Oktoberfest im Blut
Ana Llorens Climent ist La Nucías neue Bierkönigin – Spanierin, feierfreudig, Deutschland-Fan
La Nucía – fin. Gerade erst vom Oktoberfest in München zurück, sitzt Ana Llorens Climent in ihrem niegelnagelneuen grünen Dirndl stolz fürs Fotoshooting am restaurierten Waschplatz Font de la Favara in La Nucía. In zwei Wochen wird sie ein paar Kilometer entfernt in dem Kleid auf der Bühne stehen und als Bierkönigin das älteste Oktoberfest auf dem spanischen Festland eröffnen. „ Ich wollte unbedingt das Original gesehen haben, bevor ich mein Amt antrete. Mein Mann und ich hatten seit Jahren vor, zur Wiesn zu fliegen, jetzt war die perfekte Gelegenheit gekommen“, lacht Llorens.
Sich selbst bezeichnet die 53Jährige als „ muy festera“, sehr feierfreudig – das half wohl auch in München. „ Wir saßen zu zweit an einem Tisch voller Unbekannter aus den USA, Tschechien, Mexiko. Aber innerhalb von Minuten kam es uns vor, als würden wir uns schon ewig kennen“, sagt die Spanierin. Mindestens zwei der Amerikaner wollen nun tatsächlich auch nach La Nucía zum Oktoberfest kommen.
Als Festera beim Benidormer Patronats-Fest lernte die 53-Jährige seinerzeit auch ihren Mann, den Hotelier Paco Llinares, kennen und lieben – und durch ihn das Oktoberfest. „ Wir fuhren jahrelang von Benidorm nach Calp zum Oktoberfest, unser Freund Vicente mietete jedes Jahr einen Bus, mit dem wir als große Gruppe hinfuhren – immer mit anders bedruckten TShirts“, sagt Llorens.
Durch den Umzug ins nähere La Nucía fiel zwar der Bus weg, aber natürlich nicht der Oktoberfest-Besuch. Letztes Jahr wurden schließlich im Zelt die Weichen für das Königinnen-Amt gestellt. „ Ich sagte halb im Spaß, dass nächstes Jahr ich die Königin sein werde“, sagt Llorens. In Bierlaune stieß man schonmal darauf an, mit am Tisch saß Miguel Ángel Ivorra, Baustadtrat in La Nucía und enger
Freund von Llorens seit Kindheitstagen. Der erinnerte sich dieses Jahr an das Gespräch im Zelt und rief die Benidormerin an. „ Ich habe sofort zugesagt, ich freue mich riesig, Königin sein zu dürfen“, sagt die Spanierin und zählt auf, warum sie perfekt für den Job geeignet ist: Neben der Freude am Feiern liebt sie Bier und Würstchen, die Musik der Steinsberger – und bringt jede Menge Deutschland-Erfahrung mit. Studiert hat Llorens Marketing, einige Jahre arbeitete sie in Valencia bei US-Würstchen-Fabrikant Oscar Mayer. „ Ich war für die Firma in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, München“, erzählt Llorens. Gesehen hat sie von den Städten damals wegen der Arbeit nicht viel, das änderte sich beim nächsten Job, dieses Mal für Schokoladen-Hersteller Valor. „ Ich fuhr zwölf Jahre lang zur Schokoladenmesse nach Köln, abends zogen wir mit Kunden durch die Brauhäuser – ich habe es geliebt, ich liebe die deutsche Kultur“, meint Llorens. Natürlich hatte die Festera in Köln auch was zu feiern – manchmal fiel die Messe mit dem Karneval zusammen.
Überrascht sei sie gewesen von den Deutschen, und zwar durchweg positiv. „ Ich hatte vorher dieses Quadratschädel-Stereotyp im Kopf, bin dann aber auf sehr offene, fröhliche und freundliche Menschen gestoßen“, so die Bierköngin. Deutsch habe sie zwar nie gelernt, für die Eröffnungsrede beim Oktoberfest übt Llorens aber fleißig mit der Lehrerin ihres Sohnes. „ Er ist riesiger Deutschland-Fan und wollte die Sprache unbedingt lernen. Und er liebt Würstchen – vor allem Bratwurst – genau wie ich“, lacht die Spanierin.
Was Llorens am Oktoberfest neben Bratwurst, Bier und Musik noch schätzt, ist die Tatsache, dass die Gaudi genau wie das Original in München verschiedene Menschen zusammen bringt. „ Die Costa Blanca ist so international, praktisch jeder hier lebt irgendwie vom Tourismus oder den ausländischen Bewohnern. Ich mag die Idee, dass ein Fest mehrere Kulturen vereint“, meint Llorens. So wird auch ein norwegischer Freund der Bierkönigin seinen 50. Geburtstag im Zelt feiern – mit 30 Norwegern. „ Gastfreundschaft liegt mir im Blut“, sagt Llorens. Ebenso wie das Feiern – und das Oktoberfest.