Weichen für einen Ausgleich
Spaniens Erstliga-Fußballerinnen beenden Streik für höhere Mindestgehälter
Madrid – dpa/sw. Kann es im spanischen Fußball der Frauen mal wieder um Sport gehen? Offenbar ja! Die Fußballerinnen der ersten Liga haben ihren Streik für mehr Gehalt nach einer Einigung mit La Liga beendet. Die Gewerkschaften der Spielerinnen und der Verband einigten sich auf höhere Gehälter, wie La Liga und die Gewerkschaft AFE am Donnerstag mitteilten. In der Spielzeit 2023/24 sollen die Frauen ein Mindestjahresgehalt von 21.000 Euro erhalten, die je nach Entwicklung der Einnahmen auf 23.000 Euro anwachsen können. Für die Saison 2024/25 wurde ein Mindestgehalt von 22.500 Euro und für 2025/26 ein Gehalt von zumindest 23.500 Euro vereinbart.
Die Gewerkschaft betonte, dass es sich bei der Einigung nur um einen „ ersten Schritt“handeln könne. Nun gehe es darum, in Fragen wie Mutterschutz, Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung und Aufwandsentschädigungen voranzukommen. Die Fußballerinnen waren zum Saisonstart in den Streik getreten, nachdem die Liga nur ein Mindestjahresgehalt von 20.000 Euro für die neue Saison angeboten hatte. AFE forderte 23.000. Das sei für die Clubs der Liga F bei garantierten Einnahmen von knapp 100 Millionen Euro für die Saison 2023/2024 problemlos zu finanzieren.
Unbezahlter WM-Urlaub
Ein Durchbruch? Eher bleibt es noch länger dabei: Selbst Auftritte auf der Weltbühne wie bei der WM in Australien und Neuseeland garantieren den Hauptdarstellerinnen noch lange kein sorgenfreies Leben. Stars wie Alexia Putellas machen zwar Millionen. Doch erreichen bisher nur wenige diesen
Status. Die Situation in der Schweiz beschrieb Nationalspielerin Ana-Maria Crnogorčević vom FC Barcelona zuletzt so: „ Mein Team arbeitet den ganzen Tag“, sagte sie – und meinte nicht das Training: „ Am Abend können sie erst Fußball spielen. Wie soll man mit den Besten mithalten, wenn man in der Früh aufsteht, sechs bis acht Stunden im Büro sitzt und erst am Abend trainieren kann? Und wenn man sich für die WM unbezahlten Urlaub nehmen muss?“
Massive Investitionen in den Frauenfußball sind derzeit vor allem im sogenannten Mutterland der Sportart, England, zu betrachten. Wobei sich bereits auch Widerstand gegen das aggressive Transferverhalten auf der Insel regt. Bei internationalen Spitzenvereinen wie dem FC Barcelona mit Weltfußballerin Putellas und Real Madrid, das sich etwa Kolumbiens Jungstar Linda Caicedo geangelt hat, sitzt das Geld in Sachen Transfers auch nach und nach lockerer.
In der Spitze sollen Europas Topclubs Gehälter bis zu 500.000 Euro zahlen. Verglichen mit der globalen Elite klingt das recht bescheiden. Die im WM-Achtelfinale rausgeflogenen US-Stars Alex Morgan und Megan Rapinoe kamen laut CNN im vergangenen Jahr auf Einnahmen von jeweils 5,7 Millionen Dollar. Den Großteil erzielten sie allerdings durch Werbe-Aktivitäten, in der US-Liga liegen die Top-Jahresgehälter ebenfalls noch deutlich unter der Millionenmarke.
Bei Europas Top-Fußballerinnen eröffnet sich der Markt für Privatverträge erst langsam. Während in Spanien Alexia Putellas bereits ein bekanntes Werbegesicht ist, kann es im Zuge der WM auch sicher eine Aitana Bonmatí werden, Gewinnerin des Goldenen Balls und frischgekürte UEFA-Fußballerin des Jahres. Längst wird sie nicht nur im Raum Barcelona gefeiert, sondern – gerade von jungen Fußballbegeisterten – spanienweit bewundert. Ähnliches gilt für andere WM-Heldinnen wie Olga Carmona oder Salma Paralluelo.
Doch all sie betraf als Spielerinnen der Spitzenclubs der Kampf um den Mindestlohn sowieso weniger. Schon jetzt sind sie unter Spaniens Fußballerinnen die Topverdienerinnen, während der Großteil der Liga F bis jetzt noch unter den Bedingungen des – 2020 hart erkämpften – Abkommens mit dem Mindestjahresgehalt von 16.000 Euro kickt. Wohlgemerkt liegt der Betrag unterhalb des minimalen Jahresgehalts der dritten Fußballliga der Herren in Spanien, das auf 20.000 Euro festgelegt ist.
„Wie soll man mit den Besten mithalten, wenn man sechs bis acht Stunden im Büro sitzt?“