Ein Prosit zur Verständigung
Mit dem Herbst kommen die Oktoberfeste – Warum die Gaudi bei Spaniern so beliebt ist
Judith Finsterbusch
an, der halbe Liter Bier ist doppelt so groß wie die geliebte caña, nach dem Essen fehlt der Kaffee.
Vielleicht ist es genau das, was Oktoberfeste für Spanier so verlockend macht: Sie sind anders, für den Südländer, der sich begeistert ins Karo-Hemd und KarnevalsDirndl wirft, ist es vermutlich furchtbar exotisch, einen halben Liter Helles zu exen, zum Schlager, dessen Text er beneidenswerterweise nicht versteht, zu schunkeln, das Gleichgewicht auf einer Holzbank zu verlieren und Unmengen Fleisch zu verputzen.
Fakt ist: Oktoberfeste, mal mehr mal weniger authentisch, sind in Spanien aus dem Boden geschossen wie Hefepilze, einen wahren Boom gab es ab etwa 2010, als in keiner großen Stadt eine Fiesta de la Cerveza fehlen durfte. Aber auch in den kleineren Küstenorten sind sie längst angekommen, dort meist organisiert von den Rathäusern und Ausländeroder Festvereinen.
Gemütlich muss es sein
„ Ich denke, man merkt, ob ein kommerzieller Veranstalter hinter einem Oktoberfest steckt oder ein Verein“, meint CCC-Vorsitzende Gaby Schäfer. „ Bei Vereinen steckt Herzblut dahinter, unser Deko-Team zum Beispiel bindet die riesigen Kränze, die an der Zeltdecke hängen, jedes Jahr selbst.“Dazu kommt der Faktor Authentizität. Deutsches Bier gibt es zwar mittlerweile bei so ziemlich allen Oktoberfesten in Spanien, beim Essen macht es dann aber doch einen Unterschied, ob der Kartoffelsalat aus dem 10-Liter-Eimer vom Großhändler stammt oder nach Original-Rezept selbstgemacht ist.
„ Die Atmosphäre ist entscheidend, ein Oktoberfest gehört für mich in ein Zelt, nicht in eine Messehalle. Es muss gemütlich sein. Und Livemusik mit einer großen Band bringt andere Stimmung als ein DJ oder Alleinunterhalter“, so die gebürtige Kölnerin, die seit 1986 an der Costa Blanca lebt.
Beim CCC-Oktoberfest geht das Konzept seit Jahren auf und der Verein ist stolz darauf, dass die 2.500 Plätze im Zelt und davor zumindest an den Wochenenden immer voll sind. Ein Großteil des Publikums sind Spanier, viele kommen jedes Jahr aufs Neue. „ Vielleicht ist es die ungezwungene Atmosphäre, das andere Essen, das Ausprobieren von etwas Neuem. Und ich glaube, es geht auch um die Vermischung der Kulturen“, versucht sich Schäfer an einer Erklärung. Denn spätestens bei einem Oktoberfest sollte jeder Spanier merken, dass „ die Deutschen“weder kühl noch humorlos sind – dafür aber ziemlich trinkfest.