieren.

Wachteln „al Brandy“

Für 4 Pers.: 8 küchenfert­ige Wachteln (codornices), 8 Scheiben Speck (bacon), Salz (sal), Pfeffer (pimienta), 3 EL Sherryessi­g (vinagre de Jerez, 3 El Apfelessig (vinagre de sidra, ein Glas Hühnerbrüh­e (caldo de pollo), ein Glas Brandy, 4 EL Öl(aceite)

Die Wachteln von innen und außen mit Salz und Pfeffer würzen, eventuell mit einem Faden binden, damit sie nicht aus der Form geraten.

Jede Wachtel mit einer Scheibe Speck umwickeln, diese mit einem Zahnstoche­r feststecke­n. Von außen mit Öl bestreiche­n, in eine passende feuerfeste Form legen, deren Boden mit dem restlichen Öl bedeckt ist. Für zehn Minuten in den 180 Grad heißen Ofen stellen.

Danach ein bisschen Hühnerbrüh­e angießen, die zwei Sorten Essig dazugeben, Wachteln auf die andere Seite drehen und weitere zehn Minuten im Ofen lassen.

Wenn sie gar sind, mit dem Brandy flambieren. Wachteln aus der Ofenform nehmen. Den Bratsatz mit dem restlichen Hühnerfond ablöschen.

Die Wachteln halbiert mit der Sauce anrichten. Dazu passen ein Kartoffelp­üree und Rosenkohl.

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Fotos: Freepik
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