„Kein gutes Vorbild“
Wahlkampf in Mazarrón: Günther Ohly engagiert sich für die Linke – Sein Thema ist die Umwelt
Mazarrón – sg. Hinter Günther Ohly wuchert grünes Schilf, aus dem unaufhörliches Froschquaken dringt. Der deutsche Resident hat sich die kleine Brücke über einen Bach an der weiterführenden Schule Antonio Hellín Costa in Puerto de Mazarrón ausgesucht, um den lokalen Medien seine Anliegen mitzuteilen und für Stimmen für die Kommunalwahl am 28. Mai zu werben. Der 72jährige deutsche Resident engagiert sich seit neun Jahren für die Linke IU-Verdes. „ Ich lege Wert darauf, dass wir die Linken-Grünen heißen.“Sein Schwerpunkt sind Umweltthemen.
CCN: Herr Ohly, warum treffen wir uns ausgerechnet hier?
Günther Ohly: Weil das hier ein konstantes Risiko für die Schüler ist. In dem Bach vor der Schule steht das Wasser. Mücken können sich unkontrolliert vermehren, während das Rathaus die Bürger auffordert, jede noch so kleine Wasserpfütze zu vermeiden, um die Verbreitung gefährlicher Insekten zu unterbinden.
Was tun Sie dagegen?
Ich appelliere an die Eltern und Lehrer, das Rathaus zu drängen, hier endlich mal aufzuräumen. Das Argument, da brauchen wir erstmal eine Planung, zählt nicht. Das Gestrüpp wegzuschneiden und den Flusslauf zu versiegeln, ist eine Sache von ein paar Wochen. Sehen Sie sich das hier an! (Günther Ohly zeigt auf ein brachliegendes Feld mit allerhand Müll). Wenn die Schüler aus dem Fenster schauen, sehen sie: Dreck! Selbst der Hundepark vor der Schule ist gepflegter. Wenn die Jugendlichen sehen, dass der Müll einfach liegen bleibt und sich keiner darum schert, werfen sie ihren Abfall auch einfach in die Natur und kümmern sich um nichts. Das ist kein gutes Vorbild.
Was soll mit dem brachliegenden Grundstück passieren?
Hier sollten vor Jahren einmal Wohnungen gebaut werden. Der Grundbesitzer hat wohl die Baufirma übers Ohr gehauen. Beide Seiten wurden sich nicht einig und seitdem liegt das Land einfach so da und wird nicht gepflegt. Auch an den Rändern der Straßen sammeln sich Mengen an Müll.
Wer ist dafür zuständig?
Die Stadtverwaltung sagt, dass die Region Murcia für die Nationalstraße von Puerto de Mazarrón nach Mazarrón verantwortlich ist. Für die Instandhaltung der Straße ja, aber nicht für den Müll, der sich daneben ansammelt. Den muss das Rathaus schon selbst wegräumen.
Welches ist das größte Umweltproblem in Mazarrón?
Plastik. Ich bin gerade an dem großen Parkplatz vor dem Sonntagsmarkt vorbeigefahren. Alles voller Müll. Der Parkplatz ist eigentlich gratis, nur am Markttag kostet das Parken einen Euro. Mit dem Geld
könnte man den Platz doch sauber halten. Der Wind verteilt den Plastikmüll überall und trägt ihn auch ins Meer.
Mit Folgen. Vor Mazarrón ist gerade wieder eine Meeresschildkröte umwickelt von Plastikfetzen gerettet worden.
Nicht immer haben Schildkröten das Glück, gerettet zu werden. Wenn sie vom Plastik befreit, wieder gesund gepflegt und zurück ins Meer gesetzt werden, erscheint der Bürgermeister auf dem Foto. Vielleicht sollte er sich darum kümmern, dass erst gar nicht so viel Plastik ins Meer gelangt.
Welche Chancen rechnet sich Ihre Partei IU-Verdes bei der Kommunalwahl aus?
Zwei Sitze wären super. Die IUVerdes ist seit 40 Jahren im Rathaus von Mazarrón vertreten, allerdings mit Unterbrechungen.
In Mazarrón treten sechs Parteien an, IU-Verdes, Sozialisten PSOE, Volkspartei PP, Unabhängige UIDM, Konservative Por mi Región und rechtsaußen Vox. Wem räumen Sie die besten Siegchancen ein?
Ginés Campillos von der UIDM, auch weil er sich auf Mazarrón konzentriert und sich nicht um regionale und nationale Machenschaften kümmert.
Sie sprechen fließend Spanisch.
Bis zu meinem 16. Lebensjahr habe ich mit meinen Eltern in Peru gelebt. Später war ich über 40 Jahre mit meiner inzwischen verstorbenen Frau aus Sevilla verheiratet.
Wie kamen Sie nach Mazarrón?
Meine Mutter hat Mazarrón vor mehr als 40 Jahren durch eine deutsche Freundin entdeckt. Es hat ihr so gut gefallen, dass sie ein Haus kaufte. Später lernten meine Kinder, ihre Enkel, hier das Schwimmen. Noch heute erinnern sich Frauen an die Yoga- und Gymnastikkurse, die meine Mutter in dem Hotel Bahía gab.