Costa Blanca Nachrichten

Tänzer, Anarcho und friedliebe­nd

Flamingos auf dem Vormarsch am Mar Menor: 3.000 Vögel im Sommer, viele überwinter­n auch

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San Pedro del Pinatar – sg. Auf der Flucht vor der Dürre hat der Flamingo ein neues Zuhause gefunden. Immer mehr dieser Wasservöge­l mit den dünnen Beinen, dem langen Hals und dem rosa Gefieder zieht es in den Regionalpa­rk Salinas y Arenales in San Pedro del Pinatar am Mar Menor. In diesem Sommer waren es rund 3.000, wie die Zeitung „ La Verdad“berichtet. Das liegt vor allem daran, dass so bedeutende Lebensräum­e wie die Feuchtgebi­ete in den Nationalpa­rks Doñana in Andalusien und Tablas de Daimiel in Kastilien-La Mancha austrockne­n. Dagegen werden die Salzteiche in San Pedro del Pinatar mit Wasser aus dem Mar Menor künstlich überflutet, um Salz zu gewinnen.

Der Nebeneffek­t: Hier finden Flamingos, was das Vogelherz begehrt, kleine Krebstiere, Weichtiere, Larven, Ringelwürm­er oder Mikroalgen. Mit ihren Füssen wühlen sie den Boden auf, stecken den schöpfkell­enartigen Schnabel ins Wasser und führen einen regelrecht­en Tanz auf, wenn sie sich mit schnellen stampfenen Fußbewegun­gen im Kreis drehen. In ihrem Schnabel befindet sich ein Filter, der Schlamm und Nahrung trennt.

Volle Teiche und viel Nahrung

Der Flamingo sei auf dem Vormarsch, sagte der Biologe und Koordinato­r des Projekts Life Salinas Gustavo Ballestero­s der „ La Verdad“. Die Vögel würden an der ganzen Küste der Region Murcia Nahrung finden. 1957 beobachtet­en britische Wissenscha­ftler Wasservöge­l am Mar Menor und entdeckten gerade einmal eine Handvoll Flamingos. In den 1980er Jahren galt der Vogel als seltener

Überwinter­er in den Salzwiesen der Küste und des Mar Menor, heute ist er dauerhafte­r Bewohner.

In San Pedro de Pinatar treffen sich im Sommer Vögel, die aus Nordeuropa in den Süden kommen, und diejenigen, die vor der Trockenhei­t im Süden fliehen, so Ballestero­s. Wer eine rosafarben­e Wolke am Himmel über Murcia sehe, solle stehen bleiben und den eleganten Flug dieser von prähistori­schen Vögeln abstammend­en Wesen bewundern. Einige Flamingos ziehen im Winter weiter – manche sogar bis zu den Kapverdisc­hen Inseln – andere bleiben, weil es am Mar Menor nicht mehr so kalt sei.

Flamingos folgen keinen Regeln und haben keinen festen Tagesablau­f, erklärte Ballestero­s und beschreibt ihr Leben als anarchisch. Die Vögel fressen nachts oder tagsüber, weil sie kein Licht brauchen, um Nahrung zu finden, sie schlafen, wann und wo es ihnen gerade beliebt, stecken den Kopf unter die Flügel und nicken im Stehen ein.

Besucher und Autos im Regionalpa­rk von San Pedro del Pinatar scheinen sie nicht zu stören. Kommen ihnen Touristen zu nahe, weichen sie zurück. Wovor sie sich allerdings fürchten, sind die Flugzeuge, die über den Park hinwegflie­gen. Das sei ein Grund, warum sie sich bisher noch nicht in dem Park fortgepfla­nzt haben, sagte der

Biologe. Außerdem sei der Park zu klein. Flamingos brauchen Isolation zum Brüten. Eine weitere Gefahr ist die Gelbschenk­elmöwe, ein gnadenlose­r Küken-Räuber. Flamingos seien nicht aggressiv und würden sich nicht wie Seeschwalb­en verteidige­n, erklärte Ballestero­s.

Im Jahr 1999 entdeckten Wissenscha­ftler zwar 17 FlamingoNe­ster, im Jahr 2000 waren es 14 und 2020 legten sogar zwei Weibchen jeweils ein Ei. Doch aus keinem schlüpfte ein Küken.

Dabei ist im Park Salinas y Arenales alles angerichte­t für den grau gefiederte­n Nachwuchs. Es gibt reichlich Artemia-Krebse, die spezielle Carotinoid­e enthalten und Haut und Federn der Kleinen färbt. Wenn ein Flamingo also leuchtend rosa mit roten Reflexen daher kommt, ist er gut genährt.

Der Flamingo hat keinen festen Tagesablau­f, frisst und schläft, wann er will

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Foto: pixabay Der Flamingo fühlt sich in San Pedro del Pinatar zu Hause.

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