Costa Blanca Nachrichten

Murcia, Königin des Marihuana

Der Anbau von Cannabis-Pflanzen boomt: Murcia bietet ideale Bedingunge­n, Strafen sind gering

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Murcia – sg. Es vergeht gefühlt kaum eine Woche ohne die Nachricht, dass in einer Gemeinde in der Region Murcia eine illegale Marihuana-Plantage aufgefloge­n ist, sei es in einer Wohnung, in einer Lagerhalle oder versteckt auf einem Feld. Der letzte große Schlag gegen den Anbau von Marihuana in der Region gelang der Nationalpo­lizei im Mai vergangene­n Jahres. Die Drogenfahn­der beschlagna­hmten insgesamt 2.300 Cannabis-Pflanzen, die in über 30 Wohnungen in Murcia und Alicante gezüchtet wurden. 43 Verdächtig­e wurden festgenomm­en. Die Beamten brachten eine internatio­nale Drogenband­e zu Fall, die das Rauschgift aus Murcia über den Flughafen von Valencia nach Großbritan­nien schmuggelt­e.

Das Geschäft mit Rauschmitt­eln boomt. In Murcia sind längst internatio­nale, kriminelle Organisati­onen tätig, die Marihuana in industriel­lem Maßstab produziere­n. Aus dem jüngsten Jahresberi­cht der Generalsta­atsanwalts­chaft, der kürzlich vorgelegt wurde, geht hervor, dass Murcia zusammen mit Andalusien und Katalonien die Region ist, in der die größeren Netzwerke ihre „ Haschisch-Gewächshäu­ser“verstecken.

Versteckte Plantagen

Die Daten aus den Polizei-Operatione­n gegen den Drogenhand­el belegen das Phänomen. 2015 wurden in Murcia 497 Kilogramm verarbeite­tes Marihuana beschlagna­hmt. Im Jahr 2021 waren es 1,9 Tonnen, fast vier Mal so viel. 2016 sammelten die Fahnder 17.702 Cannabis-Pflanzen ein, 2021 waren es fast 78.000.

Die Abteilung der Policía Nacional für Drogen und organisier­te Kriminalit­ät Udyco zerschlägt nach eigenen Angaben zwei bis drei Plantagen pro Woche in der Region Murcia. Die Droge gewinne immer mehr an Bedeutung, sagte Udyco-Leiter Jorge Pérez gegenüber der Zeitung „ La Verdad“. Cannabis werde versteckt in Obstplanta­gen angebaut, neben verlassene­n Häusern, in Lagerhalle­n und in Apartments in Randgebiet­en.

Es gebe Gebäude mit zehn Wohnungen, von denen sieben nur für den Anbau genutzt werden. Pérez wies auf die Gefahr hin, die von illegalen Stromansch­lüssen ausgehe, denn Marihuana-Kulturen erforderte­n einen hohen Verbrauch. Dass Murcia im Marihuana-Geschäft spanienwei­t einen Spitzenpla­tz einnimmt, führt der Leiter der Nationalpo­lizei in Murcia, Eliseo Valcárcel, auf das günstige Klima und die guten Böden zurück, die ideal für den Anbau von Cannabis von hoher Qualität seien. Als weiteren Grund für den Aufschwung nannte der Leiter der Udyco-Einheit, Jorge Pérez, die relativ geringen Strafen, wenn man erwischt wird, im Vergleich zum Handel mit Kokain oder Heroin.

Marihuana gelte nicht als schwer gesundheit­sschädlich­e Droge. Im Jahr seien vier Ernten möglich, da sei der wirtschaft­liche Nutzen höher als die Gefahr, verhaftet und ins Gefängnis gesteckt zu werden. Ein Kilogramm Marihuana koste hier 2.000 Euro, rechnete Pérez vor, in Großbritan­nien verdreifac­he sich der Preis, in Polen steige er sogar um das Fünffache.

Deshalb würden viele Organisati­onen Cannabis aus Murcia kaufen und versteckt in Lastwagen, in Autos, über Pakete und Drogenkuri­ere ins Ausland transporti­eren. Das viele Geld, das mit den CannabisPf­lanzen gemacht werde, führe auch dazu, dass die Organisati­onen immer gewalttäti­ger werden würden, hieß es in dem Bericht der Staatsanwa­ltschaft. Es würden bei den Razzien steig mehr Waffen sichergest­ellt werden und die Abrechnung­en zwischen Banden würden zunehmen.

Das Marihuana-Geschäft in Murcia boomt, die Gewalttate­n nehmen zu

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Foto: Guardia Civil Die Guardia Civil hat eine Indoor-Plantage in San Javier ausgehoben.

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