Nicht jedermanns Geschmack
Stadtarchäologe Gisbert unzufrieden mit Restaurierung von Torrecremada – Stadt beschwichtigt
Dénia – ab. Gar nicht glücklich ist Dénias Stadtarchäologe Josep Antoni Gisbert mit der Entwicklung, die das emblematische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert im Stadtpark Torrecremada nimmt. Die Restaurierungsarbeiten, die im Auftrag von Alicantes Universität durchgeführt werden – vorgesehen ist in dem Anwesen ein Uni-Sitz – sind für den Archäologen bisher gründlich daneben gegangen. Mit seiner Kritik bezieht sich Gisbert vor allem auf Elemente wie etwa die charakteristische Veranda, den wertvollen Bodenbelag und das Dach des Gebäudes. All diese Bestandteile seien im Rahmen der Renovierung „ zerstört“worden, lautet sein Urteil.
„ Mit allem Respekt vor der Universität“, sagte der Archäologe.
„ Dénias künftiger Universitätssitz wird aus einem Angriff auf die Geschichte geboren und ein Gebäude beziehen, das misshandelt wurde, so wie es bereits in der vergangenen Legislaturperiode mit der Stadtbibliothek geschehen ist.“
Dénia habe mit der Restaurierung unwiderruflich eine beachtliche Anzahl jahrhundertealter Elemente verloren. „ Übrig bleiben gerade einmal die Fassade, ein paar nackte Wände und Strukturen im Inneren“, bedauert Gisbert.
Respektvoller Umgang
Bei den Verantwortlichen der Stadtverwaltung prallt die Kritik allerdings ab. Baustadträtin Maria Josep Ripoll (PSOE) erklärte, man bewahre Torrecremada nicht nur vor dem Zerfall, sondern führe ihm zudem einen sozialen Nutzen zu. Es gebe wohl keine bessere Möglichkeit, um das Gebäude langfristig zu erhalten.
Ripoll erklärte außerdem, die Projektpläne würden vorsehen, Originalelemente, die man aufbewahrt habe, zu einem späteren Zeitpunkt wieder in dem Gebäude zu integrieren. Als Beispiel nannte die Stadträtin die Arkaden des Riurau, die wieder installiert würden, sowie Deckenbalken aus Holz, die man ebenfalls wieder anbringen werde. Außerdem sei vorgesehen, die Geländer der ehemaligen Balkone, die alten Bodenfliesen verschiedener Räume und die Steine, die das Gebäude von den Zufahrten der Karossen abgrenzten, restaurieren zu lassen. All diese Elemente würden in beziehungsweise an dem renovierten Gebäude wieder sichtbar sein, versprach die Stadträtin für Baumaßnahmen.
Das Gebäude im Park Torrecremada wurde im 19. Jahrhundert im Auftrag der Familie Oliver gebaut. Sie zählte zu einer Handvoll Familien in Dénia, die durch die Herstellung von Rosinen, die in
Länder wie Großbritannien und Frankreich, aber auch in die USA exportiert wurden, zu immensem Reichtum gelangten.
Torrecremada, seinerzeit von weitläufigen landwirtschaftlich betriebenen Flächen und einem romantischen Garten mit familieneigener Kapelle umgeben, diente der Familie als Zweitsitz. In den Straßen Cavallers und Loreto verfügten die Olivers über weitere herrschaftliche Anwesen.
Später ging das Anwesen, das im Spanischen Bürgerkrieg vorübergehend als Lazarett genutzt wurde, an die Fabrikantenfamilie Nogueroles. Sie war auf die Herstellung von Schokoladenpulver spezialisiert. In den 1980er-Jahren wechselte Torrecremada unter der Regierung des sozialistischen Bürgermeisters Jaume Sendra in städtischen Besitz, um das Gebäude vor dem Zerfall zu bewahren. Zeitweise diente es als Verwaltungssitz des Naturparks Montgó.