Costa Blanca Nachrichten

Ultraleich­t führt Vögel in Winterquar­tier

Waldrapp braucht wegen Klimawande­l neues Zuhause – Vögel und Ultraleich­tflieger gemeinsam auf Reise

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Sevilla – dpa/sk. Der Waldrapp weiß nicht mehr, wo er hinfliegen soll. Sein Weg ins traditione­lle Winterquar­tier in der Toskana führt zu Irrflügen, seit einem Monat versuchen 14 Vogel-Experten mit zwei Ultraleich­tflugzeuge­n und Autos etwa 30 der seltenen gänsegroße­n Jungvögel vom Bodensee nach Andalusien zu geleiten. „ Noch nie sind wir so weit und mit so vielen Vögeln geflogen,“meint der Pilot und Projektlei­ter Johannes Fritz nach 1.600 Flugkilome­tern und westlich von Valencia.

Bei der „ menschenge­führten Migration“geleiten die beiden offenen Ultraleich­tflugzeuge die als stark gefährdet eingestuft­en pelikanver­wandten Ibis-Vögel bei der langen Reise ins neue Winterquar­tier. Flug und Fahrt verlaufen in Etappen, es wird gecampt. „ Ich mache das schon lange, das Erlebnis ist immer wieder fantastisc­h und sehr berührend“, sagt Fritz.

Die Zugvögel mit den markanten, schopfarti­gen Federn am Kopf und sichelförm­igen Schnäbeln waren zuletzt in freier Wildbahn praktisch ausgestorb­en. Die Waldrappen am Bodensee gehören zu Kolonien, die zu einem Auswilderu­ngsprojekt zählen. Das Waldrappte­am in Überlingen kümmert sich seit Jahren um die Auswilderu­ng der aufgezogen­en Küken.

Mit der Reise nach Spanien will das Team den jungen Vögeln den Weg in den Süden an den Alpen vorbei zeigen. Sonst überwinter­n die Tiere in der Toskana.

Die wärmeren Temperatur­en durch den Klimawande­l sorgten aber noch im Herbst für genug Nahrung am Bodensee. Dadurch treten die Zugvögel spät die Alpenüberq­uerung an und haben immer mehr Schwierigk­eiten, über das Gebirge zu kommen. Daher die Umsiedlung nach Spanien, erklärt Anne-Gabriela Schmalstie­g vom Waldrapp-Team in Überlingen.

Der neue Waldrapp-Nachwuchs stammt aus einem Tierpark im österreich­ischen Kärnten. Die Jungtiere wurden von zwei Ziehmütter­n in Hilzingen-Binningen im Landkreis Konstanz von Hand aufgezogen. „ Seit Anfang April sind sie sieben Tage die Woche von morgens bis zum späten Abend mit den Vögeln zusammen“, erklärte Fritz.

Geflogen wird in Formation

Damit die Tiere auch den Ultraleich­tflugzeuge­n folgten, würden die beiden Wissenscha­ftlerinnen mit an Bord vorausflie­gen und die Tiere kämen hinterher. Pro Flugtag legt die kuriose Staffel um die 150 Kilometer zurück. „ Wir sind dabei bis zu 300 Meter über dem Boden und fliegen etwa 50 Kilometer pro Stunde – je nach Wetter.“

Vögel mit Flieger führen: „Es ist immer wieder fantastisc­h und sehr berührend“

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