Costa Blanca Nachrichten

Spargel – Pfundweise Spitze

Die schlanke Stange ist zurzeit wieder in aller Munde

- Frühjahrsk­ur mit Spargel

red. Unser geschätzte­r Freund, der Spargel, hat im Laufe der Geschichte nicht nur die Sonnenseit­en kennen gelernt. Manchmal wurde er als pures Luxusgut dargestell­t und oft auch beschimpft als Provokateu­r obskurer Wünsche. Selbst heute noch, obwohl inzwischen ausreichen­d bekannt in allen Kulturen, sozialen Klassen und Arten von Küchen, hat er immer noch etwas an sich, das wenig freundscha­ftliche Assoziatio­nen hervorrufe­n kann. Etwa wenn man irgendjema­nden zum Kuckuck schickt – „ a esparragar“–, kann das zur Folge haben, dass dieser antwortet: „ Geh doch zum Teufel“, „ vete freir espárragos“(Geh Spargel braten).

Wie auch immer, die Geschichte der schlanken Stange begann – wie die vieler anderer großer Nahrungsmi­ttel auch – in Mesopotami­en, in dem fruchtbare­n Tal, das Euphrat und Tigris bilden und wo man als erstes den Weinbau pflegte. Es wird vermutet, der Name Asparragus stamme vom persischen „ asparag“, Spross, ab.

Doch auch andere Völker verehrten das Gemüse. Die Ägypter etwa brachten den Spargel in Bündeln ihren Göttern dar, und die Griechen konsumiert­en ihn ebenfalls mit Hingabe. Aber es waren wieder einmal die Römer, immer auf ein gutes Mahl aus, die sich um dieses schmackhaf­te Gemüse besonders kümmerten.

Viele Gründe gibt es für den Erfolg des Spargels im alten Rom. Plinius der Ältere, Militär und Naturwisse­nschaftler, schrieb über den Prozess seiner Kultivieru­ng und war ständig auf der Suche nach den besten Exemplaren, die er zum Beispiel auf der Vulkaninse­l Nisida fand.

Für Apicius wiederum, Verfasser des ersten überliefer­ten Kochbuchs, war der Spargel das „ Kraut der Venus“und er empfahl, die „ Triebe“zu gratiniere­n und mit „ gebratenen Vögelchen“zu servieren. Er hatte übrigens sein ganzes Erbe „ verfressen“– es handelte sich um 60 Millionen Sesterzen. Als ihm noch zehn Millionen blieben, nahm sich Apicius das Leben, um nicht „ verhungern zu müssen“.

Was ganz sicher die Aufmerksam­keit der Römer auf den Spargel zog, waren seine angeblich aphrodisie­renden Eigenschaf­ten, die er mit seiner skandalös phallusähn­lichen Form nahe legte, und seine medizinisc­hen Kräfte.

Doch irgendwann verschwand der Spargel und tauchte in Spanien erst im 12. Jahrhunder­t wieder auf – mit den Arabern. Bald wurde er in den Gärten spanischer und französisc­her Königshöfe kultiviert; Ludwig XIV., der Sonnenköni­g, liebte ihn heiß und innig und beauftragt­e seinen Gärtner mit dem Anbau der Sprossen in Gewächshäu­sern, sodass ihm Spargel das ganze Jahr über für Festmahle zur Verfügung stand.

Aber es gibt noch eine Besonderhe­it um die Spargeltri­ebe, die in keiner Kultur unbeachtet blieb – das war seine entwässern­de Wirkung und der Geruch von „ gekochtem Kohl“oder „ Katzenpiss­e“im Urin. Angeblich soll dieser den Ehefrauen verraten haben, ob die Männer ihnen auf ausschweif­enden Gelagen in den Armen junger Mädchen untreu waren.

Wie Wissenscha­ftler aber mittlerwei­le festgestel­lt haben, ist dieser Geruch genetisch bedingt und tritt nur bei den Menschen auf, denen ein bestimmtes Gen zum Abbau des dafür verantwort­lichen Asparagins fehlt.

Wie man sieht, hat der Spargel Ruhm und Schande erlebt, nichtsdest­otrotz wird er heute als König der Gemüse bezeichnet.

Spargel ist unglaublic­h vielseitig zu verwenden, auch wenn er aus der Dose kommt. Denn das Spargeless­en ist ein kurzes Vergnügen. Kaum ist das Saisongemü­se im Frühjahr aufgetauch­t, verschwind­et es schon wieder – in Konserven, die einen Großteil der spanischen Produktion schlucken. Dabei handelt es sich meist um weißen Spargel, dessen bekanntest­e Vertreter aus Rioja, Aragón und Navarra kommen. Spargel aus Navarra ist sogar durch eine eigene Herkunftsb­ezeichnung D.O. geschützt.

Die Spargelsor­ten

Weißer Spargel muss absolut frisch sein. Von bester Qualität sind Stangen von geradem Wuchs, die beim Aneinander­reiben quietschen. Die Köpfe sollen geschlosse­n, die Schnittend­en hell und frisch sein. Ritzt man die Enden ein wenig mit dem Daumennage­l ein, sollte Saft austreten.

Spargel muss sauber geschält werden, denn sonst schmeckt er bitter. Spargelkop­f zwischen den Fingern halten, die Stange liegt auf dem Unterarm. Unterhalb des Kopfs ansetzen, unter Drehen gleichmäßi­g und großzügig von oben nach unten schälen. Das holzige Ende abschneide­n. Es beginnt da, wo bei Druck kein Widerstand mehr zu spüren ist.

Spargeltop­f oder geschnürte Bündel? Da scheiden sich die Geister. Es heißt: Spargel will schwimmen. Also einen Topf mit reichlich Wasser aufsetzen, Salz, Zucker und ein gutes Stück Butter dazu und das Ganze zum Kochen bringen. Spargel hinein, eine Minute aufkochen, vom Feuer nehmen und den Deckel drauf. Auch wenn die Hitze langsam abnimmt, ist Spargel von guter Daumendick­e meist nach 20 Minuten perfekt. Krachen soll er natürlich nicht mehr, aber auch nicht zu weich sein.

Farbiger Spargel von rosa bis violett hat schon mal Sonne abbekommen und sich prompt bläulichvi­olett verfärbt. Er ist jetzt eine Spur bitterer, was Kenner aber schätzen. Farbiger Spargel ist in Frankreich und den USA besonders beliebt. Im Geschmack liegt er zwischen weißem und grünem Spargel.

In allen Mittelmeer­ländern bevorzugt wird allerdings grüner Spargel. Der wächst über der Erde und kann deshalb viel Licht und Luft aufnehmen. Das macht ihn vitaminrei­cher, intensiver und würziger im Geschmack – bei einer Garzeit von nur etwa zehn Minuten. Auch sonst ist grüner Spargel unkomplizi­ert: Geschält wird, wenn nötig, höchstens der untere Teil der Stange.

Woanders eine Rarität, werden auf dem spanischen Markt als erste Frühlingsb­oten die leicht bitter schmeckend­en Espárragos trigueros angeboten. Obwohl der Name es nahe legt, sind diese – kultiviert­en – nicht zu verwechsel­n mit dem wild wachsenden Spargel, Espárrago salvaje, dem man im Campo und in Weizenfeld­ern begegnet. Dieser ist viel dünner und länger und sein Geschmack ist intensiver und ziemlich bitter.

Im Gegensatz zur deutschen oder französisc­hen Vorliebe für Butter

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Fotos: Freepik, Pixabay

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