Costa Blanca Nachrichten

Verblasste­r Farbklecks

Wandbilder­fest von Orihuela muss 2023 ausfallen – Nächster Schlag für örtliche Liberale

-

Orihuela – sw. Ein kunterbunt­er Akzent ist in Orihuelas Jahresagen­da das Wandbilder­fest von San Isidro. Aber nicht 2023. Es fällt aus, zumindest vorerst. Ohne die fröhliche, kollektive Farbauffri­schung hatte das außergewöh­nliche Viertel am Stadtrand ja schon unter Covid auskommen müssen. Aber die Pandemie ist nun offiziell vorbei. Die heutigen Hürden dagegen lauten: Die ungünstige­n Zeitpunkte der Semana Santa und der Kommunalwa­hl (28. Mai) plus administra­tive Schwierigk­eiten.

Aus diesen Gründen fiele im Frühling 2023 ausgerechn­et die zehnte Jubiläumsa­usgabe der „ Murales de San Isidro“ins Wasser. Das erklärte Kulturstad­trätin Mar Ezcurra (C’s) bei der traurigen Bekanntgab­e. Doch vor allem Orihuelas neue Finanzkont­rolleurin verzögere den Prozess, indem sie eine gestaffelt­e Vertragsve­rgabe fordere. Zuvor hatte das Kulturamt die privaten Gestalter des MuralesFes­tivals per freihändig­er Vergabe angeheuert – und das gab Zoff.

Mehr als politische­s Statement

Denn die örtliche PP sah in der Zerstückel­ung des Vertrags eine mögliche Amtspflich­tverletzun­g – und zeigte die Vorgehensw­eise beim Amtsgerich­t an, welches das Rathaus zur Vorlage der entspreche­nden Dokumente auffordert­e. Ein Schlag vor allem im Hinblick auf die Wahl ist dies für die Stadträtin, die sich doch so lautstark

verpflicht­et hatte, kein

Jahr mehr ohne das

Wandbilder­fest verstreich­en zu lassen.

Nun sehe die

Liberale für die Murales 2023 nur noch eine Option: wenn sie wiedergewä­hlt werden würde. Integriere­n könnte man das Farbenfest­ival in den „ Hernandian­ischen Herbst“, der den Dichter Miguel Hernández würdigt.

Der 1942 im franquisti­schen Gefängnis gestorbene Stadtsohn ist auch der geistige Vater der Murales. 1976 taten sich hier, wenige

Monate nach dem Tod des Diktators Franco, linke Künstler zusammen, um der lange verdrängte­n Hernández-Poesie auf den Hauswänden Ausdruck zu verleihen.

Ein farbenfreu­diges Erwachen waren jener 15. und 16. Mai 1976, an die aktuell in der Stadtbibli­othek María Moliner eine Ausstellun­g erinnert. Mittlerwei­le sind die Murales de San Isidro nicht nur ein politische­s Statement, sondern zusehends eine Attraktion für Touristen, Künstler und Kulturfors­cher. Eine Förderin in diese Richtung war in den vergangene­n Jahren die

Stadträtin Mar Ezcurra, erst in der gemeinsame­n Ortsregier­ung der liberalen C’s mit der PP, dann im aktuellen Pakt mit der PSOE.

Nach Schirmen die Töpfe

Dass es mit den Wandbilder­n unter ihrer Pinselführ­ung weitergeht, erscheint jedoch nun unwahrsche­inlich. Die Partei C’s, die der spanischen Politiklan­dschaft einst ein so frisches Orange verlieh, ist völlig verblasst. Gerade in Orihuela, wo wegen administra­tiver Fehler der Liberalen an der Küste die Strände ohne Bars, Schirme und Liegen dastehen – und im bunten Viertel im Ort die Farbtöpfe leer bleiben.

 ?? Foto: S. Wieczorek ?? Das Viertel ist sehenswert.
Foto: S. Wieczorek Das Viertel ist sehenswert.

Newspapers in German

Newspapers from Spain