Von klein auf ganz groß dabei
Hinter den Kulissen: Wie schon Kinder bei den Moros y Cristianos in Altea eingebunden werden
Altea – bel. Ganz Altea steht unter Strom, von frühmorgens bis spät in die Nacht sind die Festeros der Mauren und Christen unterwegs. Festbeleuchtung, rhythmische Marschmusik und hunderte Menschen, die in maurischen oder christlichen Kämpferkostümen durch den Ort stolzieren: Während der Fiestas herrscht Ausnahmezustand, Altea feierte vergangenes Wochenende seine Moros y Cristianos. Und wenn die Eltern den ganzen Tag unterwegs sind, müssen die Kinder natürlich auch mit.
Ingrid Lloret González etwa ist die diesjährige Alférez der Mauren und somit eine repräsentative Figur der Fiesta. Mit 13 Jahren kommt sie gerade noch rechtzeitig für das Amt, das ausschließlich Kinder zwischen sechs und 14 Jahren ausüben dürfen. „ Ich bin sehr stolz darauf, dass meine Tochter dieses Jahr Alférez ist, aber ich bin auch froh, dass sie schon 13 ist, so kann sie vieles selbstständig machen und ich muss nicht überall mit dabei sein“, sagt Bea González Almås, Ingrids Mutter. Denn das Amt bringt viele Pflichten mit sich.
Über den ganzen Monat verteilt finden verschiedene Veranstaltungen statt, an denen Ingrid teilnehmen muss. Bei den offiziellen Festtagen hat sie von Donnerstag bis Dienstag einen vollen Tagesplan. Morgens um 8 Uhr geht es los mit Schminken, Haare machen und kostümieren, danach wird sie bei einer Veranstaltung nach der andern erwartet. Bea González, gebürtige Norwegerin, hat Alteas
Fiestas während ihrer Ferien an der Costa Blanca in Jugendjahren kennengelernt und ihr war klar, dass sie Teil davon sein wollte, sobald sie ganz hierherziehen würde.
Nur ein Jahr verpasst
Seit 1999 ist González tatkräftig mit dabei: „ Das einzige Jahr, in dem ich die Fiestas verpasst habe, war 2010, weil meine Tocher am 15. September auf die Welt kam“, erzählt González. Somit hat auch Ingrid bisher bloß in ihrem Geburtsjahr die Fiestas verpasst. Seither ist sie stets dabei, und sogar die Tante aus Norwegen ist zu diesem besonderen Anlass angereist.
Marta Giner Gorgoll ist eine weitere stolze Mutter, die ihre Kinder schon früh in die Fiestas mit einbezieht. Für ihre zweijährigen Zwillingsmädchen Maia und Lea ist es das erste Jahr im Getümmel. „ Ich hätte sie am liebsten schon letztes Jahr im Verein angemeldet, aber ihre Großmutter war der Meinung, dass sie noch zu klein sind“sagt Giner. Während sie und ihre Schwester vor dem Festlokal warten, bis sie endlich in die Maske können, sind die Zwillinge bei der
Oma und halten Siesta, damit sie für den großen Auftritt um 23 Uhr ausgeschlafen sind.
In der Familie Giner gibt es eine lange Fiesta-Tradition, die Mädchen sind die dritte Generation der Familie, die Teil der Gruppe Els Corsaris ist. Giners Eltern waren Mitgründer der Peña, die es seit 1980 gibt, ein Jahr, nachdem man begonnen hatte, Moros y Cristianos in Altea zu feiern.
Dieses Jahr ist die komplette Familie Giner dabei. Denn obwohl die Schwester Gema Giner seit mehreren Monaten im Ausland lebt, zahlt sie den jährlichen Mitgliederbeitrag des Vereins – 550 Euro, Kosten für Kostüm, Makeup und Friseur nicht inbegriffen – und ist speziell für dieses Wochenende aus Frankreich hergeflogen, um teilzunehmen. „ Das wollte ich auf keinen Fall verpassen, wenn die Kleinen zum ersten Mal am Festzug teilnehmen“, sagt sie.
Und auch die Großeltern strahlen regelrecht, als sie neben der Karosse hergehen und die Enkelkinder beim Festzug begleiten. Ein besonderer Moment für die ganze Familie – und den ganzen Ort.