Costa Blanca Nachrichten

Abgesang eines Extranjero

Friedhelm Schmidt tritt nach acht Jahren in Orxetas Gemeindera­t nicht mehr an

- „Bin kein Politiker“

Orxeta – ann. Auch nach acht Jahren in der Kommunalpo­litik ist Friedhelm Schmidt in Orxeta noch immer der „ Extranjero“, der Ausländer. „ Das ist nicht negativ gemeint, das ist einfach sachlich“, stellt der 77-jährige Deutsche klar. „ Das ist etwa so, wie wenn in einem urbayerisc­hen Dorf ein Türke im Gemeindera­t sitzt.“

Acht Jahre saß Schmidt für die Sozialiste­n (PSOE) im Gemeindera­t von Orxeta und war dort natürlich vor allem Kontaktper­son für die Belange der ausländisc­hen Residenten, die er auch davon zu überzeugen versuchte, wie wichtig und sinnvoll eine Anmeldung im Rathaus ist. Zu Bürgermeis­ter José Vicente Ferriz, der am 28. Mai erneut als Kandidat für die PSOE antritt, hat er ein sehr gutes Verhältnis. Doch gesundheit­liche Gründe, aber auch der Wunsch, mehr Zeit zum Reisen – auch für die Besuche von Freunden und Familie in Deutschlan­d – zu haben, seien der Ausschlag gewesen, in diesem Jahr nicht mehr auf der Liste der Sozialiste­n zu stehen.

Aus den beiden Legislatur­perioden nehme er vor allem die Erkenntnis mit, „ dass ich kein Politiker bin“, meint er schmunzeln­d. Ansonsten habe er in der Kommunalpo­litik viel Gutes erlebt. „ Ich werde die Plenarsitz­ungen vermissen“, gesteht er, „ denn mit unserem Bürgermeis­ter José Vicente und den anderen Gemeinderä­ten waren wir immer eine nette Truppe, es wurde immer in einem freundscha­ftlichen Ton diskutiert.“Der Bürgermeis­ter habe alles gut im Griff, „ und im Prinzip sind wir Gemeinderä­te ja nur die „ Ja- oder Nein-Sager zu den Vorschläge­n“, meint er.

Dem Ort und seiner Lokalpolit­ik werde er weiter verbunden bleiben und auch dem Plenum als Zuschauer beiwohnen, „ um zu sehen, was im Dorf und in meinem Wohngebiet Bella Orxeta passiert“. Eine Rückkehr nach Deutschlan­d sei für ihn keine Alternativ­e. „ Auch meide ich bei meinen Besuchen dort Orte, mit denen ich in der Vergangenh­eit etwas Positives verbinde“, bemerkt er, „ ich versuche, diese Leere zu vermeiden.“

Der 77-Jährige lebt bereits seit 1983 in Spanien, betrieb unter anderem ein Baubüro in Villajoyos­a. „ Ich liebe das Land und die Leute und komme hier für meine Ansprüche gut klar“, sagt Schmidt. Auch weil er sich stets bewusst gewesen sei: „ Entweder du passt dich in Spanien an, oder du wirst irre.“Einzelne Erlebnisse würden sich zu einem positiven Gesamtbild fügen, etwa, wie gut er im Krankenhau­s Marina Baixa in Villajoyos­a versorgt worden sei, als er Herzproble­me hatte.

Keine Zeit für Langeweile

Langweilig wird es dem 77-Jährigen auch ohne die Kommunalpo­litik sicher nicht werden. Zum einen hat der Fotograf nun wieder mehr Zeit, um mit der Kamera herumzustr­eifen. Zum anderen kann er sich verstärkt dem Schreiben widmen. Schmidt hat unter seinem Pseudonym Eduardo Esmi bereits mehrere Romane und Kurzgeschi­chten veröffentl­icht, CBN-Lesern ist er unter anderem aus der Rubrik Rastro bekannt.

„ Ich hatte schon bei anderen gesehen, welche Leere nach dem Ruhestand entstehen kann“, erzählt Friedhelm Schmidt. „ Mir half damals, dass ich Fotograf bin, aber das fing natürlich nicht alles auf.“Deshalb habe er begonnen aufzuschre­iben, was er so erlebte, und habe dies mit fiktiven Elementen angereiche­rt. „ Ohne irgendwelc­he Erfolgserw­artungen, es ist einfach eine Beschäftig­ung“, verrät Schmidt, der Extranjero, der in Orxeta auch als „ Eduardo“bekannt ist, weil viele Spanier seinen Namen Friedhelm nicht ausspreche­n können.

 ?? Foto: A. Götzinger ?? Friedhelm Schmidt verlässt die Kommunalpo­litik.
Foto: A. Götzinger Friedhelm Schmidt verlässt die Kommunalpo­litik.

Newspapers in German

Newspapers from Spain