Bis an die valencianischen Ränder
Grüne Regionalisten überraschen mit eigener Liste ganz im Süden, in Pilar de la Horadada
Pilar – sw. Wo endet im Süden das Land Valencia, wo beginnt die Region Murcia? Manche würden sagen, weit nördlich der offiziellen Grenze. Allzu murcianisch kommt die Vega Baja daher. Mit ihrer ländlichen Huerta am Fluss Segura, dessen Plätschern sogar einen Akzent haben soll wie die Region im Süden, aus der er herbei fließt.
Daher ist es beachtlich, was die erklärt valencianische Partei Compromís zu den Kommunalwahlen am 28. Mai aufstellte: Eine eigene Liste in Pilar de la Horadada, der letzten regionalen Gemeinde an der Grenze zu Murcia. Bisher hatte sich der öko-regionalistische Zusammenschluss in der Vega Baja eher zurückgehalten. Nur versteckt mischt Compromís in Orihuela in der Alternativpartei Cambiemos mit.
Und in Torrevieja ist es in den Reihen der Verdes (Grünen) diskret vertreten. Ein Paradiesvogel ist noch José Vicente Fernández, der südlichste Compromís-Bürgermeister im kleinen Ort Daya Vieja. Generell aber ist Elche die letzte südliche Bastion der Valencianisten. Hier regiert Compromís, wie in der Landesregierung, mit der PSOE und sorgt seit Jahren für merkliche Akzente.
Trojanisches Pferd?
Akzente nicht nur valencianischer Art. Auch in Sachen Umwelt und soziale Gerechtigkeit – siehe 1. Mai-Marsch am Montag – setzt Compromís Ausrufezeichen. Doch für Begeisterung sorgt die Partei vor allem in der Vega Baja nicht.
Der Grund ist allem voran die Schul- und Sprachpolitik der grünen Valencianer. Denn was die Regionalsprache angeht, kennt die Partei nur wenig Kompromisse. Deutlich hochgegangen ist der Anteil des Valenciano im Unterricht an staatlichen Schulen. Zu hoch – das meinen vor allem viele Eltern in Zonen, die im Alltag so gut wie nur Castellano sprechen.
Eine Art trojanisches Pferd sei diese sich so umweltbewusst und fortschrittliche gebende Partei, die im Kern jedoch einen reaktionären Valencianismus oder sogar Pankatalanismus betreibe, meinen vorwiegend konservative Kritiker. Bei diesem schweren Stand, besonders in der Vega Baja, überrascht es zunächst, dass Compromís in Pilar sogar gegen die PSOE, die Linken (IU) und Alternativlinken (Podemos) eigenständig antritt.
Doch natürlich steckt Taktik dahinter, und diese besteht zunächst nicht unbedingt darin, den 21-jährigen Compromís-Kandidaten zum Bürgermeister zu machen. Vielmehr verfolgt die Partei einerseits ein logistisches Ziel: Durch das Antreten in einer Mindestzahl mittelgroßer Gemeinden sollen die Voraussetzungen für die Briefwahl erfüllt werden. Andererseits aber senden die grünen Valencianer eine Botschaft aus: Die Antwort auf die Frage, wie weit im Süden das Land Valencia reicht.