Olé, Philippine!
Deutsche aus Moraira zeigt, wie Integration funktionieren kann: Sprache, Bräuche und sehr viel Respekt
Teulada-Moraira – at. „ Bitte mehr Philippines in unseren Leben“, kommentierte der valencianische Fernsehsender „ À punt“vergangenen September seinen eigenen Instagram-Post – ein Video, in dem eine „ À punt“-Reporterin in Moraira die Deutsche Philippine Nordmann fragte, seit wann sie schon hier lebe. Auf Castellano, versteht sich, kann doch kaum jemand von einem Ausländer an der Costa Blanca erwarten, dass er Valenciano versteht, geschweige denn spricht. Oder doch? Philippine Nordmann jedenfalls wechselte kurzerhand ins Valencianische.
„ Schließlich mache ich einen Valenciano-Kurs, um mich zu integrieren“, sagte sie, und die Reporterin reagierte mit einem begeisterten „ Olé“-Ausruf.
5.000 Likes habe es für das Video gegeben, wundert sich Nordmann selbst ein wenig über die überschäumenden Reaktionen.
„ Ich liebe nun einmal die valencianische Kultur“, erzählt sie der CBN einige Monate später – und diese Liebe zur regionalen Kultur wird sicherlich ein Grund gewesen sein, warum Teuladas Compromís-Partei bei der Deutschen wegen eines Listenplatzes für die Kommunalwahl 2023 angeklopft hat. Sie nahm das Angebot an und steht auf Platz 8. Ein Baustein mehr für eine gelungene Integration, zu der nicht nur, aber sicherlich auch das bei vielen ausländischen Residenten so verhasste Valenciano beigetragen hat.
„ Sprachen waren schon immer mein Thema“, sagt Nordmann, die 2004 an die Costa Blanca kam – eigentlich für ein halbes Jahr, um Spanisch zu lernen. Bei dem halben Jahr blieb es nicht. Nordmann hatte verschiedene spanische Arbeitgeber, eine eigene Galerie und mittlerweile betreibt sie ein Immobilienbüro in Moraira. Und der wohl wichtigste Baustein für eine gelungene Integration: In ihrem Wohnort Xaló – sie besteht auf der valencianischen Variante des Gemeindenamens – lernte sie schnell ihren jetzigen Mann kennen, einen echten Valencianer.
Charmantes Valenciano
„ Wenn ich mit meinem Mann und Freunden oder Familie zusammen war, fühlte ich mich immer etwas außen vor, auch wenn die Valencianer problemlos zum Castellano wechseln. Trotzdem, ich hatte es leid und belegte einen ValencianoKurs.“Eine schwere Sprache? „ Nein, eigentlich nicht. Es ist eine charmante, leicht zu lernende Sprache“, findet sie. Vor allem, wenn man wie sie Französischund Spanischkenntnisse mitbringe. „ Wobei es auch darauf ankommt, wer spricht. Im Fernsehen zum Beispiel verstehe ich das Valenciano sehr gut, aber bei der Oma im Café verstehe ich nur die Hälfte“, lacht sie, lässt sich aber nicht entmutigen. „ Denn wenn du eine Sprache lernst, begreifst du auch die Kultur der Region.“
Und die liegt ihr am Herzen: Lokale Gepflogenheiten und Produkte, die Identität und die Natur müssten geschützt werden. Und dafür appelliert sie auch an die Ausländer, die hier Urlaub machen oder sich dauerhaft niederlassen. „ Einheimische Produkte kaufen und so die lokale Landwirtschaft fördern. Den eigenen Müll mitnehmen. An den Stränden Gebühren für Parken oder Strandreinigung in Kauf nehmen“, so einige ihrer Empfehlungen für einen umweltfreundlichen Tourismus, für den auch die Verwaltungen gefragt seien. „ Sie sollten zum Beispiel statt auf Riesenunternehmen auf lokale Betriebe setzen“, sagt sie.
Und sie könnten Besuchern Tipps geben, wie sie sich am besten verhalten sollten. Wie auch sie selbst es bei ihren Kunden im Immobilienbüro versucht. „ Ich empfehle allen, sich im Dorf zu integrieren, spanische Lokale zu besuchen, spanische Bauarbeiter zu beauftragen und immer die Umweltverträglichkeit im Kopf zu haben.“
Doch zurück zur Sprache. Es müsse ja nicht gleich Valenciano sein, betont Nordmann. „ Aber man sollte erwarten können, dass Zugezogene zumindest Castellano lernen“, wofür es aber mehr Sprachkurse brauche. Und den Willen, mitzumachen. „ Wer zum Beispiel Mitglied einer Fiestagruppe wird, lernt dort sicher auch Spanisch.“
Oder vielleicht doch ein paar Wörter Valenciano? Die Einheimischen würden sich freuen, wie die Olé-Reaktionen auf ihr Valenciano auf „ À punt“gezeigt haben.