Umstrittene Tradition auf der Kippe?
Stier-Event „Bous Embolats“: Wie stehen Teuladas Parteien vor den Wahlen dazu?
Teulada-Moraira – at. Es war ein Schock, als am 20. April bei dem umstrittenen Fiesta-Event „ Bous Embolats“in Teulada, bei dem Stieren Fackeln auf die Hörner gesetzt werden, ein Stier einen jungen Mann durch die Luft schleuderte. Zwar kam der Mann mit leichten Verletzungen davon. Doch die „ Bous Embolats“waren wieder in den Schlagzeilen – und sind auch Thema bei den Parteien, die sich am 28. Mai präsentieren. Als Erstes reagierte die neue Partei EME und versprach kurz nach dem Unfall auf einem mehrsprachigen Plakat, die Bous Embolats im Fall eines Wahlsiegs abzuschaffen.
Dass nicht alle so eindeutig Stellung nehmen, zeigt eine Umfrage der CBN unter Teuladas Parteien, die sich am 28. Mai zur Wahl stellen. „ Traditionen müssen respektiert werden“, antwortet etwa Bürgermeister und PP-Kandidat Raúl Llobell. Was nicht heiße, das alles so bleiben muss, wie es ist. „ Dieses Thema muss mit Sensibilität bearbeitet werden“, sagt er und spricht sich für ein Referendum aus, „ bei dem der ganze Ort entscheidet, was er will“. Eine Maßnahme, die auch die PSOE für den Fall eines Wahlsieges ankündigt. „ Einerseits respektieren wir Traditionen und Volksfeste, andererseits sind wir absolut gegen Tierquälerei“, fügt PSOE-Kandidatin Paqui Romaguera hinzu.
„ Wir überlassen die künftige Regulierung der Fiesta den Bürgern“, sagt Ciudadanos-Kandidatin Mireille Hurts. Ihre Partei sehe sich weder als Befürworter noch als Gegner von Stier-Events. Im Fall einer Debatte müsse eine Bürgerbefragung her und möglicherweise sei für Teulada-Moraira der Moment gekommen, den Beispielen anderer Orte, die die Bous Embolats bereits verboten haben, zu folgen.
Was die Partei Vox mit ihrem Kandidaten José Pérez de los Santos so wohl nicht unterstreicht. „ Ich verstehe nichts von Stieren, aber in Spanien sind sie eine überlieferte Nationalfiesta, die erhalten und geschützt werden sollte“, verteidigt er als einziger eindeutig Stiertreiben jeder Art.
Weder Tradition noch Kultur
„ Unsere Partei ist gegen die Bous Embolats“, äußert sich die Kandidatin von Alternativa Teulada Moraira, Chantal Giron, in entgegengesetzter Richtung. „ Sie müssen definitiv und so schnell wie möglich abgeschafft werden“, wofür die derzeit noch parteilosen Stadträte Adrián Ruiz und María José Vidal, Platz 2 und 3 der Alternativa-Liste, am 27. April einen dringenden Antrag im Plenum gestellt hätten – der von der Regierung als nicht dringend abgelehnt worden sei.
„ Der Toro Embolado bedeutet Tierquälerei in ihrer rückständigsten Form“, untermauert der EMEKandidat und aktuell stellvertretende Bürgermeister Héctor Morales sein Wahlversprechen, das Event zu verbieten. „ Das hat nichts mit Traditionen und noch viel weniger mit Kultur zu tun. Es ist Quälerei!“Der jüngste Unfall sei nur die logische Konsequenz des Risikos dieser Fiesta. Daraufhin „ Krokodilstränen zu weinen“, gleiche einer „ kollektiven Scheinheiligkeit“.
Scheinheilig findet offenbar auch Teuladas Compromís-Partei um Kandidatin Rosa Vila einiges beim Thema „ Bous Embolats“. „ Wir können nicht aus allem Politik machen, vor allem nicht aus einem Unglück, das einen Monat vor den Wahlen stattfindet“, sagt sie und kritisiert, dass das Thema jetzt „ hauptsächlich von einer Partei“ausgeschlachtet werde, die in vier Jahren Regierung „ absolut nichts“getan habe, um die Bous zu beenden. Compromís selbst setze sich für den Respekt vor der Umwelt ein, „ und dazu gehört zweifelsohne auch der Respekt vor Tieren“. Bei einem Wahlsieg werde man „ die Bürger anhören, sie werden entscheiden. Wir haben eine reife Gesellschaft“, zeigt sie sich optimistisch.