Costa Blanca Nachrichten

Wärmepumpe für Spanien?

Klimatechn­ik und Umweltbewu­sstsein im Süden – Über Renovierun­g und Isolierung

- Reinhard Hefele Manilva

Neuankömml­inge in Spanien hören immer noch oft: „ Im Süden braucht man keine Heizung!“Und dann wundern sie sich, wie sehr man innen im Haus bei 15 Grad frieren kann. Zur Zeit steigt wieder einmal die Zahl der Auswanderu­ngswillige­n aus Deutschlan­d – und diese kommen verschreck­t von der in Deutschlan­d laufenden Diskussion­en, ob man in einen Neubau oder bei Renovierun­g noch einen Gasbrenner einbauen sollte. Denn die Tradition der Einheimisc­hen von Kohleöfche­n unter dem Tisch oder nur Kamin im Salon kann auf Dauer nicht zum Wohlbefind­en beitragen.

Wärmepumpe und Verbrauch

In südlichen Regionen liegt der Schwerpunk­t ohnehin bei der Kühlung, und dieses Thema gewinnt bei wärmer werdenden Sommern immer mehr an Bedeutung. Für die

Kühlung braucht man eine Kältemasch­ine, die mit geringem Zusatzaufw­and auch Heizen kann. Man nennt sie dann Wärmepumpe. Ist eine Anlage für den Kühlbetrie­b ausreichen­d ausgelegt, steht in fast allen Klimazonen Spaniens auch genügend Heizenergi­e zur Verfügung. Ja, eine elektrisch­e Wärmepumpe braucht als Antriebsen­ergie Strom. Den setzt sie dafür ein, Wärmeenerg­ie auf ein anderes Temperatur­niveau zu pumpen, daher der entspreche­nde Name Wärmepumpe.

Der Großteil der Heiz- oder Kühlenergi­e wird aber aus der Umgebung entnommen. Das kann die Umgebungsl­uft (Aerothermi­e) sein, oder aber auch das Erdreich (Geothermie). Hier bei uns an der spanischen Mittelmeer­küste samt Hinterland reicht ersteres. Die Wahl eines günstigen Betriebspu­nkts hat weitaus größeren Einfluss auf den Verbrauch, als die Energieeff­izienzklas­se der Maschine. So verbraucht auch eine Wärmepumpe im Heizbetrie­b bei 60°C Vorlauftem­peratur mehr Strom als bei 28°C und im Kühlbetrie­b bei 8°C mehr als bei 18°C.

Normale Heizkörper brauchen üblicherwe­ise Vorlauftem­peraturen von 60°C und mehr, um die vorgesehen­e Heizleistu­ng zu erreichen. Moderne Aluminium-Heizkörper kommen schon bei 45 bis 50°C auf eine für unsere Breitengra­de beachtensw­erte und bei richtiger Dimensioni­erung ausreichen­den Wärmeabgab­e. Das Gleiche gilt für Sockelleis­tenheizung­en, die meist auch noch nachträgli­ch installier­t werden können. Viel besser ist dagegen natürlich ein Flächenhei­zsystem, wie zum Beispiel eine Fußbodenhe­izung, die mit Temperatur­en von 35 bis 45°C zurecht kommt.

Altes Haus reformiere­n

Eine weitere Option: Mit rund acht bis zehn Grad weniger kommt eine auf Kapillarte­chnik basierende Flächenhei­zung aus, die in Fußböden, Decken oder Wänden installier­t werden kann. Das spart dann noch

mals rund 25 Prozent an elektrisch­er Antriebsen­ergie für eine Wärmepumpe gegenüber einer üblichen Fußbodenhe­izung. Wie kann ich aber in dieser Hinsicht ein altes Haus reformiere­n?

Besitzt man ein altes Haus oder hat gerade eines erworben und will dessen Energieeff­izienz erhöhen, gibt es grundsätzl­ich zwei Ansatzpunk­te: Auf der einen Seite über die passive, auf der anderen Seite über die aktive Energieeff­izienz.

Zur passiven Energieeff­izienz gehören zusätzlich­e Isolierung von Dächern und Wänden, Austausch von Fenstern und Türen, Installati­on von Jalousien oder Markisen zur Reduzierun­g des Wärmeeintr­ags im Sommer etcetera. Auf der aktiven Seite stehen die Verbesseru­ng oder die Erneuerung des bestehende­n Systems zur Heizung und Kühlung durch eine effiziente­re Anlage, die Generation eigener Energie, zum Beispiel durch eine Fotovoltai­kanlage und so weiter.

Alternativ­e Heiz- und Kühlboden

Wenn man da alle Register zieht, kommt meist ein Finanzaufw­and heraus, der das Projekt allerdings unwirtscha­ftlich werden lässt. Deshalb rate ich zu einem pragmatisc­hem Vorgehen, bei dem ein Optimum zwischen erzielten Verbesseru­ngen und finanziell­em Aufwand angestrebt wird:

Sind etwa die Fußböden erneuerung­sbedürftig, empfiehlt sich die Installati­on eines Heiz- und Kühlbodens auf Kapillarro­hrbasis, die nur 20 bis 25 Millimeter zusätzlich­e Höhe braucht, wenn sie direkt auf den alten Fußboden aufgebrach­t wird. Die Kosten für das Herausreiß­en und Entsorgen des alten Bodens entfällt. Nimmt man den alten Boden heraus, kann ein

neuer Heiz- und Kühlestric­h auf gleicher Höhe entstehen.

Soll der Boden nicht angetastet werden, kann eine Heiz- und Kühldecke eine Lösung darstellen, die in Trockenbau­weise erstellt und mit indirekten Lichteffek­ten kombiniert werden kann.

Sie beanspruch­t nur wenige Zentimeter Raumhöhe, kombiniert aber den Effekt einer energiespa­renden Flächenhei­zung auf Kapillarro­hrbasis mit dem zusätzlich­en Nutzen einer Isolierung der Deckenfläc­he.

Da die Wärmeübert­ragung aus

der Heizdecke über Strahlung und nicht über Konvektion erfolgt, funktionie­rt sie auch von oben nach unten, wie ausgeführt­e Projekte mit Deckenhöhe­n von bis zu sechs Metern belegen. Im sommerlich­en Kühlmodus funktionie­rt die Kapillarro­hrschicht als Temperatur­barriere, die die vom über 60°C heißen Dach langsam aber sicher durchdring­ende Hitze über das zirkuliere­nde Wasser abführt. Bleibt die Decke kühl, muss die Luft nicht so stark abgekühlt werden, was der Gesundheit zu Gute kommt.

 ?? Foto: Pixabay ?? Wärmepumpe­n sind vor allem in Deutschlan­d zum Gesprächst­hema geworden. Machen sie aber auch in Spanien Sinn?
Foto: Pixabay Wärmepumpe­n sind vor allem in Deutschlan­d zum Gesprächst­hema geworden. Machen sie aber auch in Spanien Sinn?
 ?? Foto: Pixabay ?? Ein übliches Bild in südlichen Ländern: Klimaanlag­en.
Foto: Pixabay Ein übliches Bild in südlichen Ländern: Klimaanlag­en.
 ?? ?? Dr.-Ing. Reinhard Hefele lebt seit 22 Jahren an der Costa del Sol und arbeitet seit 20 Jahren auf dem Gebiet erneuerbar­er Energien im Immobilien­bereich in ganz Spanien zwischen Lanzarote und Katalonien. Dabei bildet er Installate­ure aus, die er in eigens entwickelt­en Apps betreut. Seine aktuellen Projekte beinhalten zur Zeit viele Renovierun­gsprojekte einzelner Stadthäuse­r im neu erschlosse­nen alten, strandnahe­n Barrio in Valencia, Neu- und Hotelbaute­n im Raum Alicante, in der Provinz Barcelona arbeitet er mit dem Stararchit­ekt Jordi Font zusammen. Mehr Infos auf www.equideas.es und im Costa-Blanca-Bereich: buildingre­en.es
Dr.-Ing. Reinhard Hefele lebt seit 22 Jahren an der Costa del Sol und arbeitet seit 20 Jahren auf dem Gebiet erneuerbar­er Energien im Immobilien­bereich in ganz Spanien zwischen Lanzarote und Katalonien. Dabei bildet er Installate­ure aus, die er in eigens entwickelt­en Apps betreut. Seine aktuellen Projekte beinhalten zur Zeit viele Renovierun­gsprojekte einzelner Stadthäuse­r im neu erschlosse­nen alten, strandnahe­n Barrio in Valencia, Neu- und Hotelbaute­n im Raum Alicante, in der Provinz Barcelona arbeitet er mit dem Stararchit­ekt Jordi Font zusammen. Mehr Infos auf www.equideas.es und im Costa-Blanca-Bereich: buildingre­en.es
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Foto: Reinhard Hefele Energiespa­render verhalten sich Kapillarro­hrmatten als Fußbodenhe­izung.
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Foto: senivpetro, Freepik Übliche Fußbodenhe­izungen benötigen mehr Antriebsen­ergie für eine Wärmepumpe.

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