Costa Blanca Nachrichten

Warnung vor möglicher Algenblüte

Wissenscha­ftler stellen dem Mar Menor eine Diagnose: instabiler Zustand, nicht belastbar

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Cartagena – sg. Wie geht’s eigentlich dem Mar Menor kurz vor der Sommersais­on? Die wissenscha­ftliche Diagnose über den Zustand der Lagune, die das spanische Institut für Ozeanograp­hie (IEO) im Auftrag des Umweltmini­steriums gestellt hat, hört sich alles andere als beruhigend an. Das Mar Menor befinde sich nach wie vor in einem instabilen Zustand, hieß es. Noch nicht einmal ein minimal belastbare­s Gleichgewi­cht sei erreicht. Ungünstige Bedingunge­n wie Unwetter oder Hitzewelle­n können das Binnenmeer wieder umkippen lassen.

Der wissenscha­ftliche Ausschuss des Mar Menor, der die Landesregi­erung von Murcia berät, hat sogar vor einer möglichen Algenblüte gewarnt, einer plötzliche­n, massenhaft­en Vermehrung von Algen. Dabei können toxische Substanzen produziert werden, die Menschen und Meeresbewo­hnern gefährlich werden können. Zudem lässt die Algendecke kaum Licht durch, was zu Sauerstoff­mangel und zu Fischsterb­en führen kann, wie sie das Mar Menor bereits im Oktober 2019 und August 2021 erlebt hat.

Zu viel Nitrat, zu wenig Licht

Ursache ist der kontinuier­liche Zustrom von Nährstoffe­n in Form von Nitraten und Phosphaten aus der Landwirtsc­haft, die über Ramblas und den hohen Grundwasse­rspiegel in das Mar Menor gelangen. Hinzu kommen ein zu geringer Salzgehalt, der fremde Meeresbewo­hner in die Lagune einlädt, und die Trübheit des Wassers, die verhindert, dass sich Seegraswie­sen in einer Tiefe von drei Metern bilden. Aus dem Bericht des IEO geht hervor, dass die durchschni­ttliche Wassertemp­eratur in den letzten 30 Jahren um zwei Grad Celsius gestiegen ist, besonders seit 2014.

Aktuell kämpfen die Fischer am südlichen Mar Menor mit einer dichten Algenschic­ht, die es ihnen erschwert, Netze auszulegen, und die den Wartungsau­fwand der Fanggeräte verdoppelt. Die Netze müssten in der Sonne getrocknet, von dem klebrigen Algenschle­im befreit und Zentimeter für Zentimeter abgeschrub­bt werden, berichten die Fischer der Zeitung „ La Verdad“. In diesem Jahr hätten sich weitaus mehr Algen gebildet als im letzten Jahr, sagen sie. Das Unternehme­n, das von der Landesregi­erung mit der Entfernung der Algen beauftragt wurde, holte vergangene­s Jahr 26.000 Tonnen abgestorbe­ne Meerespfla­nzen aus dem Binnenmeer. Die Kosten betrugen 11,7 Millionen Euro. In diesem Jahr sind bis jetzt schon 2.700 Tonnen aus dem Wasser gefischt worden. Die vermehrte Algenprodu­ktion sei ein nachweisba­rer Beweis für einen Nährstoffü­berschuss, sagte Wissenscha­ftler Juan

Manuel Ruiz vom IEO.

Die gute Nachricht: Das Mar Menor leidet derzeit nicht unter Sauerstoff­mangel. Illegal bewässerte Anbaufelde­r auf einer Fläche von 8.368 Hektar wurden vom Wassernetz genommen und illegale Entsalzung­sanlagen versiegelt. Im September soll mit dem Bau eines grünen Gürtels um das Mar Menor begonnen werden. Für 55 Millionen Euro werden Filter in Form von Feuchtgebi­eten angelegt, die Schadstoff­e aufnehmen, bevor sie in die Lagune gelangen.

Badegäste brauchen nach Angaben des wissenscha­ftlichen Komitees keine Bedenken zu haben. Das Wasser habe an allen Stränden des Mar Menor eine sehr gute Qualität, hieß es.

2022 wurden 26.000 Tonnen Algen aus dem Mar Menor gefischt

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Foto: Rathaus Cartagena Massenhaft Algen und Schlamm am südlichen Mar Menor.

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