Lange Wege mit kleinen Schritten
Carmen Almarcha will Finestrat die Literatur wieder näherbringen – Ausgewählt für nationales Projekt
Finestrat – ann. Carmen Almarcha legt vier Bücher zwischen die Kaffeetassen in einem Café in Finestrat. Ein Leben ohne Literatur kann sich die Philologin, die 2016 den Lektüreclub „ La Finestra Màgica“gegründet hat, nicht vorstellen. Deshalb schmerzt es sie umso mehr, dass die Gemeindebibliothek ihres Dorfes derzeit nur nachmittags an dreieinhalb Stunden geöffnet ist. Noch dazu ist der Zugang im hochgelegenen alten Ortskern für Menschen mit eingeschränkter Mobilität äußerst schwierig.
„ Die Bibliothek muss ein Ort der Reflexion, des Denkens und der Zusammenkunft sein“, sagt Carmen Almarcha. „ Ich habe ein Finestrat kennengelernt, das sehr gebildet und belesen war“, sagt sie. „ Wir haben aus den Augen verloren, was wichtig ist. Aber woher wissen wir, was wichtig ist? Aus den Büchern.“
Lesen wieder dynamisieren
Im vergangenen Jahr nahm Almarcha gemeinsam mit 23 anderen Personen aus ganz Spanien an einem Kurs der Generaldirektion für Bücher und Lektüre über Bibliotheken und Literatur in San Sebastián teil. In Gruppen arbeiteten sie verschiedene Projekte über die Rolle der Bibliotheken aus, darüber, wie die Lektüre in den Büche
reien dynamisiert und die Bücher wieder mehr in das gesellschaftliche Leben integriert werden können. „ Und unser Projekt wurde vom Kulturministerium ausgewählt“, sagt Carmen Almarcha stolz. Eine Möglichkeit etwa sei, die Bücher raus aus den Bibliotheken auf die Straße zu holen, was in einigen Orten auch schon getan werde.
„ Außerdem muss eine Bibliothek von fachmännischem Personal betreut werden, von Bibliothekaren, Philologen, die an der Universität dafür ausgebildet wurden“, findet Almarcha. „ Die Bibliothek darf nicht vernachlässigt werden, so wie es hier in Finestrat passiert“, erklärt die Philologin. Auch deshalb habe sie sich entschlossen, künftig in der Kommunalpolitik
mitzumischen und sich für die Wahl am 28. Mai als Kandidatin für die Sozialisten in Finestrat aufstellen zu lassen. Sie steht auf Listenplatz fünf der PSOE. „ Weil ich denke, dass die langen Wege mit kleinen Schritten bewältigt werden können und dass ich ,drinnen‘ sein muss, um es so zu machen, wie ich es mir vorstelle“, sagt Carmen Almarcha.