Wasserklau nicht zu stoppen
Zwei Jahre nach Versiegelung eines illegalen Brunnens in Águilas laufen die Pumpen wieder
Águilas – sg. Zwar geht die Guardia Civil seit geraumer Zeit gegen die illegale Entnahme von Grundwasser für die Landwirtschaft in der Region Murcia vor und hat bereits mehrere versteckte Pump- und Entsalzungsanlagen versiegelt sowie Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Doch offenbar geht der Wasserdiebstahl weiter, wie ein besonders dreistes Beispiel aus Águilas zeigt.
2021 hob die Umweltbrigade Seprona der Guardia Civil eine kriminelle Gruppe aus, die illegal Grundwasser aus dem Trockenfluss Talayón in der Sierra Almenara zwischen Águilas und Lorca pumpte. Die Anlage wurde versiegelt, drei Agrarunternehmer festgenommen und 17 Ermittlungsverfahren eröffnet.
Wanderer hören ein Brummen
Doch aus demselben Brunnen wird schon wieder oder noch immer rund um die Uhr mithilfe eines Generators Wasser gepumpt und durch versteckte Leitungen zu zwölf Kilometer entfernten Feldern transportiert, wie die Zeitung „ La Verdad“berichtet. Wanderern in der Sierra Almenara war ein permanentes Brummen aufgefallen. Das Geräusch führte sie zu der illegalen Anlage. Sie meldeten ihren Fund der Seprona, die im Januar dieses Jahres eine Inspektion durchführte und feststellte, dass die Plomben entfernt worden waren und die Pumpe aktiv war.
Die Staatsanwaltschaft in Lorca forderte daraufhin dringend, den Brunnen wieder zu versiegeln sowie Motor und Pumpe außer Betrieb zu setzen, um sicherzustellen, dass der Grundwasserleiter nicht so stark ausgebeutet wird, dass er sich nicht mehr erholen kann. Das Gericht gab dem Antrag im April statt. Doch der Fall steckt juristisch fest. Die Anwälte der angeklagten Unternehmen legten Berufung ein. In der Zwischenzeit läuft der Motor weiter und der Brunnen saugt unaufhörlich Grundwasser ab.
Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts Segura CHS hatte der Talayón-Brunnen die Genehmigung zur Entnahme von maximal 7.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr, die für eine Viehherde bestimmt waren. Doch bei der Inspektion im Januar 2021 fand die
Seprona keine Spur von einer Tränke oder einem Tier, aber ein verstecktes Rohr mit einem Zähler. Aus den Daten geht hervor, dass der Brunnen bereits seit mehr als 20 Jahren rund eine Million Kubikmeter Wasser pro Jahr fördert und an 24 Grundstücke mit einer
Gesamtfläche von 125 Hektar zwischen Águilas, Lorca und Mazarrón weiterleitet. Keine der Anbauflächen hat ein Bewässerungsrecht.
Das CHS hat inzwischen zwei Verfahren eingeleitet, um die Genehmigung des Brunnens aufzuheben und Bußgelder in Höhe von 500.000 bis eine Million Euro zu verhängen wegen besonders schweren Fehlverhaltens. Doch der CHS hat die Verfahren erst mal auf Eis gelegt, bis ein endgültiges Urteil des Gerichts vorliegt.
Die Generalstaatsanwaltschaft der Region Murcia bezeichnete die illegale Entnahme von Grundwasser in ihrem Bericht für das Jahr 2022 als besorgniserregendes Umweltverbrechen. Der Wasserdiebstahl im Talayón-Fluss verhindert, dass Wasser in kleinere Quellen fließen kann. Das Gebiet verliert Lebensräume für bedrohte Tierarten wie Steinadler, Habichtsadler oder Maurische Landschildkröte.
Illegale Felder mit gestohlenem Grundwasser bewässert