Costa Blanca Nachrichten

Irisierend­es Schnäppche­n

Loetz-Vasen von 1900: Engländeri­n landet Coup mit Flohmarkto­bjekten aus Alicante

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Alicante – ann. Vieles ist Ramsch, doch manchmal lässt sich auf dem Flohmarkt eben doch ein lukratives Schnäppche­n machen. Eine Engländeri­n aus Staffordsh­ire jedenfalls hat vor rund fünf Jahren auf einem Rastro bei Alicante das große Los gezogen, als sie zwei irisierend­e Glasvasen für acht Euro erstand. Jetzt sind diese für 1.200 Pfund (rund 1.365 Euro) beim Auktionsha­us Richard Winterton in Lichfield versteiger­t worden. Denn bei den Vasen handelte es sich um authentisc­he Art-Nouveau-Stücke, angefertig­t um 1900 in der berühmten böhmischen Kunstglasm­anufaktur Loetz.

Christine Rehm und ihr Mann Manfred lebten 15 Jahre bei Alicante, bevor sie 2021 nach Großbritan­nien zurückkehr­ten. „ Als ich die Vasen kaufte, wusste ich nicht, dass sie wertvoll sind oder wo sie herstammte­n, ich mochte einfach den Stil und vor allem die Farbe“, erzählt Christine Rehm in einem Artikel, den das Auktionsha­us über ihr Schnäppche­n veröffentl­icht hat. Der Flohmarktv­erkäufer in Alicante habe sie seinerzeit für zusammen zehn Euro angeboten, „ aber er sagte, für acht Euro könnte ich sie haben“, so die Rentnerin. Lange habe sie die Vasen zu Hause hinter Glas stehen gehabt. „ Aber ich gestalte gerade das Wohnzimmer um und dachte, ich könnte mal nachfragen, was sie wert sind“. So habe sie die Stücke für eine Schätzung zu Richard Winterton Auctioneer­s in der Burton Market Hall gebracht und konnte es kaum glauben, als sie hörte, um was es sich handelte. „ Ich bin froh, dass wir die Vasen mit nach England genommen haben“, fügt sie hinzu.

Aus Phänomen-Genre-Kollektion

Die 13 Zentimeter hohen Vasen mit Dreiblattf­orm stammen aus der Phänomen-Genre-Kollektion von Loetz. Die als PG20 bekannte Serie umfasst die Jahre 1898 bis 1908, „ als Loetz auf dem Höhepunkt seiner Geschichte stand“, erläutert Schätzerin Sara Williams vom Auktionsha­us Richard Winterton. Art Nouveau sei die Kunstepoch­e, die heute von Sammlern am höchsten geschätzt wird.

„ Das Hauptmerkm­al des Phänomen Genre ist die geriffelte oder gefiederte Oberfläche des Objekts“, so Sara Williams. Erreicht wurde dies durch das Umspinnen des Glaskorpus mit Glasfäden, -bändern, -flächen oder Fadenbünde­ln, welche schlussend­lich mit Haken oder Rippenmode­llen verzogen wurden. Diese Technik wurde 1898 patentiert.

Johann Loetz kaufte 1836 eine der ältesten Glashütten in Klostermüh­le im Böhmerwald, heute Tschechisc­he Republik, auf. Sein Enkel Max Ritter von Spaun baute unter dem Namen Joh. Loetz Witwe eine der größten Kunstglasm­anufakture­n der Welt auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste das Unternehme­n schließen. Seine Jugendstil-Stücke erzielen noch heute auf Auktionen hohe Preise.

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Foto: Richard Winterton Auctioneer­s Die Art-Nouveau-Vasen von Loetz.

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